Samstag, 1. Januar 2011

Warum wollte sie nicht über Weihnachten in den Norden fahren?

Wieder ein Debütroman - und wieder von einer meiner Lieblingsautorinnen:
LADY HELENAS GEHEIMNIS (FROZEN LAKE) von Elizabeth Edmondson. (2004)

1921 starb erst Neville Richardson bei einem Kletterunfall in den Anden und später seine Frau Lady Helena - zusammen mit der gemeinsamen ältesten Tochter Isabel bei einem Autounfall in Amerika.
Mittlerweile sind fast 16 Jahre vergangen: Es ist Weihnachten 1936 und die übrig gebliebenen Richardson-Kinder treffen sich mit den restlichen Familienmitgliedern auf dem Familiensitz Wyncrag im Lake District im Norden Englands (Manchester ist nicht sehr weit entfernt.) - es herrscht nicht gerade ungetrübte Weihnachtsstimmung: Großmama Caroline herrscht mit eisernem Willen und schafer Zunge. Die 24jährige Alix, die zum ersten Mal seit drei Jahren wiederzurückgekehrt ist (dass sie für ihren Lebensunterhalt arbeitet ist ganz und gar nicht in Großmamas Sinn...) will endlich einige Mysterien der jüngeren Familiengeschichte klären und stösst damit bei vielen Personen nicht gerade auf überschwängliche Begeisterung - und auch die Nachbarn haben ihre dunklen Geheimnisse.

Auch wenn die ersten 100 Seiten (von insgesamt 569 immerhin) vor soviel Personen eventuell etwas verwirrend sind - aber dafür gibt es zum Glück im Anhang ein Personenregister und anschließend liest es sich wirklich nur so weg - und vereinzelt solche geschwollenen und dadurch etwas lächerliche Formulierungen wie "Mein Gesicht zeigt das harte Antlitz der Eifersucht..." (Also, wirklich!) fallen: LADY HELENAS GEHEIMNIS ist ein großartiges Buch! Unsagbar starke Frauenfiguren und wunderbar kalte Winterlandschaften!

Vielleicht keine klassische Weihnachtslektüre mit Bratapfelduft und pausbäckigen Kindern die mit glänzenden Augen Geschenke auspacken - aber eine fesselnde Lektüre für Winterabende. Wenn, ja, wenn (!) Ihr die Spannung denn so lange rauszögern könnt - und es nicht an einem Abend (und einer Nacht) durchlest! Denn hier tun sich unfassbare Abgründe auf. Nicht nur die üblichen Intrigen - nein, hier spielen auch die politsche Lage 1936 (inkl. englischer Faschisten), ein wiederkehrender Albtraum und natürlich der (im Original) titelgebende gefrorene See eine Rolle.

Ich würde ja sagen: bei diesem Roman handelt es sich um ganz großes Kino! - und ich wünschte die BBC würde sich ein paar von Elizabeth Edmondsons Romanen vornehmen - sie schreien ja geradezu danach!

Vielleicht wird das Buch ja doch noch zu einem Festtags-Klassiker - Ich will es in diesem Jahr zwischen Weihnachten und Silvester jeden falls wieder lesen.

  • Sex-Appeal: Ja, hier haben verschiedene Personen Sex - manchmal einvernehmlich, manchmal nicht - aber auf keinen Fall ausführlich.

  • Woher nehmen: Das Buch ist als Taschenbuchversion (ISBN: 978-3-499-23875-8, Cover siehe oben) im Handel erhältlich. Es gibt auch eine Sonderausgabe für 5,00 €uro (ISBN 978-3-499-25205-1) - mit einem unglaublich schrecklichen Cover - oder denkt Ihr bei einer gelben Tulpe an eine Wintergeschichte?? Da gefällt mir die erste Version (siehe Eintragsbeginn) um einiges besser!
Ja, ich bin Buchcover-fixiert - und deswegen hier gleich zum Vergleich das englische Cover, dass ich auch sehr schön finde - denn was Ihr da seht bekommt Ihr im Buch auch zu lesen: Ein Herrenhaus, Schnee, ein gefrorener See und Schlittschuhläufer.




Tja, so muss das aussehen, Leute!

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