Mittwoch, 18. Mai 2011

"Sir, ein Notfall."

EIN MÄDCHEN AUS BESTER GESELLSCHAFT (VOYAGE OF INNOCENCE) ist Elizabeth Edmondsons zweiter Roman. (2005)


1938. Mrs. Verity „Vee“ Hotspur befindet sich auf einem Ozeandampfer auf dem Weg nach Indien als sie plötzlich verschwindet.

Mit an Bord befinden sich auch Vees Cousine Claudia und Vees beste Freundin, die Amerikanerin Lavender „Lally“. Die Ozeanfahrt fällt sehr stürmisch aus, weshalb die meisten Passagiere Zeit haben sich in ihrer Koje der Seekrankheit und ihren Erinnerungen hin zugeben – was für uns Leser zu einem Rückblick auf Vees Zeit auf dem Grace College (also eines der Damencolleges) der Universität Oxford ab 1932 führt, die sie dort zusammen mit Lally und Claudia verlebte.

Die drei Mädchen unterscheiden sich sehr stark voneinander – nicht nur in ihrer Persönlichkeit, sondern auch in ihrer politischen Entwicklung, wobei Lally quasi als neutraler Punkt zu den politischen Wegen ihrer Freundinnen fungiert:

Während Vee mit den Kommunisten sympathisiert, was in erster Linie bedeutet, dass sie für die Genossen Briefumschläge kleben muss (Frauen sind in den 30ern parteipolitisch nicht gerade in leitenden Positionen - keine Sorge: Dabei bleibt es für Vee nicht. Aber: Psst!) – begeistert Claudia sich für Oswald Mosley und seine Faschisten..


(Oswald Mosley)

Wie Ihr Euch eventuell erinnert ist Elizabeth Edmondson eine meiner Lieblingsautorinnen – deswegen erwartet jetzt bitte nicht von mir objektiv zu bleiben. Na ja – als wäre ich das jemals.. ;“)

Aber ich fange vorsichtig an:

Jane Austen wird erwähnt, was schon mal als gutes Zeichen gewertet werden darf, finde ich. ;“) ~ Na? Kinder, wenn das jetzt kein vorsichtiger Anfang war, weiß ich auch nicht.. ~

Dieser Roman ist um einiges politischer als ich es erwartet hätte (Vorsicht: einige der politikbegeisterten jungen Männer schwafeln hier genauso, wie sie es auch im „echten“ Leben machen. Sie führen auch genau dieselben Diskussionen, bei denen egal-was-Ihr-als-Gegenargument-liefert, nicht akzeptiert wird und nur als Beweis gewertet wird, wie unwissend und politisch falsch gelagert Ihr seid. ~ Ja, ab und an war ich beim Lesen etwas genervt, weil es fast schon zu nah an meine eigenen Erfahrungen herankam.. Obwohl ich solches Verhalten bisher nicht nur bei politischen Menschen und auch nicht nur mir gegenüber wahrnemen konnte..~

Was ich auch nicht erwartet hätte, ist, dass das Buch sich mehr und mehr zu einer Art Agentengeschichte entwickelt – nicht James Bond und auch keine wahnsinnigen Erfindungen, aber doch spannend. (Ich bin übrigens kein Fan von Mr. Bond, James Bond.)

Diejenigen, die bereits Elizabeth Edmondsons ersten Roman LADY HELENAS GEHEIMNIS gelesen haben, werden sich vielleicht über ein Wiedersehen mit Perdita Richardson als Passagierin auf der Überfahrt nach Indien freuen. Sie nimmt keine große Rolle ein, so dass man nicht zwingend LADY HELENAS GEHEIMNIS zuerst lesen muss.

Ich finde es immer sehr nett alte Bekannte in verschiedenen Büchern wieder zutreffen – und wenn auch nur am Rande..

Oh, und: ich liebe, liebe, liebe das deutsche Cover!!

Vielleicht ist dieses, das bisher das am anstrengendsten zu lesende Buch von Elisabeth Edmondson - was aber niemanden abschrecken soll.

Wer einen Roman lesen und dabei ein wenig über die englischen Faschisten erfahren will – denn auch die Briten waren nicht gesammelt Antifaschisten.. – dem sei EIN MÄDCHEN AUS BESTER GESELLSCHAFT wärmstens empfohlen.


