Montag, 3. Oktober 2011

Ein richtiger Spaziergang war an jenem Tag ausgeschlossen

Charlotte Brontë veröffentlichte JANE EYRE 1847 unter dem männlichen Pseudonym Currer Bell.

Jane Eyre verlebt ihre ersten Lebensjahre als mittellose Verwandte bei ihrer (darüber nicht gerade begeisterten) Tante und deren Kindern bevor sie in eine Schule geschickt wird, in der sie jahrelang bleibt – erst als Schülerin später als Lehrerin. Dann tritt sie eine Stelle als Gouvernante bei dem düsteren Gutsbesitzer Mr. Rochester für dessen Mündel Adèle an. Jane und Mr. Rochester verlieben sich in einander – doch es gibt ein düsteres Geheimnis in seiner Vergangenheit, dass ihrer beiden Glück bedroht (und sehr dramatisch am Tage ihrer Vermählung ans Tageslicht kommt..)

Ein großartiges Buch – Jane Eyre ist nicht übermäßig hübsch, was mir eine Heldin schon mal näher bringt. ~ Mal ehrlich auf Dauer sind diese zarten Schönheiten etwas anstrengend – Perfektion verunsichert mich immer. ~ Sie hat eine vergleichsweise große Klappe, die allerdings manchmal doch schüchtern schweigt. Klavierspielen ist auch nicht ihr Talent – aber Zeichnen kann sie.

Der Roman ist aus Janes Sicht geschrieben – und teilweise kann man ihre (selbstverständlich nicht immer klar strukturierten) Gedankengänge verfolgen. Der Ton ist – zu meiner Begeisterung natürlich! – sehr oft sehr ironisch. Fast schon flapsig für einen viktorianischen Roman, könnte man meinen – allerdings habe ich noch nicht genug Vergleichsmaterial gesammelt ~ ich denke ab ca. 200 viktorianischen Werken, werde ich einen guten Überblick haben – das könnte allerdings noch gute 50 Jahre dauern, fürchte ich.. ~

Die christliche Religion nimmt einen großen Teil des Buches ein – es gibt die dogmatischen Gläubigen, die ihren Glauben und ihre Auslegung desselben für den einzig wahren Weg halten, diejenigen die den Glauben nutzen und damit andere unterdrücken und auch Gläubige, die an einen barmherzigen Gott glauben und versuchen selbst nach diesem Maßstab zu leben.


Rochester und Jane gefielen mir am besten wenn sie sich Wortgefechte lieferten (sobald sie sich ihre Liebe gestanden und er mit romantischem Geschwärme anfing kühlte meine Begeisterung für das Buch kurzzeitig ab..) Wenn ich mich zwischen diesem Buch und STURMHÖHE von Charlotte Brontës Schwester Emily Brontë entscheiden müsste würde ich mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit eher zu letzterem greifen.. Trotzdem mag ich dieses Buch.

LeserInnen ohne Französisch-Kenntnisse sollten auf einige Gesprächsfetzen auf Französisch gefasst sein, die in den meisten Ausgaben wohl ohne Übersetzung wiedergegeben werden – für die Handlung sind diese Stellen aber nicht übermäßig wichtig. (Natürlich ist es immer schöner, wenn man jedem Wort des Buches folgen kann, finde ich..)

Die Naturbeschreibungen waren wieder wunderbar – ja, ich mag ausführlich beschriebene Landschaften, Gärten etc.

  • Für Nichtleser: Der deutsche Filmstart für die Neuverfilmung des Romans wurde leider vom Mai erst in den September verlegt und nun sogar auf den 1. Dezember (Skandal!! Aber wirklich mal..) – den Trailer könnt Ihr Euch jedenfalls schon mal anschauen:



Ich kann es kaum erwarten! So viele großartige Schauspieler - vom wunderbaren *hüstel - gefolgt von Teenager-Gekicher* Michael Fassbender, der einzigartigen Judi Dench über die hoffentlich bald öfter zu sehende Mia Wasikowska und den unglaublichen Jamie Bell - bis hin zu einer meiner Lieblingsschauspielerinnen: Sally Hawkins - eine großartige Besetzung!!


Wer es bis Dezember (!!!! De-zem-ber!!! Menno...) nicht mehr aushält, kann aber auf diverse andere Verfilmungen zurückgreifen. Z.B. wurde JANE EYRE auch von Orson Welles verfilmt, der selber den Rochester gab, während Jane Eyre von Joan Fontaine dargestellt wurde. Joan Fontaine spielte übrigens auch in Alfred Hitchcocks REBECCA -basierend auf Daphne Du Mauriers gleichnamigem Roman - die weibliche Hauptrolle..

Selbstverständlich gibt es auch viele BBC- Verfilmungen. Ich mag die Version mit Ciarán Hinds als Rochester sehr gerne. (Na ja, ich mag halt Ciarán Hinds..)

Die meisten Verfilmungen verkürzen die Handlung des Romans naturgemäß – geben Nichtlesern aber trotzdem einen gewissen Überblick..

  • Woher nehmen: Das Buch ist in mehreren Ausgaben erhältlich – hier dürfte jedeR das passende finden.

Mittwoch, 13. Juli 2011

"Wer alle Sorgen dieser Welt vergessen will, braucht nur Schuhe zu tragen, die eine Nummer zu klein sind" - Mark Twain

Eins vorweg: Ich laufe wahnsinnig gerne barfuß!

Aber: Ich trage auch gerne High Heels - nicht auf einer täglichen Basis - aber doch ab und an..

Da ich allem Anschein nach nicht allein mit meiner Begeisterung für hohe Absätze bin, gibt es auf dem Markt einiges an Literatur zum Thema – z.B. auch FABULOUS IN HIGH HEELS : … ODER WIE DAS TRAGEN VON HIGH HEELS ZUM VERGNÜGEN WIRD (FABULOUS IN HIGH HEELS) von Sarah Toner (2009), das Übungen enthält, die helfen sollen die Haltung zu verbessern und die Beine und Füße zu stärken – was sich auch direkt auf die Fähigkeit auswirkt hochhackig durch die Gegend zu stöckeln..

Netterweise ist das Buch wie ein Aufstellkalender konstruiert – was bedeutet, dass man es aufrecht in Augenhöhe aufstellen und während man die Übungen macht Kontrollblicke hineinwerfen kann.

Die Übungen sind leicht und wirken schnell – und alles beginnt mit einer ordentlichen Fußmassage.. (was ich ja sehr nett fand.. - und ja: es ist single-geeignet: es handelt sich um eine Do-It-Yourself-Fußmassage.. lässt sich aber leicht "umarbeiten".. ) Die Illustrationen sind auch ganz süß und es gibt ein kleines Plus für Fans:

Die Einleitung stammt von Jennifer Saunders (evtl. kennt ja die eine oder andere ABSOLUTELY FABULOUS oder ihre Auftritte mit der göttlichen Dawn French..) - allerdings hätte man wohl mehr aus dem Buch machen können:

Das Ganze ist wenig mehr als ein aufgeplusterter Cosmopolitan-Artikel – sorgt also lieber dafür, dass Ihr das Buch geschenkt bekommt.. denn als Geschenk ist dagegen wirklich nichts zu sagen.. ;")

  • Woher soll der Mensch, der mich beschenken will, das Buch bekommen? - Gute Frage! Die ISBN lautet 978-3-950-28180-4. Über Amazon bekommt man es auf jeden Fall - aber ob auch so im Buchhandel? Da bin ich mir nicht sicher..

Und wie das männliche Geschlecht auf einen aufregenden Gang reagiert zeigt uns hier der liebenswerte Bill Ramsey..

Sonntag, 29. Mai 2011

"Wer nie in New York gelebt hat, hat nie in der modernen Welt gelebt." Mina Loy, 1916

CRAZY NEW YORK – DIE FRAUEN VON HARLEM UND GREENWICH VILLAGE (ALL-NIGHT PARTY - THE WOMEN OF BOHEMIAN GREENWICH VILLAGE AND HARLEM 1913-1930) von Andrea Barnet ist eines meiner Lieblingssachbücher. (2001)

Es umreißt die Lebenswege (inkl. Liebschaften) einiger Frauen der New Yorker Avantgarde Anfang des 20. Jahrhunderts, als da z.B. wären:
Djuna Barnes, die blitzgescheite Schriftstellerin und Journalistin, die zerbrechlich-wilde Dichterin Edna St. Vincent Millay, die Bluessängerinnen Bessie Smith und ihre Kollegin Ethel Waters, die Salonnieren A’lelia Walker und Mabel Dodge, die aufstrebenden Künstlerinnen und Künstlern ein wenig den Weg ebneten – genau wie die Verlegerinnen Margaret Anderson und Jane Heap - und noch einige andere mehr.

