Freitag, 31. Dezember 2010

Die Frage nach dem Woher liegt in der Natur des menschlichen Verstandes.

1935 veröffentlichte die Österreicherin Gina Kaus die Biographie KATHARINA DIE GROßE – das Buch wurde ein Bestseller in den USA.


Die Prinzessin Sophie Auguste Friederike von Anhalt-Zerbst heiratet 1745 den russischen Thronfolger Großfürst Peter Fjodorowitsch, den späteren Zaren Peter III, und heißt fortan Katharina -d.h. Jekatarina Alexejewna. Die Ehe verläuft nicht gerade harmonsisch - mehr als an seiner hübschen und gebildeten Frau ist der unsichere Peter interessiert am Soldatspielen, so dass sich Katharina (wie man hinzufügen muss: laut Gina Kaus nach knapp 9 Jahren sexfreier Ehe) schließlich anderen Männern zu wendet. Als Peter, der mittlerweile Zar geworden ist bei einem Putsch getötet wird – nicht unbedingt ohne Katharinas Mitschuld –, wird sie zur Zarin Katharina II und Herrscherin über das Weltreich Russland.

Wenn es ein Motiv dieser Biographie gibt, dann ist es meiner Meinung nach – Gerechtigkeit.

Bei jedem Gerücht über Katharina II. von Russland wägt Gina Kaus das Für und Wieder genau ab und beruft sich oft auf Katharinas eigene Aufzeichnungen – bei denen sie uns auch aufzeigt, was und warum die Zarin an der Wahrheit änderte.

An sich eine sehr spannende Lektüre, mag sie dennoch dem einen oder der anderen etwas trocken erscheinen: wörtliche Rede gibt es nicht – es sei denn es handelt sich dabei um Zitate und diese sind vereinzelt in der Originalsprache (Englisch oder Französisch) angegeben – aber ohne erläuternde Übersetzung. (Das mag sich - wie ich hoffe - in neueren Auflagen geändert haben.) Trotzdem ist der Handlung gut zu folgen und Unerschrockene dürfen sich auf eine aufregende (Lese-) Reise begeben und erfahren wie aus der kleinen Prinzessin Sophie von Anhalt-Zerbst die große Katharina wurde.

Wer nicht sicher ist, ob das Buch nicht zu langweilig ist, dem sei dringend nahegelegt, doch das Kapitel über Iwans Ermordung (Teil II, Kapitel II mit dem wunderbar einfachen Titel „Iwan“) wenigstens anzulesen! Wer dieses Kapitel nicht spannend findet (Hallo? Ein Junge wird als Kind eingesperrt und seine Wächter wissen nicht, wer er ist – nur dass auch sie erst wieder frei sein werden, wenn ihr Gefangener stirbt und die den Befehl haben ihn zu töten falls jemand versuchen sollte, ihn zu befreien. Und dann startet ein geistig Verwirrter einen nicht gerade hochbrillanten Versuch in das Gefängnis einzudringen – eine Idee was passieren könnte??!?) sollte wirklich zu anderen Büchern über Katharina greifen.

Meine Lieblingsinformation: Katharina konnte mit dem rechten Ohr wackeln – und war stolz darauf. Und sie liebte es Blumen zu pflanzen - schade, dass es keine Bilder von ihr mit Gummistiefeln, geblümter Gartenschürze und Gieskanne gibt.. Das hätte mir sehr gefallen - und ja mir ist klar, dass Gummistiefel damals noch nicht gebräuchlich waren - aber wäre es nicht eine fantastische Vorstellung?

Vorgebildet muss man nicht sein um Freude an der Biographie zu haben – aber ein verlässliches Fremdwörterbuch könnte ab und an von Nutzen sein.

Die Autorin Gina Kaus wurde 1893 in Wien als Regina Wiener geboren. In zweiter Ehe heiratete sie 1920 den Psychologen Otto Kaus. - Was vermutlich auch erklärt, warum Psychologische Überlegungen in diesem Buch immer wieder eine Rolle spielen. - 1928 veröffentlichte sie ihren ersten Roman. 1933 fielen ihre Bücher, da sie als Jüdin unerwünscht war, der Bücherverbrennung der Nationalsozialisten zum Opfer - ab dann wurden ihre Bücher (z.B. DIE SCHWESTERN KLEH 1933) in Amsterdam verlegt. Nach der Flucht über die Schweiz, Paris und Südfrankreich ließ sich Gina Kaus schließlich 1939 in Hollywood nieder, wo sie hauptsächlich ihre Werke für den Film bearbeitete. Sie besuchte Europa zwar nach dem Krieg wieder, blieb aber bis zu ihrem Tod 1985 in Los Angeles.

  • Sex-Appeal: Es werden „Zärtlichkeiten ausgetauscht“ und „Nachtlager geteilt“ mehr gibt es nicht – aber ich bin sicher, dass findige LeserInnen gewiss irgendwo eine Biographie mit pornographischen Schwerpunkt finden werden.

  • Woher nehmen? Im Buchhandel ist das Buch nicht mehr zu bekommen - bei Amazon.de bekommt Ihr die Ausgabe von 2006 derzeit für nicht ganz 10 Euro.

  • Für Nicht-Leser: Es gibt zahlreiche Verfilmungen über Katharina die Große - ihr braucht nur zu wählen.

  • Übriglinks: Katharina das Große heißt ein Mobiltelefon, dass auf die Bedürfnisse von Senioren zu geschnitten ist.

„Madame, Sie müssen heiter sein!“

Katharina die Große an ihre Hamburger Freundin Frau Bjelke

Mittwoch, 29. Dezember 2010

Zank doch nicht immer mit mir, Monika!

VIER WOCHEN BRAUCH ICH DICH von Gisi Gruber (die auch unter dem Namen Maria Barbara Alsegger schriebt und von der auch die Romanvorlage zum Film mit Sonja Ziemann DIE SIEBEN KLEIDER DER KATHRIN stammt ) wurde 1943 zuerst veröffentlicht – die Ausgabe, die ich habe stammt aus dem Jahre 1949 – könnte also „politisch gereinigt“ sein.


Wien. Die 20jährige Moni – empört über eine Annonce mit Chiffre „Vier Wochen brauch ich Dich“ in der ein Mann weibliche Begleitung für eine Reise sucht – antwortet mit einem erzürnten Brief den sie mit den Worten

Der Sultan winkt. Zuleima schweigt.
Und zeigt sich gänzlich abgeneigt.
beschließt und als „Zuleima“ unterschreibt.

Aufgegeben hat die Annonce ein Schriftsteller – einer Wette mit Freunden wegen. Monis Brief ruft Begeisterung in der Herrenrunde hervor und besonders Christian – ein Scheidungsanwalt – interessiert sich für „Zuleima“, nach der er auch bald mit Suchanzeigen in den Zeitungen fandet. Welch netter Zufall, dass ausgerechnet ihm Moni vor den Wagen läuft. Währenddessen antwortet Monis kokette Freundin Luise als „Zuleima“ auf Christians Suchannoncen und trifft sich mit ihm.

Um die Verwirrung noch zu vergrößern: Luise hatte Moni eine Lüge von einem Christian aufgetischt, der ihr angeblich das Herz brach. - Als dann Christian unwissentlich die gleiche Formulierung benutzt wie sein erfundener Namensvetter kommt Moni ins Grübeln..


Ich mag es, wenn Hauptfiguren Namen wie Monika/Moni, Luise, Hans und Otto haben und fortwährend Ausdrücke wie „prima Qualität“ fallen. Direkt auf der zweiten Seite liest man schon folgenden Satz:

„Doch, Moni, du bist ja auch nur eine Frau und wie ich den Gesetzen der Frauen unterworfen.“
Mal ganz abgesehen davon, dass mir nicht ganz klar ist, was diese Frauengesetze wohl sein könnten – bin ich vielleicht schon seit Jahren kriminell? – möchte ich an dieser Stelle direkt Erich Kästner zitieren und empört und etwas verschmitzt fragen: „NUR?“




Das "Der Sultan winkt. Zuleima schweigt"-Zitat stammt übrigens aus der Feder des großartigen Wilhem Busch (-> Die Entführung aus dem Serail)


Ich hatte in den ersten Kapiteln einen Heidenspaß – aber das Christian ausgerechnet ein ihm unbekanntes ohnmächtiges Mädchen (Moni – wer sonst? Und wäre sie ihm bekannt gewesen würd’s das auch nicht besser machen.) küssen muss – Also nein! Frau Gruber! Das ist nicht nur kitschig sondern auch im höchsten Maße widerwärtig!

Dagegen liebe ich solche Formulierungen wie „graue Bürospinne“ für eine unscheinbare Sekretärin und „Du bist so kalt wie Vanilleeis!“ ist meine Lieblingsbeschimpfung aus dem Buch.

Allerdings muss ich Euch, Ihr Lieben, dringend davor warnen das Buch in der Öffentlichkeit zu lesen, da die Gefahr einfach zu groß ist, dass ihr hin und wieder laut aufschreit: „Oh nei-en!“, „Sie wird doch wohl nicht…“ oder „Um Gottes Willen!!“
Die Fremdschämgefahr ist bei diesem Buch extrem hoch – es handelt sich schließlich um eine allerfeinste Schnulze – inklusive Krankenhausaufenthalt – die statt in Wien auch in jeder anderen Stadt hätte spielen können.


Einige Formulierungen werden auf Dauer auch durch ständige Wiederholung etwas lästig wie Monis rechte „angreiferisch vorgeschobene“ Schulter (? schon beim ersten Lesen bekam ich Verkrampfungen im Schulterbereich..) oder dass jeder von Luises Körperteilen immer mit dem Attribut „hübsch“ versehen sein muss – vielleicht handelt es sich ja um einen ehemaligen Fortsetzungsroman?

Ein paar Mal kann man beim Lesen laut auflachen – ob das aber immer in der Absicht der Autorin lag, wage ich leise zu bezweifeln – Trotzdem: Ich habe mich königlich amüsiert!

