...und hatte sich aus Gründen, die sie für zwingend hielt, von ihm scheiden lassen."
Es gibt AutorInnen, deren Bücher ich wirklich mit
unwahrscheinlichem Vergnügen wieder und wieder lese und die Autorin und das
Buch, die ich heute hier vorstelle, gehören mit Sicherheit dazu: DIE SIEBEN
SPIEGEL DER LADY FRANCES (MR. SKEFFINGTON) von Elizabeth von Arnim (1939).
Lady Frances – genannt Fanny – Skeffington wird in wenigen
Tagen 50 Jahre alt (- am 12. März um mal genau zu sein..). Nach langwieriger
Krankheit ist nur noch wenig von ihrer einstigen Schönheit übrig, für die sie
einstmals berühmt war. Ganz London (in erster Linie natürlich der männliche
Teil..) lag ihr zu Füßen. Damit ist es jetzt vorbei – und um es noch schlimmer
zu machen: Ständig sieht Fanny ihren Exmann Hiob Skeffington vor sich, der sie vor 20
Jahren – nach dem sie sich von ihm scheiden ließ – mit einem stattlichen
Vermögen versorgte. Als sie einen Arzt aufsucht, rät dieser ihr Skeffington „zu
stellen“ – d. h. ihn zum Essen zu treffen. Vollkommen indiskutabel für Fanny versteht sich, schließlich kennt Hiob
sie nur als blühende Schönheit – ebenso wie andere ehemalige Verehrer, die sie
in den nächsten Tagen treffen wird. Allerdings ist die Zeit auch an den
flotten Hirschen der Londoner High Society nicht spurlos vorrübergegangen..
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~ interessanter Weise beschäftigt sich der deutsche Titel mit der Hauptfigur
- während das Original einen anderen Schwerpunkt legt.. ~ |
Da ich dummerweise auch nicht jünger werde (– und irgendwie
hatte ich mir ja erhofft, dass das Alter mich übersieht..), konnte ich mich
sehr, sehr gut mit Fanny identifizieren – obgleich ich vom halben Jahrhundert noch
ein gutes Stück entfernt bin.. Allerdings ist über 18 nun mal über 18.. Und
wenn man, d.h. frau, beim Kauf einer Flasche Rum für einen netten Cocktailabend
nicht mehr nach dem Ausweis gefragt wird, dann wird’s ernst – mal abgesehen
davon, dass frau schon mal ins Grübeln kommen kann, wenn „nette
Cocktailabende“ daheim stattfinden.. Also: mit Fanny’s Sorge einer Singlefrau, deren
Attraktivität nachlässt (du liebe Zeit! Was ist mit meiner?? Wo ist mein
Spiegel???) konnte ich gut mitfühlen – und wenn man lange genug Single ist, dann
hat man ab und an auch mal Sehnsucht danach jemanden zum Anlehnen zu haben - im
schlimmsten Fall hat man das auch, wenn man gerade in einer Beziehung steckt..
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~ meine Ausgabe ist von 1958 und Elizabeth von Arnim heißt hier Elizabeth Russell. 1916 heiratete sie den Britischen Politiker Frank Russell - und trotz Trennung blieb sie mit ihm bis zu seinem Tod 1931 verheiratet. |
Was mich zu einer begeisterten Leserin von Elizabeth von
Arnim macht ist ihr wunderbar ironischer Schreibstil. Hier kriegen alle ihr
Fett weg und dass auf charmante Weise – ist doch auch mal schön, nicht?
Ich gebe ja zu dass mich das Thema Altern und Verlust der Schönheit sehr fasziniert - die Welt der Literatur und des Films (der Kunst überhaupt) ist ja voll von entsprechenden Charakteren - Ihr könnt Euch also auf die eine oder andere Besprechung zum Thema gefasst machen..
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~ Elizabeth von Arnim (1866-1945). Ihr richtiger Name war Mary Annette Beauchamp.
Erst veröffentlichte sie anonym - später auch als Elizabeth - ein Name, den sie auch gerne privat verwendete.. ~ |
Auch ganz großartig: Das Ende! Obwohl man weiß, was
passieren wird, bringt einen die Spannung fast um. Das Buch ist einfach
wunderbar – und sollte zur Pflichtlektüre für all uns alternden Jungfern
werden.. Na ja.. Ich bin wirklich schwer begeistert.. ..und werde diesen Roman sicher noch das eine oder andere Mal lesen..
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~ Bette Davis als Mrs. Skeffington und Walter Abel begrüßen Gäste in einer Filmszene.. ~ |
- Für Nicht-Leser: Das Buch wurde 1945
mit Bette Davis in der Hauptrolle verfilmt und das auch ganz wunderbar! Außerdem auch mit einem meiner liebsten Schauspieler Claude Rains als Mr. Skeffington - und dann ist da noch Walter Abel.. ach, na ja..
Der Film heißt auf Deutsch dann übrigens DAS LEBEN DER MRS. SKEFFINGTON.. Die
Geschichte ist dort ein wenig anders aufgezogen – es gibt Änderungen in allen
möglichen Arten: Im Film hat Fanny eine Tochter – im Buch nicht. Im Film lebt
sie in New York – im Buch in London. Die wichtigste Änderung: Im Film erscheint
Fanny um einiges zickiger als im Buch – im Roman ist sie das reinste Seelchen.
Sie ist dort wirklich ausgesprochen liebenswert.. Auch wenn Ihr gerne lest: Bitte, bitte schaut
auch den Film! - der Schluss des Romans hat‘s übrigens in den Film geschafft!
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~ Claude Rains und Bette Davis.. Du liebe Zeit.. Ich LIEBE diesen Film!! ~ |
- Risiken und Nebenwirkungen? - Tja.. Haltet besser einen Topf Feuchtigkeitscreme bereit.. Aber im Großen und Ganzen hilft das Buch ungemein wenn man sich mal alt und unattraktiv fühlen sollte.. (- und diese Phasen habe ich so ungefähr seit meinem 15. Lebensjahr..)
- Woher nehmen: Derzeit
ist das Buch leider nur gebraucht erhältlich – es sei denn Ihr versucht Euch an
der Englischen Ausgabe..
Danke für's Lesen!
Irene