Montag, 11. Oktober 2010

Der seltsame Fremde von dem ich erzählen will, begegnete mir im Schloß Warwick

EIN YANKEE AUS CONNECTICUT AN KÖNIG ARTUS' HOF (A CONNECTICUT YANKKE IN KING ARTHUR'S COURT) (1889) von Mark Twain ist auch unter den Titeln EIN YANKEE AN KÖNIG ARTUS HOF und EIN YANKEE AM HOFE DES KÖNIGS ARTUS veröffentlicht worden - die Geschichte dürfte aber immer dieselbe sein:

Der Yankee Hank (ja, aus Connecticut - woher wisst Ihr?) erwacht nach einer Schlägerei im 6. Jahrhundert und wird von König Artus' Stiefbruder, dem Ritter Kay, gefangen genommen und nach Camelot (König Artus Schloss) gebracht. Dort entkommt er dem Tod, weil er als moderner Mensch des 19.Jh. den mittelalterlichen Rittern einiges an Wissen voraus hat. Mit seiner Bildung und einem Talent für Effekte vollbringt er "Wunder" und verdrängt nicht nur Merlin aus seiner Machtposition sondern wird auch noch Minister - mit dem Plan das finstere Mittelalter zu zivilisieren und die Monarchie abzuschaffen.

Mark Twain war kein Freund des Mittelalters und schrieb mit dem YANKEE eine sehr respektlose Satire gemischt mit ein wenig utopischem Roman - ich weiß nicht ob hier wirklich der Begriff Science-Fiction-Roman passt..

Der Humor ist typisch Mark Twain und keilt in alle Richtungen aus: Hier wird dann schon mal Sir Gareth "Garry" getauft und Ritter zu Werbeträgern gemacht - und auch die deutsche Sprache bekommt einen Seitenhieb ab - was ich sehr lustig fand.. Am Witzigsten fand ich die Hofchronik - hatte aber auch sonst viel Spaß. Zum Teil war mir zwar Hank etwas zu arrogant, aber auch das ist alles noch im Rahmen des Erträglichen. Dass Hank in einer komplett unkritischen Haltung die Politik seiner Zeit ins Mittelalter transportiert gab mir schon zu denken - hätte ich die Möglichkeit, die Welt in eine neue Richtung zu lenken, würde ich mich bemühen auf Schusswaffen und ähnliches dabei zu verzichten.. Zum Teil passieren schon grausame und traurige Dinge - aber: es ist eben das Mittelalter - und jetzt dürft Ihr raten, was mich am Mittelalter so abstößt.. Und bitte: Lasst Euch nicht von Mark Twains umständlichen Vorwort verschrecken: Der restliche Roman ist um einiges leichter zu verstehen!

Ich bin kein Fan des Mittelalters (alle meine mittelalterbegeisterten Freunde - und davon habe ich komischer Weise einige.. - mögen mir das verzeihen.) und hatte deswegen ein wenig Bedenken, ob dieses Buch wirklich etwas für mich wäre, aber: es hat durchaus gut für mich funktioniert. Eben weil es sowohl witzig ist, als auch sehr interessante politische Aspekte beinhaltet - von der Sklaverei bis zu Löhnen und Kaufkraft. Die Kapitel sind sehr kurz gehalten, so dass man sie bei regelmäßigen Fahrten mit den öffentlichen Verkehrsmitteln sehr gut konsumieren kann - häppchenweise eben - außerdem sieht es ja sowieso immer ziemlich gebildet aus mit einem Klassiker in der Öffentlichkeit rumzusitzen..


  • Für Nicht-Leser: Das Buch selbst und abgewandelte Handlungen wurden mehrfach verfilmt: 1931 mit Will Rogers, 1949 mit einem stärkeren Musikschwerpunkt mit Bing Crosby, 1998 mit Whoppie Goldberg (Ein Ritter in Camelot) und 2001 mit Martin Lawerence (Ritter Jamal - eine schwarze Komödie).

  • Woher nehmen: Das Buch ist in verschiedenen Aufmachungen und unter den oben aufgezählten abgewandelten Titeln erhältlich.

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