  • Sexappeal: Hier wird geküsst was das Zeug hält und am frechsten ist ein kleiner Hummelfigurenbub, der einem Hummelfigurenmädel unter den Rock schaut – Na, pfui! ;“)


  • Risiken & Nebenwirkungen: Meine Damen, hier wird streng auf die schlanke Linie geachtet! Moni isst abends „der Linie wegen 2 Äpfel und der Zähne wegen ein Stück ziemlich hartes Vollkornbrot“ und wenn Luise am Abend vorher mit Sardinenbrötchen gesündigt hat, dann darf sie selbstverständlich am nächsten Tag nur ölfreien Salat zu sich nehmen.

  • Woher nehmen: Leider ist das Buch nur noch antiquarisch erhältlich.

  • Eine Frage bleibt: Christian hat für jede seiner Flammen andere Blumen parat. Mein Strauß wäre vermutlich eine Mischung aus Vergissmeinnicht, Schneeglöckchen und Buschwindröschen. Sollte ich mich auf eine Blumenart beschränken, müssen wären es wohl die Schneeglöckchen... (Am Rande bemerkt: Ich finde Schnittblumen traurig, da gefallen mir eingetopfte Blumen viel besser..)
Aber – welche Blumen wären es für Euch?

Samstag, 25. Dezember 2010

Frohes Fest!


Ich wünsche Euch und Euren Lieben ein wunderbares Weihnachtsfest!!

Alles Liebe,

Frl. Irene Palfy


Mittwoch, 8. Dezember 2010

Wenn in den North Woods der Sommer kommt, vergeht die Zeit langsamer


DAS LICHT DES NORDENS (A NORTHERN LIGHT) von Jennifer Donnelly (2003).

Juli, 1906 - Im Norden des Staates New York: Die Farmerstochter Mathilda, genannt Mattie, arbeitet aushilfsweise in einem Hotel als die Leiche des jungen Hotelgastes Grace Brown aus dem nahegelegenen See geborgen wird. Graces Begleiter ist spurlos verschwunden und nur Mattie, die von Grace einen Stapel Briefe zum Verbrennen erhielt, kann mit Hilfe dieser Briefe der Lösung des Todesfalles näher kommen.

Was sich auf den ersten Blick wie der Plot eines Krimis macht – schließlich basiert die Geschichte auf einem wahren Mordfall – ist vielmehr die Geschichte Matties, die davon träumt zu studieren und Schriftstellerin zu werden, aber durch diverse Verpflichtungen an ihre Heimat gefesselt zu sein scheint.

Der Roman bietet zwar nicht viele überraschende Wendungen, entpuppt sich aber trotzdem als recht fesselnde Lektüre. Neben den üblichen Themen Liebe, Familie, Untreue, Verlust etc. wird allerdings auch das Thema Rassismus und sexuelle Belästigung behandelt – außerdem dürfen Freunde der literarischen Klassiker sich über diverse Titelnennungen und Zitate freuen: häufig werden die gewissen Captain Wentworth, Heathcliff oder Rochester herbeizitiert. *yay* Wer (noch) nicht weiß, wer diese Herren sind, verfolge bitte weiterhin meinen Blog – alle anderen aber bitte auch!! :") Allerdings gibt es - meiner Meinung nach - ein kleines falsches Zitat einer Edgar Allan Poe Geschichte, was schade ist, aber keine Auswirkung auf die Geschichte hat und deswegen wohl vertretbar ist.

Dieses Buch verlangt nicht unbedingt viel Konzentration, macht aber auf jeden Fall Lust wieder mal zu einem Klassiker zu greifen. Diesmal finde ich übrigens tatsächlich mal das deutsche Cover schöner! Was meint Ihr?


  • Sexappeal: Brüste werden geknetet (autsch!) und ab und an männliche Hinterteile beschrieben – also keine besonders erotische Lektüre.
  • Woher nehmen: Das Buch ist als Taschenbuch im Handel erhältlich. ISBN 978-3-492-24840-2

  • ÜbrigLinks: Unter dem Titel "Licht des Nordens" gibt es auch eine wunderschöne Sammlung von Landschaftsfotografien die Nordskandinavien zeigen! Einfach mal hier klicken und Bilder anschauen: Licht des Nordens.
    Außerdem nennt sich auch eine Deutsche Doggen Zucht so - hier zur Seite: Licht des Nordens - tolle Tiere, aber ich habe nicht genug Durchsetzungsvermögen und bin auch etwas zu klein für solche Kerle. Außerdem reicht es mir auch wenn meine Lucy schnurrend auf meinem Schoß sitzt, wenn ich an meinem Blog arbeite - eine Dogge würde in derselben Situation vermutlich meinen Blick auf den Bildschirm etwas mehr verstellen.. ;")
    Auf Wikipedia gibt es auch eine Seite über den Mordfall Grace Brown - leider nur auf Englisch: Grace Brown.

Mittwoch, 1. Dezember 2010

Haben Sie jemals eine Whistable-Auster gekostet?

Eine Warnung vorweg: Sarah Waters ist eine meiner Lieblingsautorinnen - und in diesem Post gehts um ihren Erstling von 1998: DIE MUSCHELÖFFNERIN (TIPPING THE VELVET).

Nancy Astley, die im elterlichen Austernlokal an der englischen Küste als Muschelöffnerin arbeitet, verliebt sich in die Herrenimitatorin Kitty Butler und wird durch glückliche Umstände erst zu ihrer Freundin und Kammerzofe und später zu ihrer Patnerin auf der Bühne und im Bett.
Und während es mit der Karriere im viktorianischen London immer weiter voran geht, dringt Kitty immer mehr darauf ihre Beziehung geheim zu halten. Schließlich kommt es zum Bruch und Nancy verlässt nicht nur Kitty sondern auch das Theater. Da sie als Junge äußerst überzeugend wirkt, schlägt sie sich zunächst als Stricher durch, bevor sie die Geliebte einer reichen Dame der höheren Gesellschaft wird. Auch dieses Verhältnis ist nicht für ewig gemacht und Nancy muss weiter kämpfen - und nach der großen Liebe suchen.

Sarah Waters Schreibstil gehört zu dem eindeutig besten, was mir bekannt ist. Sie schreibt fesselnd und - ohne jemals langweilig zu werden - detailgetreu.
Homophobe Mitmenschen sollten aber unbedingt die Finger von diesem Buch lassen. - Wer sich langsamer an Sarah Waters und die "lesbische Thematik" ranlesen will, sollte besser mit DIE FRAUEN VON LONDON beginnen (Ja, das werde ich mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit noch im nächsten Jahr besprechen - dieses Jahr wohl nicht mehr - ich habe mir einen Stapel Dezember Bücher zusammengesucht und der muss erstmal abgetragen werden.. yay!)
Politikfreunden sei verraten, dass es in dem Roman auch ein wenig um die sozialistische Bewegung im viktorianischen England geht - Politikfeinden dagegen sei versichert, dass die Politik nicht übermäßig Raum einnimmt.
  • Sex-appeal: Wer weiß, dass Sarah Waters sich mit dem Thema Pornographie im 19. Jahrhundert bestens auskennt, sollte nicht zu sehr überrascht sein - Hier wird so ziemlich jede sexuelle Praktik des lesbischen Sex ausgeübt. Vom Lecken (daher der Original Titel Tipping the Velvet), übers Fingern, bis zum Sex mit einem Umschnalldildo - nichts aussergewöhnlich Schockierendes aber doch um einiges ausführlicher, als in den Büchern die ich hier sonst vorstelle. Auch die Sprache ist vergleichsweise derber: Hier zucken Schwänze und pulsieren feuchte Mösen (bah! Ich mag das Wort absolut nicht..) - also nehmt Ihr das Buch besser nicht mit zum Damenkränzchen von Oma. Obwohl.. ;")

  • Für Nicht-Leser: Das Buch wurde von der BBC verfilmt und ist wie immer sehr nahe am Original orientiert - obwohl es einige Änderungen gibt - das Ende gefällt mir zum Beispiel im Buch noch etwas besser und ich hätte auch gerne den "sozialistischen Part" stärker vertreten gesehen.. Trotzdem: gesegnet sei die BBC!! Und es spielen wie immer wunderbare Schauspieler mit - dabei auch zwei meiner Liebsten: Sally Hawkins und Hugh Bonneville, die zwar nur kleine Rollen haben, aber: Egal!! Ich freu mich trotzdem.





  • Literatur leben: Tragt beim Lesen Handschuhe oder viktorianisch aussehende Stulpen/ Fingerhandschuhe. Wenn Ihr's tragen könnt, versucht Euch als Jungen zu kleiden und die ganz Unverzagten unter Euch dürfen auch gerne Austern essen. (Iiiiih! - mehr werde ich zu dem Thema nicht äußern.) ;")

  • Woher nehmen?: Leider nur noch gebraucht zu bekommen oder eben auf Englisch (ISBN 978-1-86049-524-3)
Und wieder gefällt mir das Cover der englischen Ausgabe um Einiges besser - was meint Ihr? Welches Cover zieht Ihr vor?

Montag, 8. November 2010

Vintage Hairstyle

Wenn frau ihr Haar im Vintage-Stil tragen will, sind manchmal ein paar Tipps ganz hilfreich - und massenweise findet Ihr in der Bibel zum Thema:


Vintage Hairstylings
von Lauren Rennells (auf www.vintagehairstyling.com könnt Ihr einen Blick ins Buch werfen) - in der 2. Auflage gibt es ein paar nette Tipps zum Thema Schminken, die es in der ersten Auflage nicht gab - und ganz neu erschienen ist auf dem englischen Markt:

STYLE ME VINTAGE von Belinda Hay von http://www.thepaintedladylondon.com/ (wunderschöne Seite - unbedingt mal reinschauen! Die meisten Styles, die Ihr hier zu sehen bekommt werden im Buch erklärt.) - ist vielleicht etwas schmaler und generell kleiner, aber auch: wunderbar. Und: In einer allerliebst altmodischen Aufmachung. Außerdem ist es etwas günstiger.


