Mittwoch, 1. Dezember 2010

Haben Sie jemals eine Whistable-Auster gekostet?

Eine Warnung vorweg: Sarah Waters ist eine meiner Lieblingsautorinnen - und in diesem Post gehts um ihren Erstling von 1998: DIE MUSCHELÖFFNERIN (TIPPING THE VELVET).

Nancy Astley, die im elterlichen Austernlokal an der englischen Küste als Muschelöffnerin arbeitet, verliebt sich in die Herrenimitatorin Kitty Butler und wird durch glückliche Umstände erst zu ihrer Freundin und Kammerzofe und später zu ihrer Patnerin auf der Bühne und im Bett.
Und während es mit der Karriere im viktorianischen London immer weiter voran geht, dringt Kitty immer mehr darauf ihre Beziehung geheim zu halten. Schließlich kommt es zum Bruch und Nancy verlässt nicht nur Kitty sondern auch das Theater. Da sie als Junge äußerst überzeugend wirkt, schlägt sie sich zunächst als Stricher durch, bevor sie die Geliebte einer reichen Dame der höheren Gesellschaft wird. Auch dieses Verhältnis ist nicht für ewig gemacht und Nancy muss weiter kämpfen - und nach der großen Liebe suchen.

Sarah Waters Schreibstil gehört zu dem eindeutig besten, was mir bekannt ist. Sie schreibt fesselnd und - ohne jemals langweilig zu werden - detailgetreu.
Homophobe Mitmenschen sollten aber unbedingt die Finger von diesem Buch lassen. - Wer sich langsamer an Sarah Waters und die "lesbische Thematik" ranlesen will, sollte besser mit DIE FRAUEN VON LONDON beginnen (Ja, das werde ich mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit noch im nächsten Jahr besprechen - dieses Jahr wohl nicht mehr - ich habe mir einen Stapel Dezember Bücher zusammengesucht und der muss erstmal abgetragen werden.. yay!)
Politikfreunden sei verraten, dass es in dem Roman auch ein wenig um die sozialistische Bewegung im viktorianischen England geht - Politikfeinden dagegen sei versichert, dass die Politik nicht übermäßig Raum einnimmt.
  • Sex-appeal: Wer weiß, dass Sarah Waters sich mit dem Thema Pornographie im 19. Jahrhundert bestens auskennt, sollte nicht zu sehr überrascht sein - Hier wird so ziemlich jede sexuelle Praktik des lesbischen Sex ausgeübt. Vom Lecken (daher der Original Titel Tipping the Velvet), übers Fingern, bis zum Sex mit einem Umschnalldildo - nichts aussergewöhnlich Schockierendes aber doch um einiges ausführlicher, als in den Büchern die ich hier sonst vorstelle. Auch die Sprache ist vergleichsweise derber: Hier zucken Schwänze und pulsieren feuchte Mösen (bah! Ich mag das Wort absolut nicht..) - also nehmt Ihr das Buch besser nicht mit zum Damenkränzchen von Oma. Obwohl.. ;")

  • Für Nicht-Leser: Das Buch wurde von der BBC verfilmt und ist wie immer sehr nahe am Original orientiert - obwohl es einige Änderungen gibt - das Ende gefällt mir zum Beispiel im Buch noch etwas besser und ich hätte auch gerne den "sozialistischen Part" stärker vertreten gesehen.. Trotzdem: gesegnet sei die BBC!! Und es spielen wie immer wunderbare Schauspieler mit - dabei auch zwei meiner Liebsten: Sally Hawkins und Hugh Bonneville, die zwar nur kleine Rollen haben, aber: Egal!! Ich freu mich trotzdem.





  • Literatur leben: Tragt beim Lesen Handschuhe oder viktorianisch aussehende Stulpen/ Fingerhandschuhe. Wenn Ihr's tragen könnt, versucht Euch als Jungen zu kleiden und die ganz Unverzagten unter Euch dürfen auch gerne Austern essen. (Iiiiih! - mehr werde ich zu dem Thema nicht äußern.) ;")

  • Woher nehmen?: Leider nur noch gebraucht zu bekommen oder eben auf Englisch (ISBN 978-1-86049-524-3)
Und wieder gefällt mir das Cover der englischen Ausgabe um Einiges besser - was meint Ihr? Welches Cover zieht Ihr vor?

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