Jane Eyre verlebt ihre ersten Lebensjahre als mittellose Verwandte bei ihrer (darüber nicht gerade begeisterten) Tante und deren Kindern bevor sie in eine Schule geschickt wird, in der sie jahrelang bleibt – erst als Schülerin später als Lehrerin. Dann tritt sie eine Stelle als Gouvernante bei dem düsteren Gutsbesitzer Mr. Rochester für dessen Mündel Adèle an. Jane und Mr. Rochester verlieben sich in einander – doch es gibt ein düsteres Geheimnis in seiner Vergangenheit, dass ihrer beiden Glück bedroht (und sehr dramatisch am Tage ihrer Vermählung ans Tageslicht kommt..)
Ein großartiges Buch – Jane Eyre ist nicht übermäßig hübsch, was mir eine Heldin schon mal näher bringt. ~ Mal ehrlich auf Dauer sind diese zarten Schönheiten etwas anstrengend – Perfektion verunsichert mich immer. ~ Sie hat eine vergleichsweise große Klappe, die allerdings manchmal doch schüchtern schweigt. Klavierspielen ist auch nicht ihr Talent – aber Zeichnen kann sie.
Der Roman ist aus Janes Sicht geschrieben – und teilweise kann man ihre (selbstverständlich nicht immer klar strukturierten) Gedankengänge verfolgen. Der Ton ist – zu meiner Begeisterung natürlich! – sehr oft sehr ironisch. Fast schon flapsig für einen viktorianischen Roman, könnte man meinen – allerdings habe ich noch nicht genug Vergleichsmaterial gesammelt ~ ich denke ab ca. 200 viktorianischen Werken, werde ich einen guten Überblick haben – das könnte allerdings noch gute 50 Jahre dauern, fürchte ich.. ~
Die christliche Religion nimmt einen großen Teil des Buches ein – es gibt die dogmatischen Gläubigen, die ihren Glauben und ihre Auslegung desselben für den einzig wahren Weg halten, diejenigen die den Glauben nutzen und damit andere unterdrücken und auch Gläubige, die an einen barmherzigen Gott glauben und versuchen selbst nach diesem Maßstab zu leben.
Rochester und Jane gefielen mir am besten wenn sie sich Wortgefechte lieferten (sobald sie sich ihre Liebe gestanden und er mit romantischem Geschwärme anfing kühlte meine Begeisterung für das Buch kurzzeitig ab..) Wenn ich mich zwischen diesem Buch und STURMHÖHE von Charlotte Brontës Schwester Emily Brontë entscheiden müsste würde ich mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit eher zu letzterem greifen.. Trotzdem mag ich dieses Buch.
LeserInnen ohne Französisch-Kenntnisse sollten auf einige Gesprächsfetzen auf Französisch gefasst sein, die in den meisten Ausgaben wohl ohne Übersetzung wiedergegeben werden – für die Handlung sind diese Stellen aber nicht übermäßig wichtig. (Natürlich ist es immer schöner, wenn man jedem Wort des Buches folgen kann, finde ich..)
Die Naturbeschreibungen waren wieder wunderbar – ja, ich mag ausführlich beschriebene Landschaften, Gärten etc.
- Für Nichtleser: Der deutsche Filmstart für die Neuverfilmung des Romans wurde leider vom Mai erst in den September verlegt und nun sogar auf den 1. Dezember (Skandal!! Aber wirklich mal..) – den Trailer könnt Ihr Euch jedenfalls schon mal anschauen:
Selbstverständlich gibt es auch viele BBC- Verfilmungen. Ich mag die Version mit Ciarán Hinds als Rochester sehr gerne. (Na ja, ich mag halt Ciarán Hinds..)
Die meisten Verfilmungen verkürzen die Handlung des Romans naturgemäß – geben Nichtlesern aber trotzdem einen gewissen Überblick..
- Woher nehmen: Das Buch ist in mehreren Ausgaben erhältlich – hier dürfte jedeR das passende finden.