Zwei großartige Bücher an denen frau nur schwer vorbei kommt. ;")
Zu bekommen ist VINTAGE HAIRSTYLING in Deutschland zum Beispiel bei Rockabilly Rules und STYLE ME VINTAGE bei Amazon - was ich vermutlich nicht erst verlinken muss, ich mach es trotzdem - per klick kommt Ihr direkt zum besprochenen Titel.. Nichts zu danken. ;")

Dienstag, 2. November 2010

Beginnen wir mit zwei jungen Mädchen auf einem Ball

Es gibt ein Buch, das ich gerade erst entdeckt habe und das nur ganz knapp davor ist zu meinen Lieblingsbüchern aufzuschließen: DIE FRAU, DIE ES NICHT GAB (THE VANISHING ACT OF ESME LENNOX) von Maggie O'Farrell (2006).

Iris, die einen Laden für Vintage Klamotten (yay!!) hat, erfährt überraschend, dass sie verantwortlich ist für Esme, eine Großtante von der Iris noch nie etwas gehört hat und die seit 60 Jahren in einer psychatrischen Anstalt einsitzt.

Die einzige Person, die über Esme und ihr Schicksal Bescheid weiß ist Iris' Großmutter Kitty - und die ist schwer an Alzheimer erkrankt.

Ausgesprochen spannend geschrieben, da wir immer nur Bruchstücke erfahren: Esme deren Erinnerungen manchmal aufblitzen und Kittys wilde und ungeordnete Erinnerungswirbel. Dazu Iris mit ihren privaten Problemen, die nur sehr langsam Licht ins Dunkel bringen kann. Die Spannung ist allerdings niemals so schlimm, dass Ihr wirklich Angst bekommen könntet - die Gefahr ist nur groß, dass Ihr das Buch in einem Rutsch durchlest. Vielleicht nicht hoch anspruchsvoll aber wirklich fesselnd. Und was will man mehr?

Wieder finde ich den Originaltitel besser, hätte aber auch Schwierigkeiten gehabt ihn in eine geschmeidige deutsche Übersetzung zu packen und im Endeffekt passt der deutsche Titel ja auch gut. Die männlichen Charaktere fand ich nicht sehr sympathisch - da sie aber keine so große Rolle spielen, fiel das nicht so stark ins Gewicht.

Das Buch rührt bei mir auch an eine meiner Hauptängste: Eines Tages auf Grund von Alzheimer o.ä. nicht mehr "da" zu sein und nur irgendwo vor mich hin dämmern, wo mir alles um mich herum Angst macht, weil ich es nicht verstehen kann. Ich empfinde das Leben so schon als ziemlich kompliziert.


Und nun ein paar Fakten zur Autorin, von der ich nun wohl auch noch anderes lesen werde..

Maggie O'Farrell wurde 1972 in Nord-Irland geboren und wuchs in Schottland und Wales auf. Sie ist mit dem Schriftsteller Stuart Sutcliffe verheiratet. DIE FRAU, DIE ES NICHT GAB ist ihr 4. Roman.
  • Risiken und Nebenwirkungen: Am Ende war ich kurz vorm Heulen - wirklich nur davor, meine Augen war noch trocken.. ;") - und musste mich schwer beherrschen meiner Schwester nicht tonnenweise weinerliche Briefe oder ebensolche Textnachrichten zu schicken um ihr mitzuteilen, dass ich sie lieb habe.

  • Woher nehmen? Das Buch ist leider nur noch antiquarisch zu erhalten - es sei denn Ihr versucht Euch an der Englischen Ausgabe, die Ihr unter folgender ISBN erhalten könnt: ISBN 978-0-7553-3480-3.
Übrigens - ich finde auch das Englische Cover besser - was meint Ihr?

Sonntag, 17. Oktober 2010

Einen Briefumschlag macht man auf und zieht etwas heraus, das beißt oder sticht, obwohl es kein Tier ist.

Mit gerade 199 Seiten mal wieder ein schmaler Band ist: NACH MITTERNACHT von Irmgard Keun (1937).


Frühjahr 1936: Susanne, genannt Sanne, ist 19 Jahre alt. Aus einem kleinen Ort an der Mosel zog sie erst nach Köln zu ihrer gefühlskalten Tante, wo sie in deren Schreibwarenladen arbeitete und sich in Franz, den Sohn ihrer Tante verliebte. Franz und Sanne wollten von ihrem ersparten Geld einen Zigarettenladen eröffnen, aber die Tante zeigte Sanne bei der Gestapo an und Sanne geht nach Frankfurt a.M. um bei ihrem Stiefbruder, dem ehemals erfolgreichen jetzt aber mit seinen Prinzipien und der neuen Regierung ringenden Schriftsteller, Algin und seiner Frau Liska zu leben. Mittlerweile ist einige Zeit vergangen - Franz taucht plötzlich nach langer Funkstille in Frankfurt auf - er ist auf der Flucht.


In diesem Roman erzählt Sanne selbst. Und sie ist keine Bildungsbürgerin, sondern ein ganz normales evtl. etwas naives, junges Mädchen, die nicht immer alles versteht was um sie herum vorgeht und auch nicht immer nachvollziehen kann, was die neuen deutschen Gesetze zu bedeuten haben. Vielleicht kennt Ihr die "Schulaufsätze" von Kurt Tucholsky z.B. Hitler und Goethe (zum Nachlesen, habe ich hier einfach mal einen Link geschaltet..) - Sannes Ton ist ähnlich. In dem Roman gibt es auch die Figur Heini, der als regimekritischer Journalist all das äußert, was Irmgard Keun Sanne wohl nur schlecht in den Mund legen konnte.

Der Roman ist zum Teil grausam (ich zu mindest bekomme die Sterbeszene im 2 Kapitel nicht aus dem Kopf - auch wenn es gewaltfrei von statten geht, ist es diese Szene, die mir auch nach Jahren im Gedächtnis stecken blieb..) und gibt vermutlich ein sehr genaues Bild der damaligen Verhältnisse, was für deutsche Romane der Zeit ja nun nicht gerade üblich ist. Irmgard Keun selbst ging 1936 mit ihrem damaligen Lebensgefährten Joseph Roth ins Exil in die Niederlande kehrte aber 1940 nach dem Einmarsch der Reichswehr dort - und der Trennung von Roth (1938) - wieder zurück nach Deutschland und lebte dort illegal. (- aber in einem Land deren Sprache auch ihr gehörte.) Erleichtert wurde ihr Leben dadurch, das mehrfach Todesmeldungen über sie veröffentlicht wurden.

Durch Sannes Sprache ist der Roman sehr direkt - typisch für Irmgard Keun, die immer so schrieb, wie ihre Figuren wohl sprechen und denken. Ich könnte noch weiter über Irmgard Keun dozieren - denn sie gehört eindeutig zu meinen Lieblingsautorinnen, aber das werde ich mir wohl für spätere Einträge vorbehalten..

Für diejenigen von Euch die an deutschen Dialekten interessiert sind oder etwa bestimmte Dialekte nicht ertragen, hier ein Hinweis bzw. eine Warnung: Ab und an wird hier kölsch gesprochen und für den norddeutschen Leser: Namen bekommen hier einen Artikel vorangesetzt: Es ist also der Algin, die Liska und das Bertchen.. :")
  • Woher nehmen: Der Roman ist in verschiedenen Auflagen (und zu unterschiedlichen Preisen..) als Taschenbuch erhältlich.

Montag, 11. Oktober 2010

Der seltsame Fremde von dem ich erzählen will, begegnete mir im Schloß Warwick

EIN YANKEE AUS CONNECTICUT AN KÖNIG ARTUS' HOF (A CONNECTICUT YANKKE IN KING ARTHUR'S COURT) (1889) von Mark Twain ist auch unter den Titeln EIN YANKEE AN KÖNIG ARTUS HOF und EIN YANKEE AM HOFE DES KÖNIGS ARTUS veröffentlicht worden - die Geschichte dürfte aber immer dieselbe sein:

Der Yankee Hank (ja, aus Connecticut - woher wisst Ihr?) erwacht nach einer Schlägerei im 6. Jahrhundert und wird von König Artus' Stiefbruder, dem Ritter Kay, gefangen genommen und nach Camelot (König Artus Schloss) gebracht. Dort entkommt er dem Tod, weil er als moderner Mensch des 19.Jh. den mittelalterlichen Rittern einiges an Wissen voraus hat. Mit seiner Bildung und einem Talent für Effekte vollbringt er "Wunder" und verdrängt nicht nur Merlin aus seiner Machtposition sondern wird auch noch Minister - mit dem Plan das finstere Mittelalter zu zivilisieren und die Monarchie abzuschaffen.

Mark Twain war kein Freund des Mittelalters und schrieb mit dem YANKEE eine sehr respektlose Satire gemischt mit ein wenig utopischem Roman - ich weiß nicht ob hier wirklich der Begriff Science-Fiction-Roman passt..

Der Humor ist typisch Mark Twain und keilt in alle Richtungen aus: Hier wird dann schon mal Sir Gareth "Garry" getauft und Ritter zu Werbeträgern gemacht - und auch die deutsche Sprache bekommt einen Seitenhieb ab - was ich sehr lustig fand.. Am Witzigsten fand ich die Hofchronik - hatte aber auch sonst viel Spaß. Zum Teil war mir zwar Hank etwas zu arrogant, aber auch das ist alles noch im Rahmen des Erträglichen. Dass Hank in einer komplett unkritischen Haltung die Politik seiner Zeit ins Mittelalter transportiert gab mir schon zu denken - hätte ich die Möglichkeit, die Welt in eine neue Richtung zu lenken, würde ich mich bemühen auf Schusswaffen und ähnliches dabei zu verzichten.. Zum Teil passieren schon grausame und traurige Dinge - aber: es ist eben das Mittelalter - und jetzt dürft Ihr raten, was mich am Mittelalter so abstößt.. Und bitte: Lasst Euch nicht von Mark Twains umständlichen Vorwort verschrecken: Der restliche Roman ist um einiges leichter zu verstehen!