Ein wirklich unterhaltsames Buch über mutige Frauen, die ihr Leben nach ihren Vorstellungen gestalteten – auch wenn diese Vorstellungen nicht immer gesellschaftskonform waren und so manchem braven Bürger sauer aufstießen. So folgte die Baroness Elsa von Freytag-Loringhoven


– die Mama des Dada - ihrer eigenen Mode und rasierte sich auch mal den halben Kopf kahl, färbte das verbliebene Haar henna-rot während sie den kahlen Teil ihres Schädels rotlakierte, ihr Gesicht mit gelben Puder beschmierte und die Lippen schwarz anmalte. Sie mit einem Vogelkäfig (inkl. lebendem Kanarienvogel darin) anzutreffen, war allem Anschein nach Normalität im damaligen New York.

Nicht wenige der Damen lebten lieber mit anderen Damen oder ganz ohne sexuelle Beziehung – und deklarierten das u.a. auch als politische Botschaft.

Ein paar Schwächen hat das Buch, die evtl. der Übersetzung anzulasten sind, denn gerade zum Ende hin macht der eine oder andere Satz keinen Sinn – was aber den Gesamteindruck keineswegs schmälern sollte. Für Einsteiger, die sich zum ersten Mal mit den Frauen dieser Epoche beschäftigen wollen – oder diejenigen unter Euch die einfach mal reinschnuppern wollen in die Geschichte der weiblichen Künstler egal welcher Profession (Wobei ich auch Gastgeberschaft als Kunst bezeichnen will) ist dieses Buch gewiss ein wunderbarer erster Schritt.




  • Konfliktpotential: Alle die freier Liebe, der Kunstform Dada, Homosexualität, kompletter Verweigerung von Sexualität oder offen Gesprächen über Sexualität sowie der freizügigen Auslebung selbiger überhaupt (inkl. zur Schau gestellter Genitalien – keine Angst das ganze wird nicht in Fotos belegt – oder enttäuscht Euch das jetzt?) eher ablehnend gegenüber stehen, werden wohl kaum Freude an dem Buch haben.


  • Sex-Appeal: Obwohl sehr häufig über die Sexualität der Dramatis Personae dieses Buch geschrieben wird, handelt es sich dabei aber keines Falls um eine pornographische Schrift – also alles in eher sachlichem Ton, obwohl manchmal doch ein wenig Ironie aufzuschimmern scheint.. Aber es ist nun einmal gerade die Sexualität die einen Teil des Weges zur freien Entfaltung der Frauen bildet.


  • Woher nehmen? Leider, leider ist das Buch nur noch antiquarisch aufzutreiben.

Mittwoch, 18. Mai 2011

"Sir, ein Notfall."

EIN MÄDCHEN AUS BESTER GESELLSCHAFT (VOYAGE OF INNOCENCE) ist Elizabeth Edmondsons zweiter Roman. (2005)


1938. Mrs. Verity „Vee“ Hotspur befindet sich auf einem Ozeandampfer auf dem Weg nach Indien als sie plötzlich verschwindet.

Mit an Bord befinden sich auch Vees Cousine Claudia und Vees beste Freundin, die Amerikanerin Lavender „Lally“. Die Ozeanfahrt fällt sehr stürmisch aus, weshalb die meisten Passagiere Zeit haben sich in ihrer Koje der Seekrankheit und ihren Erinnerungen hin zugeben – was für uns Leser zu einem Rückblick auf Vees Zeit auf dem Grace College (also eines der Damencolleges) der Universität Oxford ab 1932 führt, die sie dort zusammen mit Lally und Claudia verlebte.

Die drei Mädchen unterscheiden sich sehr stark voneinander – nicht nur in ihrer Persönlichkeit, sondern auch in ihrer politischen Entwicklung, wobei Lally quasi als neutraler Punkt zu den politischen Wegen ihrer Freundinnen fungiert:

Während Vee mit den Kommunisten sympathisiert, was in erster Linie bedeutet, dass sie für die Genossen Briefumschläge kleben muss (Frauen sind in den 30ern parteipolitisch nicht gerade in leitenden Positionen - keine Sorge: Dabei bleibt es für Vee nicht. Aber: Psst!) – begeistert Claudia sich für Oswald Mosley und seine Faschisten..


(Oswald Mosley)

Wie Ihr Euch eventuell erinnert ist Elizabeth Edmondson eine meiner Lieblingsautorinnen – deswegen erwartet jetzt bitte nicht von mir objektiv zu bleiben. Na ja – als wäre ich das jemals.. ;“)

Aber ich fange vorsichtig an:

Jane Austen wird erwähnt, was schon mal als gutes Zeichen gewertet werden darf, finde ich. ;“) ~ Na? Kinder, wenn das jetzt kein vorsichtiger Anfang war, weiß ich auch nicht.. ~

Dieser Roman ist um einiges politischer als ich es erwartet hätte (Vorsicht: einige der politikbegeisterten jungen Männer schwafeln hier genauso, wie sie es auch im „echten“ Leben machen. Sie führen auch genau dieselben Diskussionen, bei denen egal-was-Ihr-als-Gegenargument-liefert, nicht akzeptiert wird und nur als Beweis gewertet wird, wie unwissend und politisch falsch gelagert Ihr seid. ~ Ja, ab und an war ich beim Lesen etwas genervt, weil es fast schon zu nah an meine eigenen Erfahrungen herankam.. Obwohl ich solches Verhalten bisher nicht nur bei politischen Menschen und auch nicht nur mir gegenüber wahrnemen konnte..~

Was ich auch nicht erwartet hätte, ist, dass das Buch sich mehr und mehr zu einer Art Agentengeschichte entwickelt – nicht James Bond und auch keine wahnsinnigen Erfindungen, aber doch spannend. (Ich bin übrigens kein Fan von Mr. Bond, James Bond.)

Diejenigen, die bereits Elizabeth Edmondsons ersten Roman LADY HELENAS GEHEIMNIS gelesen haben, werden sich vielleicht über ein Wiedersehen mit Perdita Richardson als Passagierin auf der Überfahrt nach Indien freuen. Sie nimmt keine große Rolle ein, so dass man nicht zwingend LADY HELENAS GEHEIMNIS zuerst lesen muss.

Ich finde es immer sehr nett alte Bekannte in verschiedenen Büchern wieder zutreffen – und wenn auch nur am Rande..

Oh, und: ich liebe, liebe, liebe das deutsche Cover!!

Vielleicht ist dieses, das bisher das am anstrengendsten zu lesende Buch von Elisabeth Edmondson - was aber niemanden abschrecken soll.

Wer einen Roman lesen und dabei ein wenig über die englischen Faschisten erfahren will – denn auch die Briten waren nicht gesammelt Antifaschisten.. – dem sei EIN MÄDCHEN AUS BESTER GESELLSCHAFT wärmstens empfohlen.


  • Konfliktpotential?: Abtreibungen, (Anti-)Faschismus, Homosexualität, Selbstmord, Spionage... – heiße Themen gibt es hier zuhauf. ;“)

  • Sex-Appeal?: Ja, die jungen Damen haben Sex. Nicht ausführlich, aber definitiv. Und vorehelich außerdem (nur um es Euch gesagt zu haben – ich weiß nicht, ob ich das überhaupt erwähnen muss.. ;“p)

  • Woher nehmen?: Als Taschenbuch im Handel erhältlich. (ISBN 978-3-499-24479-7)

Mittwoch, 20. April 2011

Der Zeitungsbericht war karg.

Mit AFRIKANISCHE TRAGÖDIE (THE GRASS IS SINGING) erschien 1950 Doris Lessings erster Roman und verursachte durch das Ansprechen der "Rassenfrage" eine Sensation.


Rhodesien (heute Simbabwe), in den späten 1940ern.Die Farmersfrau Mary wurde getötet. Als Mörder wird der schwarze Arbeiter Moses verhaftet, während Marys Ehemann dem Anschein nach vollkommen die Nerven verloren hat. Rückblickend erfahren wir wie sich die Situation auf der kleinen heruntergekommenen Farm immer mehr zuspitzte.


Dieses ist – soweit ich mich erinnern kann - das einzige Buch, dass ich jemals gelesen habe, dass im südlichen Afrika spielt, weswegen ich nicht viele Vergleich ziehen kann.

Was ich allerdings sagen kann: Die Anspannung und das Unglück aller Beteiligten ist wirklich großartig beschrieben – und tatsächlich sind alle nur sehr unglücklich, was dazu führt, dass sie ungerecht sind und zum Teil die falschen Wege wählen.