  • Konfliktpotential?: Abtreibungen, (Anti-)Faschismus, Homosexualität, Selbstmord, Spionage... – heiße Themen gibt es hier zuhauf. ;“)

  • Sex-Appeal?: Ja, die jungen Damen haben Sex. Nicht ausführlich, aber definitiv. Und vorehelich außerdem (nur um es Euch gesagt zu haben – ich weiß nicht, ob ich das überhaupt erwähnen muss.. ;“p)

  • Woher nehmen?: Als Taschenbuch im Handel erhältlich. (ISBN 978-3-499-24479-7)

Mittwoch, 20. April 2011

Der Zeitungsbericht war karg.

Mit AFRIKANISCHE TRAGÖDIE (THE GRASS IS SINGING) erschien 1950 Doris Lessings erster Roman und verursachte durch das Ansprechen der "Rassenfrage" eine Sensation.


Rhodesien (heute Simbabwe), in den späten 1940ern.Die Farmersfrau Mary wurde getötet. Als Mörder wird der schwarze Arbeiter Moses verhaftet, während Marys Ehemann dem Anschein nach vollkommen die Nerven verloren hat. Rückblickend erfahren wir wie sich die Situation auf der kleinen heruntergekommenen Farm immer mehr zuspitzte.


Dieses ist – soweit ich mich erinnern kann - das einzige Buch, dass ich jemals gelesen habe, dass im südlichen Afrika spielt, weswegen ich nicht viele Vergleich ziehen kann.

Was ich allerdings sagen kann: Die Anspannung und das Unglück aller Beteiligten ist wirklich großartig beschrieben – und tatsächlich sind alle nur sehr unglücklich, was dazu führt, dass sie ungerecht sind und zum Teil die falschen Wege wählen.

Besonders gut gefiel mir der Teil zum Anfang in dem Marys Leben als Singlefrau beschrieben wird – mit dem sie auch sehr glücklich ist – bis sie mithört wie Freunde über sie sprechen und ihr Singledasein als unnatürlich empfinden. Daraufhin heiratet Mary, was sie natürlich nicht glücklich macht – und ihren Mann auch nicht…


Das Buch ist auch eine Bestandsaufnahme der damaligen Konventionen und vieler Vorurteile, die besagen dass alle Frauen heiraten müssen, Schwarze generell unehrlich sind und Farmer nicht für das Land sondern für das Geld arbeiten sollen.

Sehr beeindruckend fand ich auch die sehr detailgetreue Beschreibung der Natur – die Kargheit des Landes wurde ausgesprochen deutlich eingefangen.

Kein fröhliches Buch, eher eine etwas bedrückende Lektüre, die einen bitteren Nachgeschmack beim Lesen hinterlässt und ein wirklich wunderbar beschriebenes Ende enthält.




  • Auf der Goldwage: Da ich eine Ausgabe von 1953 gelesen habe, war die Sprache nicht unbedingt das, was wir heute als politisch korrekt bezeichnen - wie es sich mit Neuauflagen verhält, kann ich nicht sagen.


  • Zum Mitreden: 2007 wurde Doris Lessing der Nobelpreis für Literatur verliehen. Sie wurde von Queen Elizabeth II. zur Dame Comander erhoben - weswegen ich korrekterweise nur von Dame Doris Lessing schreiben sollte. Ich hoffe, die Dame verzeiht mir. ;")


  • Kleine Welt: Doris Lessings zweiter Ehemann, der deutsche Gottfried Lessing (den Namen behielt die gute Doris auch nach der Scheidung), hatte eine Schwester namens Irene. Irene Lessing heiratete den Minister für Kultur und Staatssekretär für Kirchenfragen der DDR namens Klaus Gysi. Irene und Klaus Lessings gemeinsame Tochter Gabriele Gysi wurde Schauspielerin, während der Sohn Gregor Gysi eine politische Laufbahn einschlug...


  • Woher nehmen: Unter ISBN 978-3-596-25747-8 im Handel als Taschenbuchausgabe erhältlich - wer Gebundenes vorzieht, wird hiermit zufrieden gestellt: ISBN 978-3-455-40062-5.

Dienstag, 29. März 2011

Momma ließ ihre roten Satinschuhe mitten auf der Straße stehen

DIE FRAUEN VON SAVANNAH (SAVING CEECEE HONEYCUTT) ist Beth Hoffmans erster Roman. (2010)

Ohio, 1967. Cecilia "CeeCee" Honeycutt ist 12 Jahre alt. Ihre Mutter lebt geistig noch im Jahre 1951 als sie die Schönheitskonkurrenz zur Zwiebelkönigin von Vidalia gewann - und läuft im Ballkleid auf die Straße, wo sie vorbeifahrenden Autofahrern Kusshändchen zu wirft. Das ist nicht leicht zu ertragen für CeeCee - vor allem da ihr Vater "beruflich" viel unterwegs ist.