Ich bin kein Fan des Mittelalters (alle meine mittelalterbegeisterten Freunde - und davon habe ich komischer Weise einige.. - mögen mir das verzeihen.) und hatte deswegen ein wenig Bedenken, ob dieses Buch wirklich etwas für mich wäre, aber: es hat durchaus gut für mich funktioniert. Eben weil es sowohl witzig ist, als auch sehr interessante politische Aspekte beinhaltet - von der Sklaverei bis zu Löhnen und Kaufkraft. Die Kapitel sind sehr kurz gehalten, so dass man sie bei regelmäßigen Fahrten mit den öffentlichen Verkehrsmitteln sehr gut konsumieren kann - häppchenweise eben - außerdem sieht es ja sowieso immer ziemlich gebildet aus mit einem Klassiker in der Öffentlichkeit rumzusitzen..


  • Für Nicht-Leser: Das Buch selbst und abgewandelte Handlungen wurden mehrfach verfilmt: 1931 mit Will Rogers, 1949 mit einem stärkeren Musikschwerpunkt mit Bing Crosby, 1998 mit Whoppie Goldberg (Ein Ritter in Camelot) und 2001 mit Martin Lawerence (Ritter Jamal - eine schwarze Komödie).

  • Woher nehmen: Das Buch ist in verschiedenen Aufmachungen und unter den oben aufgezählten abgewandelten Titeln erhältlich.

Dienstag, 21. September 2010

Sag mal... Kennst du Mitsuko?

Das Buch, das ich Euch jetzt vorstellen will, könntet Ihr vermutlich bereits fertig gelesen haben bevor Ihr von der Kasse aus dem Laden gegangen seid: DER SELBSTMORDCLUB von Usamaru Furuya (2002).

Die Geschichte ist nicht nur schnell gelesen - sondern auch schnell erzählt:

2001 begehen in Tokyo 54 Oberschülerinnen Selbstmord indem sie sich vor einen Zug werfen. Es ist der Selbstmordclub der beliebten Mitsuko. Eine Schülerin - Saya - hat überlebt und nach nicht allzu langer Zeit fängt auch sie an Mädchen um sich zu sammeln und einen neuen Club aufzuziehen, was ihre beste Freundin Kyoko natürlich äußerst beunruhigt - und das um so mehr, als Menschen, die sich mit Saya - die mittlerweile den Namen Mitsuko angenommen hat - anlegen, auf mysteriöse Weise Selbstmord begehen..


Warum liest sich das so schnell?? Na ja: es handelt sich um ein Manga. Die Leserichtung ist dementsprechend von Rechts nach Links, sprich: von Hinten nach Vorne, was sich aber ganz leicht machen lässt.

Ich bin keine große Manga-Leserin - dem Anschein nach bin ich nicht in der Lage mit dieser Informationsflut, die ein Manga bietet, umzugehen: auf Dauer bekomme ich Kopfschmerzen von den vielen Bildern! - Ich kann es selbst nicht fassen - evtl. ändert sich das ja, wenn ich mir eines Tages ein Herz fasse und mir die Brille anschaffe, die mir mein Arzt empfiehlt.. irgendwann.. Dieses Buch allerdings habe ich auf Empfehlung meiner besten Freundin (herzlichen Dank an Ms. TurangaT! - auch fürs Blogverfolgen!!) in die Hand genommen und - ich will es gestehen: anfangs etwas widerwillig - gelesen.

Wie dem auch sei: Nach ca. 2 Seiten legte sich der Widerwillen mehr und mehr und machte einer Art Neugierde Platz, denn DER SELBSTMORDCLUB ist aufgrund seiner Morbidität unsagbar faszinierend - und etwas gruselig. Zum Schluß war ich nur noch begeistert, was auch erklären sollte, warum ein Manga den Weg in meinen Blog fand. Besonder gefiel mir der bitterböse Schluß - den ich aber selbstverständlich nicht preisgeben werde. ;"p

Wer übrigens auf Innereien aus ist: hier kriegt Ihr was zu sehen. Mädchen die sich vor Züge werfen oder ähnliches veranstalten, sehen danach nun mal nicht mehr so hübsch aus wie vorher. Sexszenen gibt es auch - andeutungsweise und mit weißen Stellen "zensiert" - von Romatik kann dabei aber wohl nur selten die Rede sein.
  • Für Nichtleser: Es gibt in dem Buch nicht sooo viel zu lesen - wem es trotzdem zu viel ist, kann natürlich versuchen, ob er/sie mit dem Film besser zu recht kommt: Film und Manga entstanden parallel - und obwohl Usamru Furuya ursprünglich den Plot des Filmes exakt folgen wollte, bat ihn Regisseur Sion Sono seine eigene Version zu schreiben. Daher eine angeblich - ich kann es nicht beurteilen, da ich den Film nicht kenne.. - straffere Erzählweise und - das Wichtigste - im Film gibt es keine Überlebende, was für das Manga das Ende nach 14 Seiten bedeutet hätte.. Und: also wirklich - weniger Text werde ich Euch wohl niemals bieten!! ;")
  • Woher nehmen: Im Handel erhältlich mit folgender ISBN 978-3-937102-53-5

Sonntag, 19. September 2010

Ein Mr. Peter O.Jones, Chefredakteur & Herausgeber der Brennerton >Star-Gazette< , stand im Badezimmer eines Hotels in New York City und schrubbte...

Ein schmaler kleiner Thriller von 1950: SCHLAFE MEIN KINDCHEN (MISCHIEF) von Charlotte Armstrong.

Was geschieht:
Mr. und Mrs. Jones wollen zu einem wichtigen Dinner und lassen ihre 9jährige Tochter Bunny im Hotelzimmer zurück. Bei ihr bleibt der Babysitter Nell, die von ihrem Onkel, dem Fahrstuhlführer Eddie, die Stelle vermittelt bekam.


Zeitgleich hat Jed, ein junger Mann der im selben Hotel wohnt, Streit mit seiner Freundin Lyn und sieht nach der Trennung im gegenüber liegenden Hotelzimmer Nell - und eine Chance seine angestaute Wut auf angenehmere Weise abzubauen. Schnell greift er sich eine Flasche Whiskey und schon könnte der Abend für ihn mit Nell ein entspanntes Ende finden - wäre Nell nicht geistig gestört und gemeingefährlich..


Wirklich spannend - und schnell gelesen - bei nur 200 Seiten auch kein Wunder. Charlotte Armstrong deutet an, bevor sie beschreibt was tatsächlich geschieht - so dass sich eine enorme Spannung aufbaut - oder eben nicht, je nach dem wie Ihr Lieben so gestrickt seid.. ;")

  • Zeit zum Zelebrieren!: Whiskey (Rye) oder Cola und ein bisschen was Süßes und schon seid ihr kulinarisch voll dabei..
  • Für Nichtleser: Das Buch kam 1951 in eienr Verfilmung mit meiner Heldin Marilyn Monroe in die Kinos - ratet wie ich darauf kam, das Buch zu lesen.. Der deutsche Titel des Filmes ist VERSUCHUNG AUF 809 - die Randfiguren wurden ein wenig zusammen geschmolzen und Nells Hintergrundgeschichte etwas geändert - spannend ist's aber trotzdem. Und: Ja, Marilyn Monroe kann auch bösartig. :")
  • Woher nehmen: Leider ist das Buch nur antiquarisch erhältlich.

Freitag, 17. September 2010

Der Geruch des Meeres zog ihn gen Osten

DER HAI (CLOSE TO SHORE) von Michael Capuzzo ist, da es sich um die Beschreibung wahrer Ereignisse handelt, eine Art Sach-Roman. (2001)

Im Juli 1916 attakiert ein weißer Hai einen jungen Mann und verletzt ihn tödlich - in nur eineinhalb Meter Wassertiefe.
Es folgen noch mehere Angriffe und noch vier weitere Menschen sterben auf diese Weise. Eine noch nie dagewesene Jagd auf den Hai beginnt - denn bisher nahm man an, dass Haie sich niemals am Menschen zu vergreifen getrauten.

Michael Capuzzo beschreibt sehr genau die Lebensverhältnisse zur damaligen Zeit und ganz besonders dabei natürlich das Leben der Opfer und ihrer Familien - was mich von Zeit zu Zeit eine Winzigkeit zu langweilen begann.

Gleichzeitig beschreibt er aber auch minutiös den Weg des Haies, der sich durch eine winzige Ablenkung plötzlich in Binnengewässern wieder findet. Er beschreibt den Hai und "dessen Sicht" so eingehend, dass ich immer mehr und mehr auf der Seite des Haies war. - Das sollte niemanden verwundern, denn Haie zählen zu meinen Lieblingstieren.

Was den Schockfaktor angeht: Wie nicht anders zu erwarten wirds von Zeit zu Zeit ein bisschen blutig - und die Spannung ist zeitweise wirklich hoch - daher kommt vermutlich dann der minimal langweilige Eindruck, den der Bericht über das Leben der Menschen um 1916 auf mich machte.
Nichts desto troz könnt Ihr eine Menge über das Leben vor dem ersten Weltkrieg erfahren.

Wichtig ist allerdings zu wissen, dass Michael Capuzzos Buch für Wissenschaftler nicht ganz hieb und stichfest ist: Mittlerweile geht man davon aus, dass es sich nicht nur um einen Hai gehandelt haben dürfte.
  • Risiken und Nebenwirkungen: Wenn Ihr das nicht schon habt, könntet Ihr eine Faszination für Haie entwickeln - aber nur vielleicht.. Und Schwimmen in offnen Gewässern fällt wohl auch erstmal flach..
  • Für Nichtleser: Natürlich DER WEIßE HAI von Stephen Spielberg - obwohl der natürlich nicht wirklich Wert auf die Tatsachen legte.. - Einiges in dem Film ist haarsträubender Unsinn - aber nett gemacht. ;")
  • Woher nehmen: Leider nur noch antiquarisch zu erhalten - oder in der englischen Fassung (ISBN 978-0-7679-0414-8)

Donnerstag, 16. September 2010

Gestern Nacht träumte ich, ich sei wieder in Manderley

Daphne Du Maurier nahm nicht an, dass ausgerechnet dieses Buch zu einem ihrer größten Erfolge werden sollte: REBECCA (1938).