Besonders gut gefiel mir der Teil zum Anfang in dem Marys Leben als Singlefrau beschrieben wird – mit dem sie auch sehr glücklich ist – bis sie mithört wie Freunde über sie sprechen und ihr Singledasein als unnatürlich empfinden. Daraufhin heiratet Mary, was sie natürlich nicht glücklich macht – und ihren Mann auch nicht…


Das Buch ist auch eine Bestandsaufnahme der damaligen Konventionen und vieler Vorurteile, die besagen dass alle Frauen heiraten müssen, Schwarze generell unehrlich sind und Farmer nicht für das Land sondern für das Geld arbeiten sollen.

Sehr beeindruckend fand ich auch die sehr detailgetreue Beschreibung der Natur – die Kargheit des Landes wurde ausgesprochen deutlich eingefangen.

Kein fröhliches Buch, eher eine etwas bedrückende Lektüre, die einen bitteren Nachgeschmack beim Lesen hinterlässt und ein wirklich wunderbar beschriebenes Ende enthält.




  • Auf der Goldwage: Da ich eine Ausgabe von 1953 gelesen habe, war die Sprache nicht unbedingt das, was wir heute als politisch korrekt bezeichnen - wie es sich mit Neuauflagen verhält, kann ich nicht sagen.


  • Zum Mitreden: 2007 wurde Doris Lessing der Nobelpreis für Literatur verliehen. Sie wurde von Queen Elizabeth II. zur Dame Comander erhoben - weswegen ich korrekterweise nur von Dame Doris Lessing schreiben sollte. Ich hoffe, die Dame verzeiht mir. ;")


  • Kleine Welt: Doris Lessings zweiter Ehemann, der deutsche Gottfried Lessing (den Namen behielt die gute Doris auch nach der Scheidung), hatte eine Schwester namens Irene. Irene Lessing heiratete den Minister für Kultur und Staatssekretär für Kirchenfragen der DDR namens Klaus Gysi. Irene und Klaus Lessings gemeinsame Tochter Gabriele Gysi wurde Schauspielerin, während der Sohn Gregor Gysi eine politische Laufbahn einschlug...


  • Woher nehmen: Unter ISBN 978-3-596-25747-8 im Handel als Taschenbuchausgabe erhältlich - wer Gebundenes vorzieht, wird hiermit zufrieden gestellt: ISBN 978-3-455-40062-5.

Dienstag, 29. März 2011

Momma ließ ihre roten Satinschuhe mitten auf der Straße stehen

DIE FRAUEN VON SAVANNAH (SAVING CEECEE HONEYCUTT) ist Beth Hoffmans erster Roman. (2010)

Ohio, 1967. Cecilia "CeeCee" Honeycutt ist 12 Jahre alt. Ihre Mutter lebt geistig noch im Jahre 1951 als sie die Schönheitskonkurrenz zur Zwiebelkönigin von Vidalia gewann - und läuft im Ballkleid auf die Straße, wo sie vorbeifahrenden Autofahrern Kusshändchen zu wirft. Das ist nicht leicht zu ertragen für CeeCee - vor allem da ihr Vater "beruflich" viel unterwegs ist.

Doch dann stirbt CeeCees Mutter, als sie von einem Eiswagen erfasst wird. CeeCee zieht nun zu ihrer Großtante Tallulah "Tante Tootie" nach Savannah, Georgia. Dort erlebt das Mädchen, umhegt von Tante Tooties schwarzer Köchin Oletta und diversen anderen Damen, zum ersten Mal einen fast sorgenfreien Sommer - nur manchmal noch kommen Erinnerungen an ihre Mutter hoch und auch ein Überfall auf Oletta und ihre Freundinnen sorgt für Wirbel.

Ich weiß nicht, was ich zu diesem Buch sagen kann, außer:

Ich liebe es!

Es ist randvoll gefüllt mit exzentrischen Frauen; einem lilafarbenen Samtsofa (ich will so eins!!); einer Buddhistin, die Kharma manchmal doch eher für Auffassungsache hält; einem Auto als Gewächshaus; einem Schutzengel namens Delilah; einer Badewanne im Garten (davon träume ich schon seit Jahren!!); einem reisenden BH und Unmengen von Blumen...

Natürlich strotzt das Buch vor Klischees - aber genau dafür liebe ich es, denn es sind liebenswerte und freundliche Klischees. Und die Namen sind einfach wunderbar!!


Eine sehr entspannte und warmherzige Lektüre, die einen entspannt zurücklässt - obwohl sie beim Lesen doch so zu fesseln versteht, dass man das Buch kaum aus der Hand legen mag. Das nenne ich ein schönes Sommerbuch! Ein wenig wie GRÜNE TOMATEN - und doch ganz anders und wer WENN DIE MONDBLUMEN BLÜHEN mochte, wird dieses Buch ebenfalls genießen. Ich hoffe Beth Hoffman legt weitere schöne Sachen nach!



  • Woher nehmen? Unter ISBN 978-3-462-04286-3 im Handel erhältlich.

Sonntag, 20. März 2011

"Wenn ich morgens aufwache, glaube ich noch immer, dass die nächste große Liebe schon auf mich wartet."

DAMALS SCHIEN ALL DAS WICHTIG ZU SEIN : DIE MÄNNER MEINES LEBENS (IT SEEMED IMPORTANT AT THAT TIME – A ROMANCE MEMOIR) von Gloria Vanderbilt erschien im Original 2004 und wurde 2010 auf Deutsch veröffentlicht.


Ursprünglich wollte ich mich mehr informieren über Gloria Vanderbilt, die unter anderem auch eine enge Freundin Truman Capotes war (auch wenn die Freundschaft nicht ewig hielt).

Tja, leider hat mir dieses Buch da nicht viel weiter geholfen. (Mein Fehler: In dem Fall greife man besser zu einer Biografie und nicht zu Memoiren.)

Alles was ich jetzt weiß ist, dass Ms. Vanderbilt und ich nicht gerade Freundinnenpotential für einander darstellen. Ich zweifle keinen Augenblick daran, dass sie mich außerordentlich unsympathisch finden würde. Die Hälfte des Buches fragte ich mich: Und? Warum soll diese Frau jetzt so interessant sein, dass ich ihr Buch lese?

Oh, ach ja. Und dass sie Affairen mit Marlon Brando und Frank Sinatra hatte und mit Gene Kelly rumgeknutscht hat, weiß ich jetzt auch. Wie schön.

Da ich nicht so viel Vergnügen an diesem Buch hatte - das Beste daran ist meiner Meinung nach das Cover (s.o. - auf meiner Ausgabe steht übrigens der Titel wie ich ihn in diesem Artikel nenne - warum er dort auf dem Cover anders ist, kann ich nicht erklären.) und die Widmung für Joyce Carol Oates -, werde ich hiermit auch schon meine Besprechung beenden – und auf eine bessere Lesezukunft hoffen.

Und wer weiß, vielleicht stelle ich ja in ein paar Jahren fest, dass dieses Buch ein Kleinod ist und zähle es dann zu meinen Lieblingsbüchern - die Chancen dafür fallen aber eher gering aus.

  • Woher nehmen: Im Buchhandel erhältlich unter ISBN 978-3-829-60516-8.

Samstag, 19. März 2011

An einer normalen Highschool ist es ziemlich genial, wenn der Unterricht an einem schönen Maitag im Freien stattfindet.

HEX HALL –DUNKLE MAGIE (DEMONGLASS) ist der zweiter Band der Hex Hall Reihe von Rachel Hawkins (2011).


Falls Ihr den ersten Band noch nicht gelesen habt, es aber noch machen wollt, rate ich Euch – um Euch die Spannung nicht zu verderben – die Zusammenfassung für diesen Band im folgenden Absatz zu ignorieren und diesen Artikel erst ab dem Absatz danach weiter zulesen – oder mit dem Lesen des Artikels komplett zu warten bis Ihr den ersten Band durch habt. ;“)

Sophia „Sophie“ Mercer verbringt den Sommer bei ihrem Vater in England – wo sie sich, nachdem sie erfahren hat, dass sie keine Hexe sondern ein Dämon ist, einer Entmächtigung (also der kompletten Entziehung ihrer magischen Fähigkeiten) unterziehen will. Da das Ganze für sie auch tödlich ausgehen könnte, sind ihre Freunde und Verwandten nicht sehr begeistert von diesem Vorhaben. Zusammen mit ihr sind ihre Zimmergenossin Jenna, der lesbischen Vampir, und Cal, der 19jährige Gärtner des „Jugendknast für Monster“, der Schule Hekate Hall - kurz: Hex Hall - in Georgia angereist.
Außer der Entmächtigung treibt noch etwas anderes Sophie nach England: Archer, der junge Zauberer in den sie sich verliebt hat, der sich aber als Anhänger einer Dämonenjägervereinigung entpuppte, ist mehrfach in England gesichtet worden und obwohl ihr klar ist, dass es sich hierbei um keine gute Idee handelt, sehnt sich Sophie doch danach ihn wiederzusehen.

