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Freitag, 31. Dezember 2010

Die Frage nach dem Woher liegt in der Natur des menschlichen Verstandes.

1935 veröffentlichte die Österreicherin Gina Kaus die Biographie KATHARINA DIE GROßE – das Buch wurde ein Bestseller in den USA.


Die Prinzessin Sophie Auguste Friederike von Anhalt-Zerbst heiratet 1745 den russischen Thronfolger Großfürst Peter Fjodorowitsch, den späteren Zaren Peter III, und heißt fortan Katharina -d.h. Jekatarina Alexejewna. Die Ehe verläuft nicht gerade harmonsisch - mehr als an seiner hübschen und gebildeten Frau ist der unsichere Peter interessiert am Soldatspielen, so dass sich Katharina (wie man hinzufügen muss: laut Gina Kaus nach knapp 9 Jahren sexfreier Ehe) schließlich anderen Männern zu wendet. Als Peter, der mittlerweile Zar geworden ist bei einem Putsch getötet wird – nicht unbedingt ohne Katharinas Mitschuld –, wird sie zur Zarin Katharina II und Herrscherin über das Weltreich Russland.

Wenn es ein Motiv dieser Biographie gibt, dann ist es meiner Meinung nach – Gerechtigkeit.

Bei jedem Gerücht über Katharina II. von Russland wägt Gina Kaus das Für und Wieder genau ab und beruft sich oft auf Katharinas eigene Aufzeichnungen – bei denen sie uns auch aufzeigt, was und warum die Zarin an der Wahrheit änderte.

An sich eine sehr spannende Lektüre, mag sie dennoch dem einen oder der anderen etwas trocken erscheinen: wörtliche Rede gibt es nicht – es sei denn es handelt sich dabei um Zitate und diese sind vereinzelt in der Originalsprache (Englisch oder Französisch) angegeben – aber ohne erläuternde Übersetzung. (Das mag sich - wie ich hoffe - in neueren Auflagen geändert haben.) Trotzdem ist der Handlung gut zu folgen und Unerschrockene dürfen sich auf eine aufregende (Lese-) Reise begeben und erfahren wie aus der kleinen Prinzessin Sophie von Anhalt-Zerbst die große Katharina wurde.

Wer nicht sicher ist, ob das Buch nicht zu langweilig ist, dem sei dringend nahegelegt, doch das Kapitel über Iwans Ermordung (Teil II, Kapitel II mit dem wunderbar einfachen Titel „Iwan“) wenigstens anzulesen! Wer dieses Kapitel nicht spannend findet (Hallo? Ein Junge wird als Kind eingesperrt und seine Wächter wissen nicht, wer er ist – nur dass auch sie erst wieder frei sein werden, wenn ihr Gefangener stirbt und die den Befehl haben ihn zu töten falls jemand versuchen sollte, ihn zu befreien. Und dann startet ein geistig Verwirrter einen nicht gerade hochbrillanten Versuch in das Gefängnis einzudringen – eine Idee was passieren könnte??!?) sollte wirklich zu anderen Büchern über Katharina greifen.

Meine Lieblingsinformation: Katharina konnte mit dem rechten Ohr wackeln – und war stolz darauf. Und sie liebte es Blumen zu pflanzen - schade, dass es keine Bilder von ihr mit Gummistiefeln, geblümter Gartenschürze und Gieskanne gibt.. Das hätte mir sehr gefallen - und ja mir ist klar, dass Gummistiefel damals noch nicht gebräuchlich waren - aber wäre es nicht eine fantastische Vorstellung?

Vorgebildet muss man nicht sein um Freude an der Biographie zu haben – aber ein verlässliches Fremdwörterbuch könnte ab und an von Nutzen sein.

Die Autorin Gina Kaus wurde 1893 in Wien als Regina Wiener geboren. In zweiter Ehe heiratete sie 1920 den Psychologen Otto Kaus. - Was vermutlich auch erklärt, warum Psychologische Überlegungen in diesem Buch immer wieder eine Rolle spielen. - 1928 veröffentlichte sie ihren ersten Roman. 1933 fielen ihre Bücher, da sie als Jüdin unerwünscht war, der Bücherverbrennung der Nationalsozialisten zum Opfer - ab dann wurden ihre Bücher (z.B. DIE SCHWESTERN KLEH 1933) in Amsterdam verlegt. Nach der Flucht über die Schweiz, Paris und Südfrankreich ließ sich Gina Kaus schließlich 1939 in Hollywood nieder, wo sie hauptsächlich ihre Werke für den Film bearbeitete. Sie besuchte Europa zwar nach dem Krieg wieder, blieb aber bis zu ihrem Tod 1985 in Los Angeles.

  • Sex-Appeal: Es werden „Zärtlichkeiten ausgetauscht“ und „Nachtlager geteilt“ mehr gibt es nicht – aber ich bin sicher, dass findige LeserInnen gewiss irgendwo eine Biographie mit pornographischen Schwerpunkt finden werden.

  • Woher nehmen? Im Buchhandel ist das Buch nicht mehr zu bekommen - bei Amazon.de bekommt Ihr die Ausgabe von 2006 derzeit für nicht ganz 10 Euro.

  • Für Nicht-Leser: Es gibt zahlreiche Verfilmungen über Katharina die Große - ihr braucht nur zu wählen.

  • Übriglinks: Katharina das Große heißt ein Mobiltelefon, dass auf die Bedürfnisse von Senioren zu geschnitten ist.

„Madame, Sie müssen heiter sein!“

Katharina die Große an ihre Hamburger Freundin Frau Bjelke