Nach dem ich im letzten Post ja eine ellenlange Geschichte erzählt habe, fasse ich mich nun diesmal kürzer:

Die 21jährige, unscheinbare Frau (ihr Name bleibt während des ganzen Buches unerwähnt), die als Gesellschafterin bei Mrs. van Hopper arbeitet, wird überraschend während eines Aufenthalts in Monte Carlo vom 42jährigen verwitweten Maxim de Winter geheiratet.
Er bringt sie zu seinem Landsitz Manderley, wo ihr die Haushälterin Mrs. Danvers, die abgöttisch an ihrer verstorbenen Herrin Rebecca (der ersten Mrs. de Winter) hängt, das Leben schwer macht. Nach und nach kristallisiert sich die Wahrheit über die ach so wundervolle und doch gar nicht so liebenswürdige Rebecca heraus. Durch einen Zufall entdeckt man ihre Leiche in einem Schiffswrack, es kommt zu einem Gerichtsprozess und Rebeccas Vetter/Geliebter Jack wirft Maxim de Winter den Mord an Rebecca vor - durch all diese Wiedrigkeiten kommen Maxim und seine junge Frau sich endlich näher. Als sie von der letzten Untersuchung des Falles in London nach Manderley zurück kommen, ist Mrs. Danver verschwunden und Manderley steht in Flammen..


Ein ganz großartig geschriebener Roman - der einige Parallelen mit JANE EYRE aufweist. Ich kann zwar Maxim de Winter nicht leiden, - mir steht ein Heathcliff eben doch näher.. - aber dieses Buch liest sich wirklich spannend.
Die Natur- und Pflanzenbeschreibungen mögen nicht jedermanns Sache sein: Ich fand es wunderbar. Was mich allerdings wirklich nervte, war die andauernde Betonung wie unsicher die Hauptfigur - übrigens eine ich-Erzählerin - ist und Maxim de Winters Gehabe. Meine Lieblingsfiguren waren Maxims Schwester Beatrice, der Verwalter Frank und Jasper, der Cockerspaniel.
Das Ende gehört zum Besten was mir je untergekommen ist: Ich erwischte mich dabei, dass ich weiterblätterte, weil ich nicht glauben konnte, dass das Buch tatsächlich schon vorbei war.
  • Für Nichtleser: Es gibt mehre Verfilmungen. Am bekanntesten dürfte Alfred Hitchcocks sein - er hat Dialoge zum Teil übernommen und bleibt auch eng an der Vorlage - nur das Ende ist etwas anders. Das literarische Ende lässt sich filmisch aber auch wirklich schwer umsetzen, ohne das Publikum zu vergrätzen. Außerdem gibt es noch eine BBC-Verfilmung und 2006 erschien auch eine Musicalversion des Romans.
  • Woher nehmen: Das Buch ist gebunden und in der Taschenbuchausgabe im Handel erhältlich.

Mittwoch, 15. September 2010

1801.- Gerade bin ich von einem Besuch bei meinem Gutsherrn zurückgekommen...

Da ich auch die Klassiker liebe, sollt Ihr auch etwas davon haben - ich beginne mit STURMHÖHE (WUTHERING HEIGHTS) von Emily Brontë (1847).

Und, tja, das wird eine laaange Geschichte:


Der viktorianische Gentleman Lockwood pachtet den Gutshof Thrushcross Grange von Heathcliff - einem mysteriösen und sehr unleidlichen Mann, der im mittlerweile verwahrlosten Wuthering Heights lebt. Lockwoods Wirtschafterin Nelly Dean, die früher in Catherine Earnshaw-Lintons Diensten stand, erzählt Lockwood die Geschichte von Heathcliff und Catherine:


Heathcliff kam als Findelkind ins Haus der Earnshaws, wo er mit den Geschwistern Catherine und Hindley Earnshaw aufwuchs. Als Heathcliffs Förderer Vater Earnshaw stirbt, wird Hindley zum Herrn des Hauses und macht Heathcliff zu einem Knecht - während also die Beziehung zu Hindley eher Schikane gleicht, verbindet Catherine und Heathcliff eine tiefe Freundschaft, die nach und nach zu einer Art Hassliebe heranwächst, da Catherin ursprünglich nach Höherem strebt.


Hindley, der mittlerweile geheiratet hat, verliert seine Frau duch Tuberkoluse und behält nur seinen Sohn Hareton zurück, was ihn noch mehr zum Alkohol treibt.


Catherine bekommt derweil einen Heiratsantrag vom verweichlichten Edgar Linton, dem Erben von Thrushcross Grange. Sie spricht mit ihrer Vertrauten Nelly über ihre Chancen und darüber, dass eine Ehe mit Heathcliff zu keiner Verbesserung führen könne - Heathcliff belauscht das Gespräch und läuft davon.


Catherine ist von dem Verlust doch mehr mitgenommen als gedacht (sie bekommt hohes Fieber) und heiratet Edgar Linton, obwohl er ihr gleichgültig ist - aber er bietet ihr nun mal die Chance Wuthering Heights zu verlassen.


Nach Jahren kehrt Heathcliff als reicher Mann zurück und heiratet Edgars naive Schwester Isabella, die dann später hochschwanger vor ihrem Mann nach London flieht, während Heathcliff Wuthering Heights zu seinem Besitz macht und Hareton auf seine Seite zieht. Edgar und Catherine, die Heathcliff nie vergessen konnte, bekommen eine Tochter, nach deren Geburt Catherine stirbt. Edgar nennt seine Tochter nach ihrer Mutter: Catherine.


Hindley stirbt im Alkoholdelirium und Hareton wird mehr und mehr zu einer Kopie seines unleidlichen Ziehvaters Heathcliff. Nach Isabellas Tod holt Heathcliff seinen kränklichen Sohn Linton zu sich und bringt Jahre später Catherine, jr. dazu Linton zu heiraten. Edgar stirbt bevor er sein Testament ändern kann und so wird sein Schwiegersohn Linton Erbe von Thrushcross Grange - was er aber auch nicht lange bleibt, denn auch er verendet dann ziemlich schnell. Natürlich fällt sein Besitz an den nächsten lebenden männlichen Verwandten: Heathcliff.


Heathcliff besitzt jetzt beide Häuser und vermietet Thrushcross Grange an Lockwood, der seinen Vermieter zur Begrüßung besucht und eine Vision von Catherine hat, die ins Haus hineingelassen werden will. Heathcliff erleidet daraufhin einen Schock und verliert immer mehr seine Kräfte, so dass er nicht verhindern kann, dass Catherine, jr. Hareton immer mehr Bildung beibringt und die beiden ein Liebespaar werden. Schließlich wird Heathcliff tot im Bett auf gefunden. Das Fenster am Bett ist weit geöffnet - und Heathcliff lächelt.


Uff, jede Menge Inhalt und noch mehr unleidliche Figuren - wenige Sympathieträger - aber doch ein sehr spannendes Buch.

Im Buch beginnt die Handlung mit Lockwoods Besuch, dann erfährt er nach und nach die Geschichte Heathcliffs und Catherines und die Handlung endet mit Heathcliffs Tod, einer Geistererscheinung und - was ich immer mag - einem Besuch auf dem Friedhof. Mir erschien es aber logischer Euch die Geschichte chronologisch richtig zu erzählen - bei so vielen verschiedenen und wichtigen Personen und Handlungssträngen, darf ich es wohl ein bisschen einfacher machen.

Wenn Ihr eine liebliche Romanze erwartet, solltet Ihr besser nicht zu diesem Werk greifen - STURMHÖHE ist eher bitterböse und gewaltig. Hier wird nicht zärtlich geflüstert und mit viel Gewese der Hof gemacht - der Kandidat hierfür ist am ehesten Edgar Linton und der ist ein Schwächling, also kommt er dabei auch nicht gut weg.




Na, man könnte die ganze Geschichte, wenn schon so ettiketieren, dann "wildromantisch" nennen. Ich mag Heathcliff und liebe die Romanze zwischen Catherine, jr. und Hareton (obwohl sie ein bisschen an die Beziehung zwischen Heidi und ihrem Geißenpeter erinnert.. nur eben erwachsener und mit mehr Anziehung..) Auch die Geister-Parts haben mir gefallen - obwohl ich am Anfang als Lockwood nach dem Geist greift, dachte mir wird schlecht.. ^^


  • Risiken und Nebenwirkungen: Ein düsteres Werk, es dürfte sich also nicht gerade eignen eine Depression in Sonnenschein zu verwandeln. Das viktorianische Publikum fand es anstößig und schockierend.


  • Für Nichtleser: Das Buch ist mehrfach verfilmt worden. Für Fans der Filmklassiker bietet sich die Verfilmung mit Laurence Olivier in der Rolle des Heathcliff an - obwohl der Film (übrigens auch unter dem Titel STÜRMISCHE HÖHEN bekannt) vergleichsweise brav daher kommt und auch einiges an Handlung ausspart - aber David Niven gibt den perfekten Edward Linton ab und Laurence Olivier gefällt mir wirklich gut - ich mag es wenn Männern die Haare ins Gesicht fallen..

  • Woher nehmen: Das Buch gibt es in allen möglichen Ausgaben im Handel - im Dezember wird auf der "Biss zum.."-Schiene eine Ausgabe mit dem Hinweis "Bellas und Edwards Lieblingsbuch" erscheinen und sich auch optisch an den Biss-Büchern orientieren. Wie das zusammenhängt kann ich nicht beurteilen, weil ich mich von modernen Vampiren möglichst fern halte.. Verzeiht mir, aber wenn ich Bilder von ihm sehe, denke ich immer der arme Bengel müsse mal zur Kur..