Nachdem der erste Band mich ja sehr begeisterte muss ich sagen, dass der zweite Band ein wenig hinter meinen Erwartungen zurückblieb – vor allem weil er nicht so witzig ist, wie der Vorgänger. Auch die manchmal etwas gezwungen witzig klingende (und dadurch eben nicht witzige) Sprache war mir (wirklich nur teilweise) etwas zu dick aufgetragen, wenn zum Beispiel jemand "aufgespießt" wird ~ nur eine Verletzung, keine Sorge... oder doch? ~ und das Ganze dann im Buch „gedönert“ genannt wird.. Ach ja...

Was den Spannungsaspekt angeht muss sich der zweite Band allerdings nicht vorm Ersten verstecken. Die Spiele sind definitiv eröffnet! Ein wenig wie bei HERR DER RINGE beginnt jetzt der große Kampf zwischen den Gegnern – wobei hier nicht immer klar ist, wer jetzt auf wessen Seite steht. Und: Das ganze endet mit dem fiesesten Cliffhanger des Jahres!! Jetzt muss ich warten bis ir-gend-wann mal der dritte Teil veröffentlicht wird. Hoffentlich schreibt Rachel Hawkins schnell! Denn ich will wirklich wissen, was mit meiner Lieblingsfigur Jenna passiert ist!

Dieses Buch hat nicht gerade Ewigkeitswert, aber eine nette Abwechslung für Zwischendurch.
  • Woher nehmen? Unter ISBN 978-3-8025-8240-0 als Taschenbuch im Handel erhältlich.

Samstag, 12. März 2011

Es war vorbei, kaum dass es begonnen hatte.

DAS LANGE LIED EINES LEBENS (THE LONG SONG) ist Andrea Levys vierter Roman (2010) – und nach EINE ENGLISCHE ART VON GLÜCK (SMALL ISLAND) der zweite, der ins Deutsche übertragen wurde.

Kingston, Jamaica, 1889. Miss July war einmal Haussklavin und ist nun eine alte Frau - und nach dem sogenannten Baptistenaufstand auch frei. Jetzt schreibt sie mit Hilfe ihres Sohnes, der als Verleger Karriere gemacht hat, ihre Erinnerungen nieder - und genau das bekommen wir als Leser zu lesen – inklusive der Diskussionen, die Mutter und Sohn führen, da Miss July auch das treulich zu Papier bringt. Wobei es hier auch schon mal nur darum geht, warum ihr Manuskript vor Tintenklecksen strotzt..

Das klingt vielleicht nicht besonders spannend – ist es aber! Eine ausgesprochen fesselnde Lektüre, bei der man sich immer fragt, wie es wohl weitergehen wird. Und von Plantagenromantik à la Onkel Remus Wunderland ist hier auch wenig zu spüren. Was mich besonders faszinierte – ganz einfach weil ich ziemlich naiv in solchen Sachen bin – waren die Folgen auf die Befreiung der Sklaven. Denn nachdem sie für „frei“ erklärt wurden, lebten sie ja nicht alle urplötzlich glücklich und zufrieden bis an ihr Lebensende in Wohlstand - mit blütenreichen Vorgärten vor kleinen weißen Häuschen mit Rüschengardinen. Das Leben auf der Zuckerrohrplantage ist nach der Befreiung immer noch nicht der Himmel auf Erden.


Was die Sprache betrifft, geht es hier schon manchmal recht deftig zu: da entweichen Fürze fetten Ärschen – und Frauen werden vom weißen Massa mal eben nach vorne gebeugt, zwecks welcher Handlung überlasse ich Eurer Fantasie – Andrea Levy klärt Euch aber in diesem Buch auch darüber auf. Und gewaltfrei geht die Befreiung/Unterdrückung der Sklaven auch nicht vonstatten.
  • Sex-appeal: Sex findet definitiv statt - sexy würd ich es allerdings nicht nennen.
  • Woher nehmen: Unter ISBN 978-3-421-04483-9 im Handel erhältlich.

Vor etwa 30 Jahren hatte Miss Maria Ward..., die lediglich 7000£ besaß, das große Glück, Sir Thomas Bertram von Mansfield Park für sich zu gewinnen...

MANSFIELD PARK von Jane Austen (1814) wurde als letzter ihrer Romane ins Deutsche übertragen - und das erst in der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts. (! = nicht ganz wertfreies "!" - ich glaube die Übersetzung geschah erst in den 1970er/1980ern - sicher bin ich da aber nicht.)

Fanny Price lebt als arme Verwandte auf dem Landsitz Mansfield Park bei ihren reichen Verwandten, ihrer Tante Lady Bertram und deren Mann Sir Thomas. Fanny ist ein eher stilles (vielleicht sogar schüchternes) Mädchen, die heimlich in ihren Cousin Edmund verliebt ist – dieser jedoch hat sein Herz an die weltgewandte und oberflächliche Mary Crawford verloren, deren Bruder Henry Edmunds Schwestern Maria und Julia den Hof macht – und irgendwann auch ein Auge auf die unglückliche Fanny wirft..

Das ist (wirklich nur sehr grob – ein paar Verwicklungen und Personen habe ich ausgelassen.) die Handlung des dritten Romans von Jane Austen. Fanny ist eine relativ ungewöhnliche Heldin, da sie anfangs - obwohl immer dabei - fast unsichtbar ist – einfach, weil sie sich in allem zurücknimmt und immer allen anderen den Vortritt lässt. Auf der anderen Seite ist sie aber doch wieder eine klassische Heldin Jane Austens, denn während der fortschreitenden Handlung reift auch sie immer mehr und erlangt natürlich am Ende das Herz ihres Edmunds.

Wer von Euch Jane Austen wegen der Romanzen liebt, wird vermutlich von diesem Buch enttäuscht sein, denn der romantischste Teil – die Auflösung – gerät vergleichsweise kurz und die Spannung fällt ausgesprochen gering aus.

Allerdings ist Miss Austen so witzig wie eh und je. Ich liebe Mr. Rushworth, Marias nicht unbedingt geistreichen Verlobten. Allerdings sind meine Lieblingscharaktere Mrs. Price, Lady Bertram und ganz besonders die ewig jammernde und geschäftig tuende Mrs. Norris.. (Ja, ganz genau. Von hier stammt der Name für die Katze des Hausmeisters auf Hogwarts aus HARRY POTTER.. Ärgerlich, weil der Name jetzt für meine zukünftige Katze ausfällt. Keine meiner Katzen wird jemals nach einer Figur aus Harry Potter benannt werden.. Na ja.. Bellatrix Lestrange vielleicht.. Und Sirius, Lucius und Severus find ich auch gut.. Trotzdem. Oder?..)
  • Sex-Appeal: Äußerst niedrig. Jane Austen eben..
  • Für Nichtleser: Es gibt - meine ich - drei Verfilmungen, von denen ich zwei kenne: Die BBC-Adaption mit Billy Piper als Fanny, in der die Handlung ein wenig einkürzt wird und die Verfilmung mit Frances O'Connor als Fanny und Johnny Lee Miller als Edmund - auch hier fehlt einiges, dafür wird aber der Aspekt der Sklaverei in den Kolonien angesprochen und die Handlung mit ein paar Briefen Jane Austens and ihre Schwester Cassandra aufgestockt. Außerdem gibt es hier - Skandal! - Sexszenen.
  • Woher nehmen: In diversen Ausgaben im Handel erhältlich.

Freitag, 25. Februar 2011

Sie saß mit ihrem kaum berührten Glas Lemon Shandy draußen vor der kleinen Gastwirtschaft...

DAS GLÜCK GEHT NICHT VORBEI (THE ONLY CHARITY) von Sara Seale ist ein englischer Roman von 1962.


UK. Christobel "Christy" Tavener ist eine junge Frau mit etwas Vermögen, deren Großvater Sir Harry, ihr nur dann den Familiensitz vererben will, wenn sie den Mann heiratet, den er ihr ausgesucht hat: einen entfernten Verwandten, der erstmal in Northumberland "ausgegraben" werden müsste. In einer Kurzschlußreaktion erklärt Christy, dass sie bereits verheiratet sei - und engagiert kurzerhand Joshua "Joss" Tavener - Zufälle gibt's! - , den sie in einer kleinen Gastwirtschaft aufliest, als Ehemann.

Aber auch Miss Brown, die Pflegerin, des hinfälligen Sir Harry hat Absichten auf dessen Erbmasse - und dann entwickelt Christy auch noch Gefühle für ihren "Ehemann"...

Ich mag dieses Buch nicht.

(Wer von Euch harmoniesüchtig ist, gibt sich bitte mit diesem Satz zufrieden und wartet auf eine andere (positivere) Buchbesprechung von mir - denn ab hier werde ich meinen Frust der Welt kundtun.)