Doch dann stirbt CeeCees Mutter, als sie von einem Eiswagen erfasst wird. CeeCee zieht nun zu ihrer Großtante Tallulah "Tante Tootie" nach Savannah, Georgia. Dort erlebt das Mädchen, umhegt von Tante Tooties schwarzer Köchin Oletta und diversen anderen Damen, zum ersten Mal einen fast sorgenfreien Sommer - nur manchmal noch kommen Erinnerungen an ihre Mutter hoch und auch ein Überfall auf Oletta und ihre Freundinnen sorgt für Wirbel.

Ich weiß nicht, was ich zu diesem Buch sagen kann, außer:

Ich liebe es!

Es ist randvoll gefüllt mit exzentrischen Frauen; einem lilafarbenen Samtsofa (ich will so eins!!); einer Buddhistin, die Kharma manchmal doch eher für Auffassungsache hält; einem Auto als Gewächshaus; einem Schutzengel namens Delilah; einer Badewanne im Garten (davon träume ich schon seit Jahren!!); einem reisenden BH und Unmengen von Blumen...

Natürlich strotzt das Buch vor Klischees - aber genau dafür liebe ich es, denn es sind liebenswerte und freundliche Klischees. Und die Namen sind einfach wunderbar!!


Eine sehr entspannte und warmherzige Lektüre, die einen entspannt zurücklässt - obwohl sie beim Lesen doch so zu fesseln versteht, dass man das Buch kaum aus der Hand legen mag. Das nenne ich ein schönes Sommerbuch! Ein wenig wie GRÜNE TOMATEN - und doch ganz anders und wer WENN DIE MONDBLUMEN BLÜHEN mochte, wird dieses Buch ebenfalls genießen. Ich hoffe Beth Hoffman legt weitere schöne Sachen nach!



  • Woher nehmen? Unter ISBN 978-3-462-04286-3 im Handel erhältlich.

Sonntag, 20. März 2011

"Wenn ich morgens aufwache, glaube ich noch immer, dass die nächste große Liebe schon auf mich wartet."

DAMALS SCHIEN ALL DAS WICHTIG ZU SEIN : DIE MÄNNER MEINES LEBENS (IT SEEMED IMPORTANT AT THAT TIME – A ROMANCE MEMOIR) von Gloria Vanderbilt erschien im Original 2004 und wurde 2010 auf Deutsch veröffentlicht.


Ursprünglich wollte ich mich mehr informieren über Gloria Vanderbilt, die unter anderem auch eine enge Freundin Truman Capotes war (auch wenn die Freundschaft nicht ewig hielt).

Tja, leider hat mir dieses Buch da nicht viel weiter geholfen. (Mein Fehler: In dem Fall greife man besser zu einer Biografie und nicht zu Memoiren.)

Alles was ich jetzt weiß ist, dass Ms. Vanderbilt und ich nicht gerade Freundinnenpotential für einander darstellen. Ich zweifle keinen Augenblick daran, dass sie mich außerordentlich unsympathisch finden würde. Die Hälfte des Buches fragte ich mich: Und? Warum soll diese Frau jetzt so interessant sein, dass ich ihr Buch lese?

Oh, ach ja. Und dass sie Affairen mit Marlon Brando und Frank Sinatra hatte und mit Gene Kelly rumgeknutscht hat, weiß ich jetzt auch. Wie schön.

Da ich nicht so viel Vergnügen an diesem Buch hatte - das Beste daran ist meiner Meinung nach das Cover (s.o. - auf meiner Ausgabe steht übrigens der Titel wie ich ihn in diesem Artikel nenne - warum er dort auf dem Cover anders ist, kann ich nicht erklären.) und die Widmung für Joyce Carol Oates -, werde ich hiermit auch schon meine Besprechung beenden – und auf eine bessere Lesezukunft hoffen.

Und wer weiß, vielleicht stelle ich ja in ein paar Jahren fest, dass dieses Buch ein Kleinod ist und zähle es dann zu meinen Lieblingsbüchern - die Chancen dafür fallen aber eher gering aus.

  • Woher nehmen: Im Buchhandel erhältlich unter ISBN 978-3-829-60516-8.

Samstag, 19. März 2011

An einer normalen Highschool ist es ziemlich genial, wenn der Unterricht an einem schönen Maitag im Freien stattfindet.

HEX HALL –DUNKLE MAGIE (DEMONGLASS) ist der zweiter Band der Hex Hall Reihe von Rachel Hawkins (2011).