Dienstag, 14. September 2010

"Die Frau von heute handelt wie eine echte Eva lebensklug und gewandt..."

Ich liebe alte Ratgeber - habe aber noch keinen hier vorgestellt, und das werde ich umgehend ändern und zwar mit WAS FRAUEN WISSEN SOLLTEN : EIN RATGEBER FÜR DIE FRAU von Lilo Aureden (1958).

Ein großartiger Ratgeber, den ich tatsächlich von vorne bis hinten durchgelesen habe - obwohl ich versucht war einige Passagen zu überspringen. - Das Thema Bausparen macht für mich bisher einfach nicht viel Sinn und eine Kostenkalkulation über Autos brauche ich auch nicht - ich kann nicht Autofahren und will es auch gar nicht..

In diesem Ratgeber geben 17 Kapitel Tipps für die Frau von 1958. Und diese Frau muss eine Menge wissen - nicht nur über Bausparen.

Lilo Aureden, die eine Menge an Ratgebern schrieb, beginnt zwar mit dem Thema Nestbau - und zwar beginnend bei Kostenkalkulation für die Miete, Platz der nötig ist und gibt Tipps zum korrekten Einrichten der Küche und der restlichen Bleibe - widmet sich anschließend aber auch anderen (feineren) Dingen: Büchern, Bildern, Blumen - mit einem Extraabschnitt Kräuterkunde.

Es folgt ein Kapitel über Haustiere und dann lernt die Leserin, wie sie ihren Tisch richtig deckt. Wie sie sich das alles leisten kann, wird im Kapitel "Haushalten heißt wirtschaften" vorgerechnet - gefolgt von einem Kapitel über Geldanlangen und Versicherungen.

Wenn das Kapitel "Recht in der Ehe" erledigt ist heißt es - natürlich - : "Hausarbeit leicht gemacht". Wenn frau dann den Hausputz erledigt hat, kümmert sie sich im Kapitel "Pflege deine Kleider gut" um ihre Gaderobe (incl. Pelze..). Anschließend kommt das Thema Gesundheit auf den Tisch. - Das Kapitel schließt übrigens mit dem Abschnitt "Die perfekte Campingfrau"..

Im vorletzten Kapitel gibt Lilo Aureden "101 Tips für junge Hausfrauen und kochlüsterne Ehemänner" bevor sie zum Schluß "Von der Kunst, Briefe zu schreiben" erzählt.

Das Buch mag in einigen Passagen nicht mehr aktuell sein (meine Katzen pflege ich etwas anders als hier vorgeschlagen - über Hundepflege und -Erziehung kann ich kein Urteil abgeben..) - aber praktische Tipps wie man Schnittblumen behandelt oder den großen Hausputz durchorganisiert können auch heute noch hilfreich sein.

Lilo Aureden war eine vergleichsweise sehr moderne Frau, was heißt, das sie durchaus noch daran glaubte, dass die Ehefrau ihrem Mann immer den Vortritt lassen muss - aber keinesfalls deswegen sich selbst ganz verleugnen soll und auch gerne weiter im Beruf bleiben darf. Sie war zwar definitiv keine Alice Schwarzer aber auch kein sklavisches Frauchen - obwohl ein anderer Titel von ihr - WAS MÄNNERN SO GUT SCHMECKT - anderes vermuten lassen könnte.
Die Dame hatte auf jeden Fall Humor, denn manchmal stößt man doch auf sehr ironische Sätze. Jemand der Erich Kästner zitiert kann in meinen Augen nicht ganz verloren sein und: Junge, hatte die Frau einen Groll gegen Vermieter! Mieterrecht lag ihr wirklich am Herzen.
Zusammenfassend kann ich sagen:
Mir hat's gefallen. Was mir an Ratschlägen nicht hilft, war trotzdem ein interessanter Ausflug in den Alltag der Fünfziger - und Anregungen kann man sich in dem Buch gewiss holen - aktualisieren kann ich dann ja auch selbst. Außerdem gab es auch einige Bildtafeln, so dass man 50ies Design sehr schön dort studieren kann, was mir auch sehr gut gefiel.

Donnerstag, 12. August 2010

"Was macht ihr da?", fragte die Ziege mit nur einem Horn

"Garou : ein Schaf-Thriller" von Leonie Swann (2010) ist zur Abwechslung mal ein ganz aktueller Titel. Und zusammenfassend lässt sich sagen: Unfassbar!!

Die irische Schafsherde um das klügste Schaf Miss Maple sind mit ihrer Schäferin Rebecca in Frankreich - der Schnee liegt hoch und die Ziegen von der Nachbarweide nerven und stinken. Die "Europäer" können nicht sprechen, sondern quaken alle nur. Der Wald ist fast so unheimlich wie der Tierarzt und das ein Loup-Garou, also ein Werwolf, umgeht und Rehe und wer weiß, was sonst noch reißt, ist nicht sehr beruhigend. Dann liegt ein Toter auf der Weide und die Schafe geraten auch in Gefahr..
Ich fand es wirklich spannend, da ich aber nicht viele Thriller lese, liegt mein Siedpunkt evtl. etwas niedrig.. Außerdem geht mir Tierquälerei (auch wenn sie nur geplant wird) sehr nahe - so nahe, dass mir an einer Stelle direkt die Tränen kamen..

Um die Spannung geht es hier ja auch gar nicht - sondern viel mehr um die Schafe, die ich unsagbar witzig finde.

Es gibt nicht nur einen Werwolf - nein, sogar ein Werhuhn (!), mysteriöse Ziegen, eine ehemalige Nervenheilanstalt, "Hygiänen" und dann soll ein Auto mit einer romantischen (und pädagogischen) Autogeschichte zum Fahren überredet werden - schwierig, wenn man sonst am liebsten Geschichten mit Schafen und Heuhaufen hört und jetzt in die Autoperspektive umdenken soll..


Wenn Ihr schon immer Eure "Wollensstärke" verbessern wolltet, solltet Ihr zu diesem Buch greifen, denn hier wird viel gewollt.. ;")


Wer "Glennkill : ein Schafskrimi" nicht kennt, kann auch mit diesem Band anfangen - sollte aber um seines Glückes willen das erste Buch trotzdem dringend lesen!! Darin lernt Ihr eine Menge - unter anderem das Spaten keine Krankheit sind..


  • Risiken und Nebenwirkungen: Ihr werdet Eure Umgebung mit anderen Augen sehen - eben aus der Schafsperspektive - und damit unsagbar logisch.

  • Für Nichtleser: Das Buch gibt es bereits als Hörbuch im Handel. Andrea Sawatzki liest die Hörbuchfassung, die in der momentanen Auflage allerdings angeblich ein paar Schwächen aufweisen soll - kann ich nicht bestätigen: ICH bin Leserin. :")

  • Woher nehmen: Bisher nur in gebundener Version zu erhalten. ISBN 978-3-442-31224-5

Samstag, 7. August 2010

Der Chic eines Badeanzuges besteht darin, daß er wie ein Sonnenbrand sitzt

The Million Dollar Mermaid von Esther Williams und Digby Diehl (1999) ist Esther Williams sehr ehrliche Autobiographie.

Ernsthaft: Diese Frau nimmt kein Blatt vor den Mund. Das hier sind definitiv keine Erinnerungen einer süßen alten Dame an rüschenbesetzte Teekränzchen. No, Sir!

Esther Williams erzählt davon, wie Johnny Weissmüller mehr als deutlich machte, dass er Sex mit ihr ziemlich angebracht fände (quasi unmissverständlich!), MGMs Studioboss L.B. Mayer sich tatsächlich wütend auf den Boden schmiss, wenn er nicht bekam was er wollte (und Miss Williams scheint nicht gerade eine ergebene Sklavin seines Studios gewesen zu sein) und davon wie sie ihren ersten LSD-Trip machte - auf Anregung von niemand anderem als Cary Grant.

Falls Ihr Gene Kelly treu ergeben seid, solltet Ihr dieses Buch wohl besser nicht lesen - was für ein Giftzwerg.. ;") Auch Lucille Ball kommt nicht ganz so gut weg - ebenso wie Bette Davis, denn Esther Williams scheint den verheirateten Frauen Hollywoods ein wenig Sorge bereitet haben - was, wenn man diesem Buch glauben darf, nicht immer Miss Williams Schuld war.

Sie geht auch auf den Großteil der Dreharbeiten zu ihren insgesamt 28 Filme näher ein und ein bisschen was über Badeanzüge erfahrt Ihr natürlich auch.

Eine pikante Lektüre in der Esther Williams auch sehr aufrichtig über sich selbst schreibt und ihre eigenen Fehler nicht vertuscht. 30 Seiten mit schwarzweiß Fotos gibt es natürlich auch.
  • Risiken und Nebenwirkungen: Ihr könntet dringend einen Esther Williams Badeanzug kaufen wollen und eine Esther Williams Filmnacht veranstalten - von dem Drang ein paar Bahnen zu schwimmen erwähne ich NICHTS.
  • Woher nehmen: Leider nur auf Englisch zu bekommen als Taschenbuch (dann mit anderem Cover als in diesem Post gezeigt): ISBN-13: 978-0156011358
    Hardcover gibt es nur noch gebraucht. Das Englisch ist aber sehr leicht verständlich - und manchmal direkter als man es aus den guten alten Hollywoodstreifen gewohnt ist.. ;")

Donnerstag, 1. Juli 2010

Im Frühjahr 1931 stand ein Mann auf einem Rasen in Glendale, Kalifornien, und stutzte Bäume.