Habt Ihr jemals das Personal eines Romanes derart unsympathisch gefunden, dass Ihr hofftet die Figuren des Buches würden anfangen sich gegenseitig die Schädel einzuschlagen? Ganz einfach, weil ihr sie loswerden wolltet?

Ich bisher nicht - mit diesem Buch war es dann aber soweit:

Ein wenig konnte ich mich mit Christy anfreunden, die zum Zeitvertreib - obwohl ihr vollkommen bewusst ist, dass sie talentfrei in dieser Beziehung ist - grottenschlechte Bilder malt. Allerdings war ich mehr als genervt davon, dass ihr immer alle mehrfach sagen, dass sie ein Kind wäre und im Endeffekt gar nichts entscheiden kann, weil sie einfach zu kindisch und dumm ist.
Ganz besonders der angeblich romantische Held Joss hält ihr das immer wieder vor und versucht ihr beizubringen, sich selbst weniger ernst zu nehmen - in dem er sie konsequent lächerlich macht. Und Christy? Die ist selbstverständlich erstmal gekränkt, sieht aber selbst-ver-ständ-lich ein, dass alle anderen es besser wissen. Mal ehrlich, manchmal habe ich den Eindruck, dass die Gute unter dem Stockholm-Syndrom leidet.

Leider war das Buch noch nicht einmal so verfasst, dass ich es als witzig empfinden konnte - und die Figuren waren auch nur furchtbar: der Großvater poltert herum und benimmt sich wie ein Feldherr, während die hinterliste Miss Brown immer wieder "züchtig ihre langen Wimpern senkt" - du liebes Lieschen, hat mich das genervt. Abgesehen von ein paar Schullektüren (z.B. DER BESUCH DER ALTEN DAME - dummerweise hatte ich ausgerechnet das vorher für mich allein gelesen - also musste ich da zweimal durch.. Ich armes Schwein.) war ich noch nie so glücklich ein Buch hinter mir lassen zu können. Die von Euch, die eine romantische Geschichte lieben sollten auch die Finger davon lassen. Dieses Buch ist eiskalt.

Wer weiß, vielleicht lese ich es in zwanzig Jahren noch mal und finde es dann ganz reizend. Jetzt jedenfalls würde ich es am liebsten zusammenschlagen. Ja, ein Buch zusammenschlagen - soweit bin ich schon. (Das Ding hat mich so aggressiv gemacht! Un-glaub-lich!!)

  • Sex-Appeal: Gering - obwohl die liebe Christy erstaunlich freizügig für 1962 ihren nackten Körper präsentiert. Der letzte Satz des Buches - ich glaube ich verderbe nicht die Spannung wenn ich hier erwähne, dass das Ganze mit einer tatsächlichen Hochzeit und in der Hochzeitsnacht endet - also, der letzte Satz in besagter Hochzeitsnacht ist: "Geh zu Bett, mein Lieb - es wird spät." Uiuiui - und jetzt gehen wir alle mal kalt duschen.

  • Woher nehmen? Am besten gar nicht. Wenn ihr's trotzdem versuchen wollt, müsst ihr Euch mit antiquarischen Ausgaben begnügen.

Montag, 21. Februar 2011

Felicia Miller hatte sich auf die Toilette zurückgezogen und heulte. Mal wieder.

HEX HALL - WILDER ZAUBER (HEX HALL ; 1) von Rachel Hawkins (2010) befindet sich als Jugend-/Fantasyroman an sich nicht mein bevorzugtem Jagdrevier - und außerdem handelt es sich um den ersten Teil einer Reihe.. *oh weh!* - aber dieses Jahr will ich ein wenig über meinen Tellerrand schauen.

USA. Sophia "Sophie" Mercer hat Mist gebaut. Richtig großen: Sie hat ihre magischen Kräfte dazu benutzt ihrer Mitschülerin Felicia mit einem Liebeszauber ein Date für den Schulball zuverschaffen - dummerweise fährt dieses Date mit seinem Auto (und der darin sitzenden Freundin - was die wohl da gemacht haben..) in den Ballsaal (um schneller dort zu sein, na klar.) und fängt blutüberströmt an, seiner neuen Angebeteten etwas vorzusingen. Nicht sehr romantisch und außerdem etwas sehr auffällig..

Also wird Sophie auf Beschluss des "Rates" der magischen Wesen hin in die Schule/Besserungsanstalt für Progidien (Zauberwesen wie Hexen/Zauberer, Werwölfe, Gestaltwandler und Elfen) "Hecate Hall", kurz: Hex Hall, in Georgia - also den tiefsten Südstaaten - geschickt, wo sie bis zu ihrem 18. Lebensjahr bleiben soll.

Gleich am ersten Tag verdirbt sie es sich mit der "Trinität" - drei weiteren dunklen Hexen wie sie, die eine Art coole Cheerleaderclique im Hexenformat darstellen und die um einen mächtigen Zirkel zu bilden noch eine vierte dunkle (das heißt: mächtige) Hexe benötigen - leider ist Sophie eher der uncoole Typ und das will an einer Schule voller Außenseiter schon was heißen. Dass sie sich auch noch bis über beide Ohren in Archer Cross, Typ dunkler Rebell und außerdem der Freund der Anführerin der Trinität, Elodie, verknallt ist da nicht gerade hilfreich.

Und dann ist da noch Sophies Zimmergenossin Jenna, ein lesbischer Vampir mit einer Vorliebe für die Farbe Pink, die wegen eines Integrationsprogrammes für Vampire die Schule besucht und als (nach einem mysteriösen Todesfall) eine zweite junge Hexe mit schwerem Blutverlust gefunden wird, unter Verdacht steht ihre Mitschüler auszusaugen. Sophie will das nicht glauben - und als wäre das Leben an der Schule nicht schon turbulent genug, gibt es auch noch diverse menschliche Organisationen die den Progidien an Leib und Leben wollen.


Dieses Buch bedient (natürlich) sämmtliche US-Highschool-Klischees - ist aber aufgrund des schnodderigen Erzählstils (Sophie erzählt hier selbst) zeitweise sehr komisch (ich will ehrlich sein: manchmal auch ein wenig nervig.. Wen interessiert, dass Sophie Britney Spears nicht leiden kann?) Dieses Buch verdient vielleicht keinen Literaturpreis, aber es macht Spaß es zu lesen: die Handlung ist spannend und die Figuren wunderbar.

Und wo sonst könnt Ihr lernen, dass "Böser Hund!" nicht ausreicht um einen Werwolf abzuwehren?
  • Sex-Appeal: Nicht hocherotisch - aber eben erwachende Teenager-Libido. Ja, ja.. das waren Zeiten.. ;")

  • Woher nehmen? Unter ISBN 978-3-8025-8239-4 als Taschenbuch im Handel erhältlich.

Sonntag, 20. Februar 2011

September 1945. Am Tage ihrer Ankunft zeigte die Quecksilbersäule dreiunddreißig Grad

DAS TAL DER PUPPEN (VALLEY OF THE DOLLS) von Jacqueline Susann war 1966 ein Skandalerfolg.

Erzählt wird über einen Zeitraum von knapp 20 Jahren (1945 -1965) die Lebensgeschichte von drei Freundinnen (von denen eine 1965 nicht mehr erleben wird) und die zum größten Teil in New York spielt – mit kleinen Ausflügen nach Europa und Los Angeles/Hollywood und Neuengland:

Anne, die kühle Neuengland Schönheit, die erst als Sekretärin in einer bekannten Agentur arbeitet und später selbst zum Gesicht einer bekannten Kosmetikfirma wird – ihr Privatleben hingegen hält mehr als nur eine Enttäuschung bereit.

Jennifer, die schöne Blondine mit dem wunderbaren Busen, die als Model und Showgirl beginnt und später über Broadwayshows beim Film (einschließlich Sexfilme, die sich – wie ich hier lernte von Pornos dadurch unterscheiden, dass sie eine Handlung haben – und außerdem „ist ja in Europa vieles ganz anders“ – aha.) landet – und die als erste in Kontakt mit den sogenannten und titelgebenden Püppchen kommt. (Pillen in jeder Farbe und mit verschiedensten Wirkungen.) Nach diversen unersprießlichen Ehen (davon eine mit einem geistig nicht ganz gesundem Frank Sinatra-Verschnitt) steuert sie endlich doch auf ein glückliches Leben als Ehefrau zu – oder?

Neely, die freche Rotzgöre mit der unvergleichlichen Stimme, die von der kleinen Artistik-Nummer zur großen Filmdiva wird, sich aber leider allzu sehr auf ihre „Püppchen“ verlässt und nicht gegen Starallüren gefeit ist.