Falls Ihr den ersten Band noch nicht gelesen habt, es aber noch machen wollt, rate ich Euch – um Euch die Spannung nicht zu verderben – die Zusammenfassung für diesen Band im folgenden Absatz zu ignorieren und diesen Artikel erst ab dem Absatz danach weiter zulesen – oder mit dem Lesen des Artikels komplett zu warten bis Ihr den ersten Band durch habt. ;“)

Sophia „Sophie“ Mercer verbringt den Sommer bei ihrem Vater in England – wo sie sich, nachdem sie erfahren hat, dass sie keine Hexe sondern ein Dämon ist, einer Entmächtigung (also der kompletten Entziehung ihrer magischen Fähigkeiten) unterziehen will. Da das Ganze für sie auch tödlich ausgehen könnte, sind ihre Freunde und Verwandten nicht sehr begeistert von diesem Vorhaben. Zusammen mit ihr sind ihre Zimmergenossin Jenna, der lesbischen Vampir, und Cal, der 19jährige Gärtner des „Jugendknast für Monster“, der Schule Hekate Hall - kurz: Hex Hall - in Georgia angereist.
Außer der Entmächtigung treibt noch etwas anderes Sophie nach England: Archer, der junge Zauberer in den sie sich verliebt hat, der sich aber als Anhänger einer Dämonenjägervereinigung entpuppte, ist mehrfach in England gesichtet worden und obwohl ihr klar ist, dass es sich hierbei um keine gute Idee handelt, sehnt sich Sophie doch danach ihn wiederzusehen.

Nachdem der erste Band mich ja sehr begeisterte muss ich sagen, dass der zweite Band ein wenig hinter meinen Erwartungen zurückblieb – vor allem weil er nicht so witzig ist, wie der Vorgänger. Auch die manchmal etwas gezwungen witzig klingende (und dadurch eben nicht witzige) Sprache war mir (wirklich nur teilweise) etwas zu dick aufgetragen, wenn zum Beispiel jemand "aufgespießt" wird ~ nur eine Verletzung, keine Sorge... oder doch? ~ und das Ganze dann im Buch „gedönert“ genannt wird.. Ach ja...

Was den Spannungsaspekt angeht muss sich der zweite Band allerdings nicht vorm Ersten verstecken. Die Spiele sind definitiv eröffnet! Ein wenig wie bei HERR DER RINGE beginnt jetzt der große Kampf zwischen den Gegnern – wobei hier nicht immer klar ist, wer jetzt auf wessen Seite steht. Und: Das ganze endet mit dem fiesesten Cliffhanger des Jahres!! Jetzt muss ich warten bis ir-gend-wann mal der dritte Teil veröffentlicht wird. Hoffentlich schreibt Rachel Hawkins schnell! Denn ich will wirklich wissen, was mit meiner Lieblingsfigur Jenna passiert ist!

Dieses Buch hat nicht gerade Ewigkeitswert, aber eine nette Abwechslung für Zwischendurch.
  • Woher nehmen? Unter ISBN 978-3-8025-8240-0 als Taschenbuch im Handel erhältlich.

Samstag, 12. März 2011

Es war vorbei, kaum dass es begonnen hatte.

DAS LANGE LIED EINES LEBENS (THE LONG SONG) ist Andrea Levys vierter Roman (2010) – und nach EINE ENGLISCHE ART VON GLÜCK (SMALL ISLAND) der zweite, der ins Deutsche übertragen wurde.

Kingston, Jamaica, 1889. Miss July war einmal Haussklavin und ist nun eine alte Frau - und nach dem sogenannten Baptistenaufstand auch frei. Jetzt schreibt sie mit Hilfe ihres Sohnes, der als Verleger Karriere gemacht hat, ihre Erinnerungen nieder - und genau das bekommen wir als Leser zu lesen – inklusive der Diskussionen, die Mutter und Sohn führen, da Miss July auch das treulich zu Papier bringt. Wobei es hier auch schon mal nur darum geht, warum ihr Manuskript vor Tintenklecksen strotzt..

Das klingt vielleicht nicht besonders spannend – ist es aber! Eine ausgesprochen fesselnde Lektüre, bei der man sich immer fragt, wie es wohl weitergehen wird. Und von Plantagenromantik à la Onkel Remus Wunderland ist hier auch wenig zu spüren. Was mich besonders faszinierte – ganz einfach weil ich ziemlich naiv in solchen Sachen bin – waren die Folgen auf die Befreiung der Sklaven. Denn nachdem sie für „frei“ erklärt wurden, lebten sie ja nicht alle urplötzlich glücklich und zufrieden bis an ihr Lebensende in Wohlstand - mit blütenreichen Vorgärten vor kleinen weißen Häuschen mit Rüschengardinen. Das Leben auf der Zuckerrohrplantage ist nach der Befreiung immer noch nicht der Himmel auf Erden.