Mal wieder eines meiner ab-so-luten Lieblingsbücher: Mildred Pierce von James A. Cain. (1941)


Mildred Pierce ist bereits 28 Jahre alt (und dass das gar nicht mehr so jung ist, betont James Cain für meinen Geschmack etwas zu deutlich..) als sie sich von ihrem Mann trennt und nun zwei Mädchen versorgen muss.
Ihre herausragenden Talente sind das Kochen und Backen, womit sie sich etwas dazu verdient - und ihre schönen Beine.
Der Versuch sich von einem ehemaligen Kollegen ihres mittlerweile arbeitslosen Mannes aushalten zu lassen endet zwar im Bett, aber nicht mit finanzieller Unterstützung. Also geht es auf zur Stellensuche.

Schließlich bekommt Mildred einen Job als Kellnerin und eröffnet sogar ihr eigenes Restaurant, dass dermaßen gut läuft, dass Mildred expandieren kann. Als ihre jüngste Tochter stirbt, schwört Mildred sich, für ihre verbliebene Tochter Veda alles zu tun, was in ihren Kräften liegt.

Veda selbst ist schon mit elf Jahren ein entsetzlich aufgeblasener Snob - und sehr intrigant. In diesem Fall ist das leider keine Phase und "wächst sich" auch nicht "aus". Durch Mildreds Hilfe wird sie zum musikalischen Star - und Mildred verliert nicht nur viel Geld an ihre Tochter, sondern auch ihr eitler Liebhaber bringt ihr nicht gerade Glück. Es gibt ein furioses Finale der aufgeladenen Beziehung zwischen Mutter und Tochter und jedesmal erwische ich mich am Ende des Buches, dass ich meine Mutter dringend auf eine Tasse Kaffee einladen will und ihr sagen, dass ich sie sehr, sehr lieb habe..

Zwar finden Sexszenen statt, werden aber stets dezent abgeblendet. Was die Formulierungen im Allgemeinen angeht: Milchgeschäft für Busen empfand ich als vulgär und deshalb nicht ganz so schön - mit Hängematte für BH kam ich schon viel besser zurecht.. Allerdings legt James M. Cain diese Ausdrücke einer Figur in den Mund und nutzt diese Ausdrücke nicht durchgehend, so dass die geneigte Leserin sich nicht das ganze Buch hindurch beleidigt fühlen muss.
Das Buch spielt während und nach der großen Wirtschaftskrise der 30er Jahre. (Die Handlung umfasst insgesamt 9 Jahre.) Auf die "Klamottenfrage" wird sehr genau eingegangen und detailgetreu beschrieben, was Mildred wann trägt.
Die Hauptfigur selber ist eine Art zufällige Karrierefrau - evtl. auch einfach nur eine Frau mit überzogenem Mutterinstinkt. Am Besten gefällt sie mir, wenn sie einmal im Recht ist und sich durchsetzt und sich nicht von ihrer Tochter (Veda macht mich sooo wütend!) manipulieren lässt - wobei Mildred meist genau erkennt, wann Veda sie für ihre eigenen Zwecke nutzen will.

  • Für Nicht-Leser: Das Buch wurde 1945 mit Joan Crawford als Mildred Pierce verfilmt. Miss Crawford wurde dafür mit dem Oscar als beste Hauptdarstellerin ausgezeichnet. In Dtld. kam der Film unter dem Titel "Solange ein Herz schlägt" in die Kinos. Die Geschichte ist in einigen Dingen komplett verändert: So gibt es zum Beispiel einen Mord!! Trotzdem ist der Film gut - dringend gucken!!
    Gerade wird fürs Fernsehen eine neue Version (mit Kate Winslet als Mildred) verfilmt - die sich dem Anschein nach mehr an die Romanvorlage hält. Evan Rachel Wood spielt darin Veda und Guy Pearce stellt Mildreds Geliebten Monty dar.
  • Risiken und Nebenwirkungen: Man könnte zeitweise versucht sein, selbst ein Restaurant eröffnen zu wollen.. Ich für meinen Teil habe die Frage der Uniformen für meine Angestellten bereits geklärt. ;")

  • Welcher Drink dazu: Wenn Ihr nicht so sehr für harte Sachen seid, müsst Ihr Euch mit Kaffee begnügen - alle anderen dürfen Scotch und Rye in Massen kippen.
  • Woher nehmen: Auf deutsch bekommt Ihr es wohl nur noch antiquarisch - diejenigen unter Euch, die sich an der engl. Version versuchen wollen, müssten es unter folgender ISBN noch im Handel bekommen: ISBN-13: 978-2070785704

Mittwoch, 23. Juni 2010

Mein Vater hatte eine Farm im westlichen Teil von Missouri...

Wenn die Mondblumen blühen (The Moonflower Vine) von Jetta Carleton ist die Neuveröffentlichung eines Bestsellers von 1962.

Die Geschichte beginnt in den 50er Jahren im ländlichen Missouri als Leonie, Mary Jo und Jessica wieder den Sommer bei ihren Eltern auf der Farm verbringen und wird zu einem aus verschiedenen Perspektiven erzählten Rückblick von der Jugend der Eltern um 1900 herum bis zum Heranwachsen der Töchter in den 1930ern.

Ein wunderbar ruhiges Buch, dessen Handlung unaufgeregt vor sich hin plätschert. Eine ganz entspannte Lektüre (mit einem etwas zähen Anfang bis man sich hineingewühlt hat - was aber fix geht), die man am besten wieder am Strand, Pool oder (was mich eher betrifft) einem schattigen Plätzchen genießt.

Meine Großmutter und meine Großtante fandens (genau wie ich) herrlich und meine Mutter war zu Tode gelangweilt - Ihr dürft wie immer selbst entscheiden. (als müsste ich Euch das erst sagen..)


  • Übrigens: Das Buch stand 1964 auf der Spiegel-Bestsellerliste auf Platz 1




  • Risiken und Nebenwirkungen: Wenn Ihr das Buch in der Badewanne lest (und nun ratet wer das wohl getan hat..), riskiert ihr etwas zu verschrumpeln - Beweisfotos werde ich keines Falles posten. Das müsst Ihr mir einfach glauben

  • Welcher Drink dazu? Irgendetwas sanftes und ungefährliches, z. B. Limonade. Ich weiß nicht wie es Euch geht - in meiner Kindheit war Mineralwasser mit Fruchtsirup der Gipfel der Glückseligkeit (und wenn's Eiswürfel gab war's auch noch richtig mondän..) und mich hat dieses Buch auf jeden Fall nostalgisch gestimmt, so dass mein perfektes Getränk dazu zuckersüß und quietschebunt daherkommt..
  • Woher nehmen: Über den Buchhandel ist das Buch als Taschenbuchausgabe unter der ISBN 978-3-462-04096-8 zu erhalten. Wenn Ihr's lieber antiquarisch mögt, müsst Ihr allerdings nach dem Titel "Wenn die Mondwinden blühen" suchen.

Dienstag, 22. Juni 2010

Und nun möchte ich eine Szene für Sie spielen - aus allen meinen Filmen


"Willkommen in der Höhle der Löwin!"


Bette Davis von Charlotte Chandler (2008) heißt im Original "The Girl Who Walked Home Alone" - und wäre das nicht auch im Deutschen ein großartiger Titel gewesen?? Schade..


Aber ein Titel hat mich noch nie davon abgehalten etwas über meine Lieblingsschauspieler zu lesen. (Tatsächlich finde ich alberne Titel prima.) Eines vorneweg: Ich bin eine Bette Davis Ethusiastin! Die Frau ist eine absolut fantastische Schauspielerin in (meist) fantastischen Filmen.


Die Biographie liest sich mehr wie ein Fragment aus Gesprächsfetzen. jede Menge "Bette sagte..." "Bette erzählte..." so dass ein wenig das Gefühl aufkommt, eine alte resolute Tante würde aus ihrem Leben berichten. Es kommen auch viele ihrer Freunde/Kollegen und Zeitgenossen zu Wort. Am Ende bekommt man ein sehr gutes Bild von dieser wahnsinnig energischen, zielgerichteten und nicht immer diplomatischen Frau. Charlotte Chandler bemüht sich um Objektivität - obwohl der Grundton positiv ist, gibt es auch Zitate von Menschen die nicht sehr angetan von Miss Davis waren.


Fast jeder (mir fehlte zumindest "Die Braut kam per Nachnahme" mit James Cagney..) ihrer Filme wird kurz zusammengefasst und am Ende gibt es zusätzlich noch eine Filmographie. Das Buch ist auf jeden Fall ein guter Einstieg - ich hätte allerdings gerne mehr über ihre Schwester Bobby erfahren - wer weiß.. vielleicht gibt es da auch nicht mehr zu erfahren.. ich werde wohl weiter forschen müssen.. Ein paar Fotos sind im Buch enthalten, darunter auch Privataufnahmen.

Miss Davis absolut großartiger Humor blitzt übrigens auch manchmal hervor: "Es waren nicht die größten - aber schlecht waren sie nicht!" - ist kein Zitat über ihre Filmrollen (das waren die Größten! Und wenn nicht, dann hat sie eben die Größten daraus gemacht.) sondern über ihre Brüste und außerdem schenkte mir das Buch das wunderbare Wort "Schlampenlicht". (Nur: wann kann ich das schon mal anwenden..)


  • Woher nehmen: Das Buch ist derzeit nur noch in Restbeständen im Handel erhältlich (ISBN 978-3-7844-3137-6) - Amazon.de bietet das gute Stück derzeit für 4,99€ an.

  • Risiken & Nebenwirkungen: Ihr könntet in Versuchung geraten wenigstens EINE Bette Davis Filmnacht zu veranstalten..

Mittwoch, 16. Juni 2010

Die junge Polizistin stand in einer Ecke des Raums

Maisie Dobbs -Verzeihliche Lügen (Pardonable Lies - A Maisie Dobbs Novel) von Jacqueline Winspear (2006 , dt. Erstausgabe 2006)

Ein weiterer Roman aus der Maisie Dobbs Reihe. Er wurde in Dtld. vor dem ersten Roman veröffentlicht und spielt im Jahre 1930 und auch diesmal hat der 1. Weltkrieg eine große Rolle inne.