Unsagbar fesselnde Lektüre. Feinste Seifenopernqualität. Es werden auch einige Themen wie Schwangerschaftsabbrüche, Brustkrebs, Schönheits-OPs, Alkoholismus, Abhängigkeit (sowohl von Rauschmitteln als auch Menschen) und mehr oder weniger erfolgreiche Selbstmordversuche beschrieben – und es gibt auch einen sehr ausführlich beschriebenen Teil der Handlung in einer Nervenheilanstalt – die ein wenig an DIE SCHLANGENGRUBE von Mary Jane Ward erinnert (eine der Insassinnen heißt sogar Mary Jane!)

Das, Ihr Lieben, ist genau die Art von Lektüre, die man billige Flittchen in alten Hollywoodfilmen lesen sieht – und ich LIEBE es!! (Ja, denkt doch was Ihr wollt!)

Was ich nicht so liebte war, dass dort jede Frau mit einem Gewicht über 120 Pfund gleich als eine fette Kuh bezeichnet wird. Falls Ihr gerade Diät haltet wird Euch das Buch vielleicht noch zusätzlich eine ordentliche Portion Selbsthass und damit noch mehr Disziplin verleihen – kommt eben alles auf den Standpunkt an. ;“)

Bis zu diesem Buch hatte ich auch keine Ahnung, dass man (sprich: frau) mit 31 zu alt ist um noch Kinder in die Welt zu setzen. Ich bin schon ein Naivchen.. ;“)
  • Sex-Appeal: Besonders in der ersten Hälfte des Buches geht es ordentlich zu Sache – ohne allerdings allzu sehr ins Detail zu gehen – einiges müsst Ihr zwischen den Zeilen lesen, aber keine Sorge: es steht dort ziemlich deutlich. ;“)
  • Zeit zum Zelebrieren: Pflegt Euch – falls Ihr das nich sowieso schon macht (ich schwöre ja darauf..) mit Kakaobutter – und macht Gymnastik zur Jungerhaltung Eurer Brüste! (Ja, mach ich auch. Meine Brüste sind klasse. Das musste mal gesagt werden.)
  • Für Nicht-Leser: Das Buch wurde 1967 mit Barbara Parkins als Anne, Patty Duke als Neely und Sharon Tate als Jennifer verfilmt. Der Film schmeißt die Handlung ein bisschen zusammen und ändert ein paar Kleinigkeiten - für nen Mädelsabend bringt er es aber immer noch. ;")

  • Woher nehmen: Leider nur noch antiquarisch oder eben auf Englisch - und dann in verschiedensten Aufmachungen erhältlich.

Montag, 14. Februar 2011

Die Residenz von Mr. Peter Pett, ... , ist eine der führenden Scheußlichkeiten dieses belebten und von teuren Geschäften gesäumten Boulevards.

Der Unterhaltungsroman PICCADILLY JIM von P.G. Wodehouse ist erstaunlicherweise bereits 1917 erschienen – er könnte aber durchaus einige Jahre jünger sein, da er wunderbar zeitlos und herrlich leicht zu lesen ist.

New York. Vor 5 Jahren veröffentlichte Ann Chester kitschige Liebesgedichte und Jimmy Crocker machte sich darüber in einem Zeitungsartikel lustig. Ann hat ihn zwar seither nicht mehr gesehen, aber ihre Verachtung ist mittlerweile zum schönsten Hass ausgewachsen – ihre Sentimentalität hat sie auch komplett aufgegeben.
Jetzt will sie ihrem Onkel Peter Pett helfen: Dessen 14jähriger Stiefsohn Ogden tanzt ihm nämlich gehörig auf der Nase herum – und ist außerdem zu dick. Also muss Ogden entführt und in eine Hundeklinik verfrachtet werden, wo überfütterte Schoßhündchen wieder in Form gedrillt werden.

Leider wird Anns „Komplize“, der Privattrainer ihres Onkels, von dessen Frau entlassen. Nun ist guter Rat teuer, aber Ann bringt einen jungen Mann (eine Zufallsbekanntschaft) dazu, sich als den lange nicht gesehenen Neffen ihrer Tante auszugeben und so in den Haushalt zu gelangen.
Bei besagtem Neffen handelt es sich ausgerechnet um Jimmy Crocker, den man mittlerweile aufgrund seines ausschweifenden Lebensstils „Piccadilly Jim“ nennt. Nur: so fremd ist der junge Mann gar nicht, der sich auch noch unsterblich in Ann verliebt hat: Es ist (natürlich) Jimmy, der nun versucht Entführung, das Mädchen seines Herzens, einen gefälschten Butler und einen fremden Spion unter Kontrolle zu bekommen.

Ein Heidenspaß mit unglaublichen Verwicklungen (einige Handlungszweige habe ich hier nicht mal erwähnt!) und wunderbare Figuren – mein Lieblingscharakter ist Miss Trimble, die Detektivin mit dem stechenden Blick, die eine sozialistische Frauenrechtlerin ist und alles noch komplizierter macht.

Herrlich turbulent und zum Teil irrwitzig – eine ziemlich leichte Lektüre, die einem ein trübes Wochenende lang sehr schön die Zeit vertreiben kann.
  • Sex-Appeal: Tendenz Richtung null und niedriger. Das höchste der Gefühle ist erreicht, wenn das Mädchen sich schutzsuchend an die Brust ihres Helden wirft…

  • Für Nicht-Leser: 2004 wurde der Roman mit Sam Rockwell in der Titelrolle verfilmt – zur Werktreue kann ich nichts sagen, da ich den Film (noch) nicht kenne.

  • Woher nehmen: Erstaunlicherweise nur noch antiquarisch oder unter folgender ISBN in englischer Version erhältlich: ISBN 978-0-09-951388-9.

Samstag, 12. Februar 2011

"Ich hasse es, ein Lied so zu singen, wie es auf dem Papier steht."

BILLIE HOLIDAY (WITH BILLIE) von Julia Blackburn (2005) ist weniger eine Biographie über die berühmte Jazzängerin, die schon mit 44 Jahren verstarb, denn viel mehr eine Sammlung vieler kleiner Kurzbiographien ihrer Wegbegleiter.

Ende der 1970er (kurz bevor sie aus ungeklärten Gründen Selbstmord beging) sammelte Linda Kuehl Interviews mit Freunden, Bekannten und Kollegen Billie Holidays - die auch als Lady Day bekannt war - und in ihrem Freundeskreis auch auf den Namen "Lady" hörte. Diese Interviews sind seit dem fast immer mit berücksichtigt worden, wenn jemand über Billie Holiday schrieb und Julia Blackburn hat aus ihnen eine kaleidoskop-artige Collage zusammengestellt, die sich wirklich gut liest, aber leider auch ein wenig widersprüchlich ist - kein Wunder jeder Mensch hat ja auf alles eine ganz andere Sicht als ein anderer. Und wir alle zeigen verschiedenen Menschen, verschiedene Seiten unserer Persönlichkeit.

Dieses Buch ist ganz klar nichts für Billie Holiday-Anfänger: Um richtig Freude daran zu haben, muss man sich schon in der Jazz-Welt der 40er und 50er Jahre auskennen und auch etwas Ahnung von Billies Leben haben, denn die Interviews sind jeweils in Kapiteln zusammengefasst und somit kann man am Ende schon durcheinander kommen, wann und wie oft Billie Holiday inhaftiert war . Dieses Buch ist auch mehr eine Sammlung von Minibiografien, von Leuten, die Lady Day kannten. Leider fehlen Fotos, die das ganze noch etwas übersichtlicher gemacht hätten, denn mit Gesichtern zu den Namen wäre es noch etwas schöner gewesen. - Ich bedauere diesen Mangel wirklich sehr, denn ich bin eine sehr visuelle Person.. ;") Insgesamt (inkl. Titelbild) gibt es nur zwei Bilder zu sehen.

  • Zeit zum Zelebrieren: Tragt eine weiße Gardenie im Haar, tragt roten Nagellack, benutzt Kosmetikartikel von Maybelline und natürlich: Hört der großartigen Billie Holiday zu!


Nehmen wir mal an, Ihr würdet Billie Holiday nicht mögen oder ihre Musik auf keinen Fall hören wollen, bitte hört Euch wenigstens dieses Lied an, denn ich denke es ist dasjenige was man in jedem Fall kennen sollte, denn es ist nicht nur musikalisch interessant sondern auch ein wichtiges Lied was Antirassismus angeht:



So, danke dafür. Falls Ihr Billie Holiday mögen solltet: Keine Sorge, ich werde noch mehr Biographien von ihr lesen und sie auch hier besprechen - falls Ihr sie nicht ausstehen könnt: Ich lese weiterhin auch andere Bücher.. ;")

  • Woher nehmen: Als Taschenbuch unter folgender ISBN im Handel erhältlich: ISBN 978-3-8333-0555-9

Mittwoch, 9. Februar 2011

Die Vorsprechen waren glatter Mord.

