Sonntag, 21. März 2010

"Hören Sie Stimmen?", fragte er.


Einer der besten Romane, die ich je gelesen habe: Die Schlangengrube (The Snake Pit) von Mary Jane Ward. (1948)

Virginia, eine junge Frau, findet sich unversehens in einer Nervenheilanstalt wieder. Der Kniff der Geschichte liegt darin, dass die Hauptfigur sich ihres Zustandes nicht bewusst ist und manchmal auch nicht mehr weiß, wer die Personen sind, die sie umgeben und ob diese wirklich die sind, für die sie sich "ausgeben". Virginia durchläuft einige Stationen in der Anstalt und muss sich diversen Behandlungsmethoden unterziehen.

Die Geschichte ist zwar meist aus beobachtender Sicht geschrieben, wechselt ab und an aber in die Ich-Form. Es gibt zum Teil Zeitsprünge in der Handlung, da die Hauptfigur ja auch "Filmrisse" hat.

Das Buch wurde in den 1940ern geschrieben und die medizinische Fürsorge unterschied sich damals doch immens von der Behandlung, die man heute erwarten dürfte. Die Autorin Mary Jane Ward selbst hielt sich mehrfach in psychiatrischen Einrichtungen auf, so dass es sich bei einem Großteil, der in diesem Buch beschriebenen Ereignisse um eigene Erfahrungen handeln dürfte.


  • Übrigens: Anzumerken wäre noch die fantastisch altmodische Ausdrucksweise: Wo sonst liest man noch Schlupfhosen (japp, genau: wir sprechen hier vom guten alten "Schlüpfer"..) und Neuyork?

  • Musik dazu: Klassische Musik - z. B. Tschaikowskis Klavierkonzert No.1 oder Schwanensee
  • Risiken und Nebenwirkungen: Falls Ihr ungewöhnliche Verhaltensmuster nach/während der Lektüre entwickelt, lasst es mich bitte wissen! (Ich übernahm ja unbewusst eine zeitlang die "Denkstrukturen"..)

  • Für die Nichtleser : Es gibt eine wunderbare Filmadaption unter dem selben Titel mit der großartigen Olivia de Havilland in der Hauptrolle. Teilweise unterscheidet sich die Handlung zwar vom Buch, aber im Großen und Ganzen bekommt Ihr einen guten Einblick.
  • Woher nehmen? : Das Buch ist leider nur noch antiquarisch zu bekommen.