Was die Sprache betrifft, geht es hier schon manchmal recht deftig zu: da entweichen Fürze fetten Ärschen – und Frauen werden vom weißen Massa mal eben nach vorne gebeugt, zwecks welcher Handlung überlasse ich Eurer Fantasie – Andrea Levy klärt Euch aber in diesem Buch auch darüber auf. Und gewaltfrei geht die Befreiung/Unterdrückung der Sklaven auch nicht vonstatten.
  • Sex-appeal: Sex findet definitiv statt - sexy würd ich es allerdings nicht nennen.
  • Woher nehmen: Unter ISBN 978-3-421-04483-9 im Handel erhältlich.

Vor etwa 30 Jahren hatte Miss Maria Ward..., die lediglich 7000£ besaß, das große Glück, Sir Thomas Bertram von Mansfield Park für sich zu gewinnen...

MANSFIELD PARK von Jane Austen (1814) wurde als letzter ihrer Romane ins Deutsche übertragen - und das erst in der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts. (! = nicht ganz wertfreies "!" - ich glaube die Übersetzung geschah erst in den 1970er/1980ern - sicher bin ich da aber nicht.)

Fanny Price lebt als arme Verwandte auf dem Landsitz Mansfield Park bei ihren reichen Verwandten, ihrer Tante Lady Bertram und deren Mann Sir Thomas. Fanny ist ein eher stilles (vielleicht sogar schüchternes) Mädchen, die heimlich in ihren Cousin Edmund verliebt ist – dieser jedoch hat sein Herz an die weltgewandte und oberflächliche Mary Crawford verloren, deren Bruder Henry Edmunds Schwestern Maria und Julia den Hof macht – und irgendwann auch ein Auge auf die unglückliche Fanny wirft..

Das ist (wirklich nur sehr grob – ein paar Verwicklungen und Personen habe ich ausgelassen.) die Handlung des dritten Romans von Jane Austen. Fanny ist eine relativ ungewöhnliche Heldin, da sie anfangs - obwohl immer dabei - fast unsichtbar ist – einfach, weil sie sich in allem zurücknimmt und immer allen anderen den Vortritt lässt. Auf der anderen Seite ist sie aber doch wieder eine klassische Heldin Jane Austens, denn während der fortschreitenden Handlung reift auch sie immer mehr und erlangt natürlich am Ende das Herz ihres Edmunds.

Wer von Euch Jane Austen wegen der Romanzen liebt, wird vermutlich von diesem Buch enttäuscht sein, denn der romantischste Teil – die Auflösung – gerät vergleichsweise kurz und die Spannung fällt ausgesprochen gering aus.

Allerdings ist Miss Austen so witzig wie eh und je. Ich liebe Mr. Rushworth, Marias nicht unbedingt geistreichen Verlobten. Allerdings sind meine Lieblingscharaktere Mrs. Price, Lady Bertram und ganz besonders die ewig jammernde und geschäftig tuende Mrs. Norris.. (Ja, ganz genau. Von hier stammt der Name für die Katze des Hausmeisters auf Hogwarts aus HARRY POTTER.. Ärgerlich, weil der Name jetzt für meine zukünftige Katze ausfällt. Keine meiner Katzen wird jemals nach einer Figur aus Harry Potter benannt werden.. Na ja.. Bellatrix Lestrange vielleicht.. Und Sirius, Lucius und Severus find ich auch gut.. Trotzdem. Oder?..)
  • Sex-Appeal: Äußerst niedrig. Jane Austen eben..
  • Für Nichtleser: Es gibt - meine ich - drei Verfilmungen, von denen ich zwei kenne: Die BBC-Adaption mit Billy Piper als Fanny, in der die Handlung ein wenig einkürzt wird und die Verfilmung mit Frances O'Connor als Fanny und Johnny Lee Miller als Edmund - auch hier fehlt einiges, dafür wird aber der Aspekt der Sklaverei in den Kolonien angesprochen und die Handlung mit ein paar Briefen Jane Austens and ihre Schwester Cassandra aufgestockt. Außerdem gibt es hier - Skandal! - Sexszenen.
  • Woher nehmen: In diversen Ausgaben im Handel erhältlich.