MISS WINTERS HANG ZUM RISIKO (THE WAR AGAINST MISS WINTER) von Kathryn Miller Haines ist der erste Band einer Krimireihe um Rosie Winter. Das Original erschien 2007, die deutsche Erstveröffentlichung war 2009.
New York. Da die Schauspielerin Rosie Winter nicht gerade mit Rollenangeboten überhäuft wird, arbeitet sie nebenher in Jim McCains Detektivbüro. Am Silvesterabend 1942 findet sie ihren Boss ermordet im Wandschrank der Detektei. Die Polizei glaubt an Selbstmord. Rosie ermittelt auf eigene Faust und muss feststellen, dass sich nicht nur ihr Boss auf die Suche nach einem mysteriösen Theaterstück gemacht hatte...
Ein durchweg schnodderige Hauptfigur, die zuweilen auch mal nervig werden kann – ebenso wie die endlosen Proben für ein experimentelles Theaterstück. Was das Buch auf jeden Fall lesenswert macht – neben der Tatsache, dass es im New York der frühen Vierziger spielt – sind die Nebenfiguren:

Rosies beste Freundin und Zimmergenossin Jayne ist ebenfalls Schauspielerin - mit äußerst aufregenden Kurven aber einer Stimme wie Betty Boop , weswegen die Presse sie „Amerikas Quiekling“ taufte – was einer Karriere nicht gerade förderlich ist.

Jayne ist liiert mit dem Gangster Tony, der bis über beide Ohren in sie verliebt ist. Und dann ist da noch Al – ein Schrank von einem Mann, äußerst freundlich und Tonys „Angestellter“ und für Tierliebhaber gibt es auch noch den Kater Churchill, zu dem Rosie nicht gerade ein freundschaftliches Verhältnis pflegt – keine Sorge, dem Kater wird kein Haar gekrümmt – zwischen den beiden herrscht eher eine Art kalter Krieg.


Ein zum Teil sehr witziger Krimi aus dem Theatermilieu, dessen Nachfolger ich schon allein wegen der herrlichen Nebenfiguren lesen werde – und der einem auch einige Weisheiten schenkt wie zum Beispiel:
„Steig nie in ein Auto mit einem bewaffneten Mann.“

  • Woher nehmen: Als Taschenbuch unter folgernder ISBN erhältlich:
    ISBN 978-3-518-46090-0

Samstag, 15. Januar 2011

Im Wandschrank war es so dunkel, und die Dunkelheit hatte die Farbe von altem Blut.

FLAVIA DE LUCE : MORD IM GURKENBEET (2009) ist der erste Band der Flavia de Luce Reihe von Alan Bradley.

Großbritannien in den 1950ern.
Während ihre beiden älteren Schwestern Ophelia und Daphne sich für ihr Spiegelbild, bzw. Literatur begeistern, ist die 11jährige Flavia de Luce vollkommen in ihrem Element, wenn es sich um Chemie – und mit besonderer Vorliebe: Gifte – dreht. Als dann eines Morgens einen fremder rothaarigen Mann im Gurkenbeet der de Luces stirbt und Flavia ihn findet, erwacht sterbend außerdem ihr kriminalistischer Spürsinn und sie und ihre treue Freundin Gladys (ein Fahrrad) verbringen viel Zeit auf noch mehr Ausfahrten als üblich um Nachforschungen an zustellen.
Eines hat sie der Polizei voraus: Sie weiß, dass der Fremde in der Nacht vor seinem Tod Streit mit ihrem Vater hatte. Trotzdem ist Flavia von seiner Unschuld überzeugt – aber: hat sie damit Recht?

Flavia ist sehr selbstbewusst und vorlaut, aber wer könnte sich nicht für ein Mädchen begeistern, die ihr Fahrrad Gladys tauft? Überhaupt liebe ich die Namen in dem Buch: Flavia, Daphne, Gladys und Ophelia! Großartig!!

Chemiebegeisterte werden sich über des Öfteren eingestreute chemische Informationen freuen – chemie-unempfänglichere Naturen werden sich davon aber nicht stören lassen. Literaturliebhaberinnen bekommen dafür dann und wann etwas Dickens serviert. (Kenntnis der Klassiker macht das ganze zwar noch spassiger, ist aber nicht erforderlich.) Auch Briefmarkenfreunde kommen auf ihre Kosten.
Das ganze beginnt wie ein altmodischer Krimi, endet aber mit einem Psychothriller-würdigen Ende. - Nein, keine Sorge: Das Herzinfarktrisiko liegt trotzdem sehr niedrig. Blutig wird es jedenfalls nicht.

Wer schon immer wissen wollte wie man einen Lippenstift vergiftet (Achtung, die Dinger waren damals kleiner als heute!) ist bei Flavia de Luces 1. Abenteuer in besten Händen.

Perfektionisten muss ich allerdings abraten: einen Schnitzer (einen spontanen Datumswechsel) hat sich Herr Bradley (oder die Übersetzer?) leider doch erlaubt. Wer drüber weg schauen kann, den wird es aber nicht groß stören.
  • Sexappeal: Tendenz gegen null. Flavia beobachtet allerhöchstens Mal einen flüchtigen Kuss und der Teenager Ophelia schmachtet kichernd vor sich hin.

  • Woher nehmen: Gebunden im Handel unter ISBN 978-3-7645-3027-3, als Taschenbuch unter ISBN 978-3-442-37624-7 erhältlich.

Freitag, 14. Januar 2011

Aislings Mutter starb mitten im Sommer.

Mal wieder ein vergleichsweise schmaler Band mit 268 Seiten ist Malinda Los Debütroman ASH von 2009, der in die Kategorie fantastischer Jugendroman fallen dürfte.

Es war einmal ein Mädchen namens Aisling, das Ash genannt wurde und deren Vater nach dem Tod ihrer Mutter erneut heiratete. Als kurze Zeit nach der Hochzeit Aislings Vater stirbt muss das Mädchen bei ihrer Stiefmutter und bei ihren Stiefschwestern wie eine Sklavin schuften. Dann gibt der Prinz des Landes einen Ball…

– Mooooment! Kommt Euch das eventuell bekannt vor? Keine Angst, abgekupfert ist diese Geschichte dann doch nicht: -

Ash weiß aus alten Geschichten, dass Feen sich ab und an Menschen holen und diese dann bei ihnen leben müssen und nie wieder zurück in die Welt der Menschen können – was in ihrer Situation eine deutliche Verbesserung wäre. Und tatsächlich scheint der ätherisch schöne Sidhean vom Feenvolk nicht abgeneigt sie mit sich zu nehmen – doch dann macht Ash die Bekanntschaft der ebenso unabhängigen wie faszinierenden königlichen Jägerin Kaisa.

Ich muss sagen, dass ich schon über ein Jahr lang kein Jugendbuch mehr gelesen habe – und das auch Fantasy nicht unbedingt mein übliches Revier ist, daher hatte ich anfangs auch Schwierigkeiten mich in die Handlung einzulesen. Zum Ende hin wurde es aber immer besser. Vielleicht ist aber auch das Ende wirklich besser als der Anfang – da bin ich tatsächlich überfragt. :“)

FreundInnen von Märchen werden gewiss Gefallen an den eingestreuten Feenmärchen finden, die immer wieder erzählt werden. Die Feen dürft Ihr Euch übrigens nicht wie Peter Pans Tinkerbell vorstellen – diese Feen sind wohl eher im Bereich der Tolkienschen Herr der Ringe-Elben anzusiedeln.
Was mir tatsächlich am besten gefiel: Die lesbischen Beziehungen, die in dem Buch vorkommen werden niemals als problematisch hingestellt. Der Feld-Wald-und-Wiesen-Jugendroman mit lesbischem Inhalt behandelt ja in erster Linie die Probleme die das Pärchen durch seine Andersartigkeit hat und gegen welche Widerstände es eben als explizit lesbisches Pärchen kämpfen muss – und gerade dieser Aspekt fehlt. Homosexualität, d.h. hier lesbische Liebe, ist in dieser Welt kein Problem es ist vollkommen normal und akzeptiert. Und das, liebe Leute, ist genau das, was ich mir in unserer Realität wünsche. Unvorstellbar wie entspannt das Leben für viele Menschen dann wäre!
  • Sexappeal: Sex gibt es (vermutlich) nur einmal in dem Buch, denn da wird tatsächlich eine Person von einer anderen auf den Boden gezogen – und dann ausgeblendet bis es im nächsten Kapitel weiter geht. Uiuiuiui… Allerdings könnten die beiden auch eine wissenschaftliche Arbeit über Ameisen und ihre Dienstwege in Relation zur Wachtstumsgeschwindigkeit von Pfifferlingen verfasst haben. Wer weiß.. ;“)

  • Woher nehmen: Das Buch ist unter ISBN 978-3-426-28344-8 im Handel erhältlich.