Maisies (sehr flotte, modische und glücklich verheiratete) Freundin beauftragt Maisie herauszufinden, wo ihr Bruder in Frankreich fiel. Gleichzeitig soll Maisie für einen anderen Clienten beweisen, dass dessen Sohn tatsächlich im Krieg starb. Also packt unsere Detektivin mit mulmigen Gefühl ihre sieben Sachen und fährt nach Frankreich, wo sie ja bekanntermaßen selber einiges erlitten hat.

Auch dieser Krimi liest sich mal eben so weg - klassische leichte Urlaubslektüre.

Leider merkt man, dass ein (oder zwei?) Bände zwischen diesem Buch und dem einzigen anderen bisher auf Deutsch erschienen Maisie Dobbs-Krimi liegen. (Das dieser Roman hier VOR dem ersten Band auf deutsch erschien, will ich mal fast nicht ansprechen..) Man verpasst zwar nichts wirklich wichtiges, aber ich frage mich halt woher auf einmal dieser "gutaussehende Arzt" kommt, dessen Beziehung zu Maisie mir so einfach vor die Nase gesetzt wird. Ich WILL das mir Romanzen vorsichtig nahe gebracht werden! Wo ist denn da bitte der Spaß?! Allerdings sind die beiden nicht so ganz eng. (- geschieht ihnen auch ganz recht.. *schmoll*)

Erfreulicherweise ist Maisie etwas modischer geworden und da ihre beste Freundin dem dernier cri mit Begeisterung folgt, hat man ein bisschen mehr an modischen Details zu lesen. London kommt meiner Meinung nach wieder zu kurz. Dafür gibt es aber ein paar nette Szenen mit einigen spiritischen Medien.. (Herrliche Klischees!)

Ich hoffe, dass noch der eine oder andere Maisie Dobbs Fall auf deutsch herauskommt - ich halte Euch auf dem Laufenden!

  • Woher nehmen?: Tatsächlich noch im Handel erhältlich - allerdings nur als Taschenbuchausgabe: ISBN 978-3-499-24325-7

Dienstag, 15. Juni 2010

Die große schlanke Frau in dem gutgeschnittenen marineblauen Kostüm, unter dessen Faltenrock wohlgeformte Knöchel hervorschauten...

Maisie Dobbs - Das Haus zur letzten Ruhe (Maisie Dobbs) von Jaqueline Winspear (2003, dt. Erstausgabe 2007) spielt in London im Jahre 1929 - dachte ich. Weil es im Klappentext so stand. Ich glaube sowas ja..
Tatsächlich ermittelt das ehemalige Hausmädchen Maisie Dobbs, die mehr eine Karrierefrau ist, denn das, was mensch sich klassisch unter dem Begriff "Hausmädchen" vorstellt, zwar im Jahre 1929 - aber die Hälfte des Romanes spielt sich als Rückblende im Zeitraum 1910 - 1917 ab und beleuchtet Maisies Werdegang von der Hausangestellten zur Studentin und freiwilligen Feldlazarett-Krankenschwester.

Der Hintergrund bildet also weniger das London in den Roaring Twenties, als die Schlachtfelder im 1. Weltkrieg und ein Herrenhaus in der Zeit davor. Also nix mit Charleston und hübschen Flapper-Girls..

Falls Ihr schon die Miss Daisy-Krimis von Carola Dunn gelesen haben solltet (darauf werde ich in späteren Beiträgen ziemlich sicher noch einmal eingehen..), dürft ihr nicht erwarten hier "dasselbeingrün" serviert zu bekommen. Wenn man dieses Anspruch ablegt, lest Ihr hier einen wirklich netten, leicht und schnell konsumierbaren Krimi.

Maisies erster Fall dreht sich erst um eine vermeintliche Ehebrecherin und führt die Detektivin sehr rasch auf die Spuren eines Mannes, der ein dubioses Heim für Kriegsversehrte leitet. (- was dann eben diese Rückblende 1910 - 1917 auslöst.)

Maisie Dobbs selbst schwört auf Meditationen und ihre psychologische Schulung um zu Ergebnissen zu gelangen. Sie rennt nicht mit geladenen Revolver herum und drückt kleine Informanten an die Wand. Gewalt hält sich hier in Grenzen - eben bis auf das was im Krieg nun mal zum Alltag gehört. Die zurückgebliebenen Narben und Verletzungen der Kriegsversehrten sind sehr plastisch beschrieben, aber ohne großen Schockeffekt daraus zu ziehen. Also nichts was Euch schlaflose Nächte bereiten sollte.

Am Ende gab es tatsächlich für mich noch eine Überraschung, eben weil ich entgegen Maisies Überzeugung eigene Schlüsse gezogen hatte ohne tatsächliche Beweise dafür zu haben - mehr wird aber nicht verraten.. ;")

Wichtig ist beim Lesen: Nehmt als Ausgangspunkt fürs Lesen den ersten Weltkrieg und die Zeit davor an - sonst könntet Ihr bitter enttäuscht werden!

  • Woher nehmen: Das Buch ist als Taschenbuchausgabe im Handel erhältlich: ISBN 978-3-499-24393-6

Sonntag, 13. Juni 2010

Als der Portier aus der Telefonzelle 7 herauskam, war er ein wenig weiß um die Nase herum...


Zeit für einen Klassiker der 20er Jahre - und deutschsprachig außerdem!



Noch dazu spielt er in meinem geliebten Berlin! Yay!

Es handelt sich (natürlich) um Menschen im Hotel von Vicki Baum (1929)


Grob gesagt handelt dieser Roman von einer Gruppe Menschen die alle im vornehmen Grand Hotel in Berlin mehr oder weniger direkt aufeinander treffen:

Eine nicht mehr ganz junge Balletttänzerin, ein Baron in Geldnöten, ein sterbenskranker Buchhalter, ein kriegsversehrter Arzt, eine stellungslose Sekretärin, ein Fabrikant in geschäftlicher Bedrängnis und selbstverständlich auch das Hotelpersonal - mit großen und kleinen Sorgen.

Vicki Baum hat eine ganz eigene und zum Teil sehr sachlich-poetische Sprache, die typisch für die 20er Jahre ist. Ein hohes Lesetempo ergibt sich dadurch quasi von allein. Auch sonst wird so ziemlich alles angebracht, was damals gerade en Vogue war: Boxkampf, schnelle Autofahrten, schlanke (und sehr flotte) berufstätige Mädel, ein Flugzeugausflug und Jazz.
Vicki Baum war ganz klar ein Kind ihrer Zeit, was auch bedeutet, dass ab und an Worte wie "Neger" fallen und auch der Begriff "Rasse" gebraucht wird, auch wenn sich letzterer auf die höhere Herkunft des Baron Gaigern bezieht.

Auch in diesem Roman gibt es Gewalt und Sex - aber das meiste davon wird eher angedeutet und dürfte niemanden wirklich stark aufregen.

  • Für Nichtleser: Das Buch wurde 1932 mit großartiger Hollywoodbesetzung verfilmt (u.a. Joan Crawford, die Barrymore-Brüder UND Greta Garbo..) - Oscar für den besten Film..
  • Woher nehmen: Der Roman ist noch als Taschenbuchausgabe im Handel erhältlich. ISBN 978-3-4620-3798-2

Donnerstag, 10. Juni 2010

Zuweilen zieht der Winter ganz allmählich im nördlichen Neu-England ein, so dass eine gewisse Ordnung im Ablauf der Jahreszeiten gewahrt bleibt

Und weils so schön war... ... geht es gleich weiter mit dem nächsten Grace Metalious- Buch: Rückkehr nach Peyton Place (Return to Peyton Place) - in Dtld. 1960 zum ersten Mal veröffentlicht.

Allison McKenzie hat ihr Buch über ihre Heimat Peyton Place, die in Neuengland gelegene Kleinstadt, geschrieben und dabei keine Sünde der jüngsten Stadtgeschichte ausgelassen. Das Buch entwickelt sich vom Skandal zum Kassenschlager und soll in Hollywood verfilmt werden. Während Allison in die Mühlen der Werbewelt Hollywoods gerät, tobt in Peyton Place weiter das Laster und wieder ist alles dabei: Gewalt, Sex und jede Menge Intrigen, denn die Bewohner der Stadt ändern ihr Leben natürlich nicht grundlegend, nur weil es jetzt landesweit zu lesen war und bald zu sehen sein wird..

Wer jetzt meint, dass sich hier einiges mit Grace Metalious Leben deckt - liegt goldrichtig.

Auch wenn es sich nicht um einen witzigen Roman handelt gibt es doch ein paar recht lustige Stellen - und wieder wird bewiesen: Sex und perverse Neigungen sind keine Erfindung der jüngsten Vergangenheit.

Vermutlich nicht das Buch, das Ihr Eurem lieben Omilein schenken würdet - macht nix: die hat es vermutlich in den 50ern/60ern heimlich unter der Bettdecke gelesen.. ;")

Ihr macht es Euch mit dem Buch lieber auf einem gemütlichen Flecken bequem - alte Skandalromane darf man gerne zelebrieren! Also: Rein in Caprihose und Highheels (weil man sich ruhig ein wenig herrichten darf zum Lesen), her mit den bunten Drinks und los!



  • Übrigens: Angeblich gab es hier einen Ghostwriter - was soll's?: liest sich so oder so gut. Aber auch hier ist die dt. Ausgabe wieder etwas jugendfreier..



  • Musik dazu: wieder was die Charts der späten 50er/ frühen 60er hergeben und ein bisschen cooler Jazz aus der Ära



  • Für Nichtleser: Auch dieser Roman wurde verfilmt - in den 60ern gab es sogar eine US-TV-Serie nach den beiden Romanen..



  • Woher nehmen: Entweder wieder antiquarisch - oder auf die engl. Ausgabe zurück greifen (ISBN 978-1-555-53669-5)