Mittwoch, 29. Dezember 2010

Zank doch nicht immer mit mir, Monika!

VIER WOCHEN BRAUCH ICH DICH von Gisi Gruber (die auch unter dem Namen Maria Barbara Alsegger schriebt und von der auch die Romanvorlage zum Film mit Sonja Ziemann DIE SIEBEN KLEIDER DER KATHRIN stammt ) wurde 1943 zuerst veröffentlicht – die Ausgabe, die ich habe stammt aus dem Jahre 1949 – könnte also „politisch gereinigt“ sein.


Wien. Die 20jährige Moni – empört über eine Annonce mit Chiffre „Vier Wochen brauch ich Dich“ in der ein Mann weibliche Begleitung für eine Reise sucht – antwortet mit einem erzürnten Brief den sie mit den Worten

Der Sultan winkt. Zuleima schweigt.
Und zeigt sich gänzlich abgeneigt.
beschließt und als „Zuleima“ unterschreibt.

Aufgegeben hat die Annonce ein Schriftsteller – einer Wette mit Freunden wegen. Monis Brief ruft Begeisterung in der Herrenrunde hervor und besonders Christian – ein Scheidungsanwalt – interessiert sich für „Zuleima“, nach der er auch bald mit Suchanzeigen in den Zeitungen fandet. Welch netter Zufall, dass ausgerechnet ihm Moni vor den Wagen läuft. Währenddessen antwortet Monis kokette Freundin Luise als „Zuleima“ auf Christians Suchannoncen und trifft sich mit ihm.

Um die Verwirrung noch zu vergrößern: Luise hatte Moni eine Lüge von einem Christian aufgetischt, der ihr angeblich das Herz brach. - Als dann Christian unwissentlich die gleiche Formulierung benutzt wie sein erfundener Namensvetter kommt Moni ins Grübeln..


Ich mag es, wenn Hauptfiguren Namen wie Monika/Moni, Luise, Hans und Otto haben und fortwährend Ausdrücke wie „prima Qualität“ fallen. Direkt auf der zweiten Seite liest man schon folgenden Satz:

„Doch, Moni, du bist ja auch nur eine Frau und wie ich den Gesetzen der Frauen unterworfen.“
Mal ganz abgesehen davon, dass mir nicht ganz klar ist, was diese Frauengesetze wohl sein könnten – bin ich vielleicht schon seit Jahren kriminell? – möchte ich an dieser Stelle direkt Erich Kästner zitieren und empört und etwas verschmitzt fragen: „NUR?“




Das "Der Sultan winkt. Zuleima schweigt"-Zitat stammt übrigens aus der Feder des großartigen Wilhem Busch (-> Die Entführung aus dem Serail)


Ich hatte in den ersten Kapiteln einen Heidenspaß – aber das Christian ausgerechnet ein ihm unbekanntes ohnmächtiges Mädchen (Moni – wer sonst? Und wäre sie ihm bekannt gewesen würd’s das auch nicht besser machen.) küssen muss – Also nein! Frau Gruber! Das ist nicht nur kitschig sondern auch im höchsten Maße widerwärtig!

Dagegen liebe ich solche Formulierungen wie „graue Bürospinne“ für eine unscheinbare Sekretärin und „Du bist so kalt wie Vanilleeis!“ ist meine Lieblingsbeschimpfung aus dem Buch.

Allerdings muss ich Euch, Ihr Lieben, dringend davor warnen das Buch in der Öffentlichkeit zu lesen, da die Gefahr einfach zu groß ist, dass ihr hin und wieder laut aufschreit: „Oh nei-en!“, „Sie wird doch wohl nicht…“ oder „Um Gottes Willen!!“
Die Fremdschämgefahr ist bei diesem Buch extrem hoch – es handelt sich schließlich um eine allerfeinste Schnulze – inklusive Krankenhausaufenthalt – die statt in Wien auch in jeder anderen Stadt hätte spielen können.


Einige Formulierungen werden auf Dauer auch durch ständige Wiederholung etwas lästig wie Monis rechte „angreiferisch vorgeschobene“ Schulter (? schon beim ersten Lesen bekam ich Verkrampfungen im Schulterbereich..) oder dass jeder von Luises Körperteilen immer mit dem Attribut „hübsch“ versehen sein muss – vielleicht handelt es sich ja um einen ehemaligen Fortsetzungsroman?

Ein paar Mal kann man beim Lesen laut auflachen – ob das aber immer in der Absicht der Autorin lag, wage ich leise zu bezweifeln – Trotzdem: Ich habe mich königlich amüsiert!

  • Sexappeal: Hier wird geküsst was das Zeug hält und am frechsten ist ein kleiner Hummelfigurenbub, der einem Hummelfigurenmädel unter den Rock schaut – Na, pfui! ;“)


  • Risiken & Nebenwirkungen: Meine Damen, hier wird streng auf die schlanke Linie geachtet! Moni isst abends „der Linie wegen 2 Äpfel und der Zähne wegen ein Stück ziemlich hartes Vollkornbrot“ und wenn Luise am Abend vorher mit Sardinenbrötchen gesündigt hat, dann darf sie selbstverständlich am nächsten Tag nur ölfreien Salat zu sich nehmen.

  • Woher nehmen: Leider ist das Buch nur noch antiquarisch erhältlich.

  • Eine Frage bleibt: Christian hat für jede seiner Flammen andere Blumen parat. Mein Strauß wäre vermutlich eine Mischung aus Vergissmeinnicht, Schneeglöckchen und Buschwindröschen. Sollte ich mich auf eine Blumenart beschränken, müssen wären es wohl die Schneeglöckchen... (Am Rande bemerkt: Ich finde Schnittblumen traurig, da gefallen mir eingetopfte Blumen viel besser..)
Aber – welche Blumen wären es für Euch?

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