Freitag, 7. Januar 2011

Ich sollte die Fleißarbeit, die Sie mir aufgetragen haben, vielleicht besser als Gespenstergeschichte beginnen...

Ein Buch das lange in meinen Bücherregalen darauf wartete gelesen zu werden, schaffte es endlich von den Regalen auf den Nachttisch – aber nicht für eine lange Zeit, da es unsagbar faszinierend war: ANGELICA von Arthur Phillips (2007).

Das viktorianische London. Constance Barton hat nach mehreren Fehlgeburten endlich einer Tochter das Leben geschenkt: Angelica. Constances Gesundheit hat dermaßen gelitten, dass die Ärzte ihr von jeder weiteren Schwangerschaft abraten, da das ihren sicheren Tod bedeuten könne.
Als Angelica vier Jahre alt ist, quartiert ihr Vater - Constances Ehemann Joseph – sie aus dem elterlichen Schlafzimmer aus und fordert seine ehelichen Rechte bei Constance ein. Damit im Zusammenhang zu stehen scheint eine Reihe unheimlicher Ereignisse – von unerklärlichen Rissen in Möbelstücken bis zu einem blauschimmernden Geist, den Constance dabei beobachtet wie er Angelica heimsucht. Kann die herbeigerufene Anne Montague, die sich in okkulten Fragen auskennt, helfen? Hat Joseph etwas mit den Geschehnissen zu tun? Ist Missbrauch im Spiel? Oder verliert Constance langsam den Verstand?

Um es gleich vorweg zu sagen: In diesem Buch stehen komplett sinnlose Sätze, wie z.B. die Antwort auf den Satz „Ich frage mich ob ich wahnsinnig bin.“:

Reden Sie wirres Zeug mit Katzen, die auf Fenstersimsen hocken?

- Also, wirklich. Ich habe das mit meinen Katzen diskutiert und die fanden das auch albern.

Es ist möglich, dass Ihr während der Lektüre zu überlegen beginnt, ob Ihr nicht auch nachts die Spiegel verhängen solltet. Als sehr effektvoll hat sich übrigens ein kurzer Wackelkontakt in meinem Lichtschalter im richtigen Moment erwiesen – und dass zur selben Zeit der Wind ums Haus heulte..

Auf jeden Fall interessant ist die Theorie, dass alle Frauen latent wahnsinnig sind - und nur durch einen Mann der Ausbruch dieses weiblichen Wahnsinns eingedämmt werden kann:

„Folglich hatten alle Witwen und alte Jungfern auf der ganzen Welt Marotten. Niemand verhinderte, dass ihre Schrulligkeit gnadenlos überall einsickerte.“ So, so. Sieh an..

Und wusstet Ihr Folgendes?:

„Für jeden Mann, selbst einen verheirateten Mann im geheimen Einverständnis mit seiner Frau, ist eine übermäßige Entleerung von Samenflüssigkeit normalerweise tödlich.“

– Seid Ihr Euch Eurer Verantwortung bewusst? Ich bitte Euch das in Zukunft zu bedenken, wenn Ihr wieder wollüstig über so ein armes Kerlchen herfallt!!

Schön ist auch der Vergleich eines Psychiaters, der befand, dass menstruierende Frauen im Endeffekt eine starke Ähnlichkeit mit Werwölfen aufweisen – und genauso abhängig vom Mond sind.

Das Buch wimmelt nur so von – im wahrsten Sinne des Wortes viktorianischem Sexismus und Rassismus. Sehr spannend fand ich, dass man die Geschichte erst aus der Sicht Constances, dann Annes, anschließend Josephs und ganz zum Schluss Angelicas Sicht auf die Dinge erfährt.
Das Ganze ist konzipiert wie ein Bericht an einen Arzt – wer da berichtet erfährt man allerdings erst ziemlich spät und Ihr dürft am Ende auch nicht erwarten, dass Euch die Lösung auf einem silbernen Tablett serviert wird. Vieles hier wird impliziert und sieht im nächsten Moment schon ganz anders aus – was ich an diesem Buch auch besonders mochte.
  • Sexappeal: Im Endeffekt dreht sich hier fast alles – wenn auch in einer sehr verhüllten Art – um Sex und die viktorianische Sichtweise darauf.

  • Woher nehmen: Das Buch ist derzeit nur als Taschenbuch unter folgender ISBN im Handel zu erhalten: ISBN 978-3-442-47002-0.
Zusammenfassend lässt sich vielleicht sagen, dass das Buch nur stellenweise gruselig ist, dafür aber auch sehr tragisch - ohne allerdings dass Ihr Taschentücher in Griffnähe bereit halten solltet - und dass vielleicht auch in unseren Leben mit mehr Offenheit einiges verhindert werden kann.

Samstag, 1. Januar 2011

Warum wollte sie nicht über Weihnachten in den Norden fahren?

Wieder ein Debütroman - und wieder von einer meiner Lieblingsautorinnen:
LADY HELENAS GEHEIMNIS (FROZEN LAKE) von Elizabeth Edmondson. (2004)

1921 starb erst Neville Richardson bei einem Kletterunfall in den Anden und später seine Frau Lady Helena - zusammen mit der gemeinsamen ältesten Tochter Isabel bei einem Autounfall in Amerika.
Mittlerweile sind fast 16 Jahre vergangen: Es ist Weihnachten 1936 und die übrig gebliebenen Richardson-Kinder treffen sich mit den restlichen Familienmitgliedern auf dem Familiensitz Wyncrag im Lake District im Norden Englands (Manchester ist nicht sehr weit entfernt.) - es herrscht nicht gerade ungetrübte Weihnachtsstimmung: Großmama Caroline herrscht mit eisernem Willen und schafer Zunge. Die 24jährige Alix, die zum ersten Mal seit drei Jahren wiederzurückgekehrt ist (dass sie für ihren Lebensunterhalt arbeitet ist ganz und gar nicht in Großmamas Sinn...) will endlich einige Mysterien der jüngeren Familiengeschichte klären und stösst damit bei vielen Personen nicht gerade auf überschwängliche Begeisterung - und auch die Nachbarn haben ihre dunklen Geheimnisse.

Auch wenn die ersten 100 Seiten (von insgesamt 569 immerhin) vor soviel Personen eventuell etwas verwirrend sind - aber dafür gibt es zum Glück im Anhang ein Personenregister und anschließend liest es sich wirklich nur so weg - und vereinzelt solche geschwollenen und dadurch etwas lächerliche Formulierungen wie "Mein Gesicht zeigt das harte Antlitz der Eifersucht..." (Also, wirklich!) fallen: LADY HELENAS GEHEIMNIS ist ein großartiges Buch! Unsagbar starke Frauenfiguren und wunderbar kalte Winterlandschaften!

Vielleicht keine klassische Weihnachtslektüre mit Bratapfelduft und pausbäckigen Kindern die mit glänzenden Augen Geschenke auspacken - aber eine fesselnde Lektüre für Winterabende. Wenn, ja, wenn (!) Ihr die Spannung denn so lange rauszögern könnt - und es nicht an einem Abend (und einer Nacht) durchlest! Denn hier tun sich unfassbare Abgründe auf. Nicht nur die üblichen Intrigen - nein, hier spielen auch die politsche Lage 1936 (inkl. englischer Faschisten), ein wiederkehrender Albtraum und natürlich der (im Original) titelgebende gefrorene See eine Rolle.

Ich würde ja sagen: bei diesem Roman handelt es sich um ganz großes Kino! - und ich wünschte die BBC würde sich ein paar von Elizabeth Edmondsons Romanen vornehmen - sie schreien ja geradezu danach!

Vielleicht wird das Buch ja doch noch zu einem Festtags-Klassiker - Ich will es in diesem Jahr zwischen Weihnachten und Silvester jeden falls wieder lesen.

  • Sex-Appeal: Ja, hier haben verschiedene Personen Sex - manchmal einvernehmlich, manchmal nicht - aber auf keinen Fall ausführlich.

  • Woher nehmen: Das Buch ist als Taschenbuchversion (ISBN: 978-3-499-23875-8, Cover siehe oben) im Handel erhältlich. Es gibt auch eine Sonderausgabe für 5,00 €uro (ISBN 978-3-499-25205-1) - mit einem unglaublich schrecklichen Cover - oder denkt Ihr bei einer gelben Tulpe an eine Wintergeschichte?? Da gefällt mir die erste Version (siehe Eintragsbeginn) um einiges besser!
Ja, ich bin Buchcover-fixiert - und deswegen hier gleich zum Vergleich das englische Cover, dass ich auch sehr schön finde - denn was Ihr da seht bekommt Ihr im Buch auch zu lesen: Ein Herrenhaus, Schnee, ein gefrorener See und Schlittschuhläufer.




Tja, so muss das aussehen, Leute!