Samstag, 28. April 2012

An dem Tag, an dem ich beschloss, ein besserer Mensch zu werden, stand ich morgens in einem Rewe-Supermarkt und hielt einen flachen Karton mit der Aufschrift „Hähnchen-Grillpfanne“ in der Hand.


 ~ Ich liebe das Cover dieses Buches! ~
In letzter Zeit habe ich mit einer sehr guten Freundin viel über Ernährung gesprochen, da sie sich neuerdings etwas für vegane Ernährung interessiert und einige Fragen an mich richtete. Ich praktiziere zwar nicht komplett aber weitestgehend eben solch eine Ernährung – Antworten auf alles habe ich aber trotzdem nicht – und für eine Expertin halte ich mich auch ganz und gar nicht. 

Nun habe ich aber im letzten Jahr ein Buch gelesen, dass denjenigen von Euch, die über eine Ernährungsumstellung nachdenken eventuell ein wenig Schützenhilfe geben kann:

In ihrem Buch ANSTÄNDIG ESSEN : EIN SELBSTVERSUCH (2011) testet Karen Duve diverse Ernährungsstile (von Vegetarismus übers vegane Leben und wie man sich als Fruktarier ernährt etc.) und recherchiert nebenbei auch noch in der Nahrungsmittelindustrie – und dabei besonders in der Nutztierhaltung. 

Dabei kommt vielleicht nichts Überraschendes – aber durchaus Erschreckendes zu Tage. Denn auch diejenigen der KundInnen, die vielleicht beim Eierkauf prinzipiell nur nach Eiern aus der Freilandhaltung oder gar von Biohöfen greifen – haben unter Umständen eben doch nicht nur „die guten Eier“ im Einkaufkorb: So kommen laut Frau Duve (ich habe es noch nicht nachgeprüft – und weiß auch nicht genau wie: Ich wette im Internet finde ich sowohl diese als auch jene Angabe..) die Eier aus Legebatterien, die der Kunde so nicht kaufen würde eben in Eiernudeln oder Kuchen unter die Leute. 
Ich halte das auf jeden Fall für sehr wahrscheinlich. Habt Ihr darüber schon nachgedacht? Ich hatte es ehrlich gesagt noch nicht. Da ich aber Nudeln nicht ausstehen kann und Kuchen am liebsten etwas klitschig mag (also etwas zusammengesunken und pappig – ich bin ein Schmierkind, ich weiß… - und nicht zu Letzt eine schreckliche Ernährungszicke..) und bisher sowas ja nicht in meinem Supermarkt angeboten wird, musste ich mich - wie ich fand - bis dahin auch nicht damit beschäftigen. Schließlich hab ich's ja nicht gekauft.. Dieses Denken erscheint mir jetzt allerdings als sowohl naiv als auch geradezu idiotisch. Ich sollte mich mehr kümmern. Ignoranz kann sich nicht nur zu schönster Dummheit entwickeln – nein, manchmal ist sie eben dadurch auch hochgradig gefährlich. -  aber jetzt schweife ich ab.. Ein gutes Mittel gegen Ignoranz ist auf jeden Fall dieses Buch von Karen Duve.

Würde ich nicht sowieso schon fleischlos leben… – dieses Buch könnte mich definitiv zur Vegetarierin machen. (Ob Ihr das als Warnung oder als Empfehlung verbucht bleibt Euch überlassen.) Seitdem ich das Buch im letzten Jahr las, habe ich meine Ernährung immer mehr vegan gestaltet – was bei mir in erster Linie an einer ausgesprochen hohen Empathie für Tiere liegt. Allein die Vorstellung der schreienden neugeborenen Kälber und ihrer Mütter, die um höhere Milcherträge zu erwirtschaften sehr früh getrennt werden, hält mich davon ab nach Milch oder Käse zu greifen.

Ich nehme an, dass ein Großteil aller Menschen von denen, die in der glücklichen Lage sind selbst zu wählen, was sie essen wollen, bei näherer Überlegung vermutlich auf einiges auf Ihrem Speiseplan verzichten würden. Nachdenken wird oftmals gerade auch als Selbstschutz von vielen von uns vermieden – und zum Teil geben wir auch unsere eigene Verantwortung ja doch nur zu gerne ab. Ich bin allerdings fest davon überzeugt, dass wenn mehr Menschen überlegt und bewusst einkaufen, wird sich auch längerfristig einiges in der (Lebensmittel-)Produktion ändern. Wenn nicht – na ja.. Jeder Produzent der zwar moralisch einwandfrei produziert aber dabei Verluste macht, ist nicht gerade als geschäftstüchtig zu bezeichnen – und Geschäftstüchtigkeit ist doch gerade in dieser Zeit eine nahezu ideale Eigenschaft..

Was auf Euren Tisch kommt ist ganz allein Eure Entscheidung und ich werde und will gewiss niemandem meiner Freunde und Bekannten (geschweige denn Menschen, die mir herrlich unbekannt sind) missionieren. Natürlich bekommen meine Katzen weiterhin Fleisch – den im Buch beschriebenen Versuch von Frau Duve ihren Hund fleischlos zu ernähren, fand ich dann doch ein bisserl heftig.
Generell ist nichts für meine Begriffe unangenehmer als Menschen, die anderen predigen wie sie zu leben haben – deswegen bitte ich Euch meine Ausführungen hier als meine Meinung zu begreifen – und nicht als Angriff. Einige meiner Freunde leben fleischlos – andere essen für ihre Leben gern Schnitzel – wieder andere finden Aufläufe widerlich und dann gibt es auch solche die für eine Tüte Chips oder Tafel Schokolade gerne auf eine Woche Sonnenschein verzichten würden. Jeder von uns ist für sich und sein Leben selbstverantwortlich – das ist auch nichts was man weitergeben kann – selbst Kleinkinder spucken aus was sie nicht essen mögen. Ja, ja..  Zwangsernährung, extreme Armut etc. ist natürlich eine andere Sache.

Allerdings muss ich sagen, dass ich dieses Schubladen denken auch als sehr anstrengend empfinde - ein strenges  Essen nach Regeln wirkt auf mich nicht gerade entspannt. Ich verstehe, dass es einfacher ist, Menschen einzuordnen, wenn sie von sich sagen "Ich bin Veganer/Vegetarier/Fruktarier/etc. " oder "Ich esse nur weißes Fleisch/rote Lebensmittel/o.ä." - aber für mein Leben halte ich eine Ernährung die meinem Moralempfinden entspricht für viel besser als mich nach Regeln zu richten, die irgendwer mal aufgestellt hat. Ich bin überzeugt, dass der einzige Mensch, der Euch vorschreiben sollte was Ihr essen dürft oder eben nicht der Arzt/die Ärztin Eures Vertrauens sein sollte. 

Für meine eigene Ernährung jedoch gilt ein Satz, den man auch im Buch finden kann: 

Es gibt kein Fleisch von glücklichen Tieren – nur von toten.

Und ich verbiege mich auch nicht und spiele den Cheerleader falls jemand Fleisch isst. Für meine Vorstellungen ist es falsch -  aber deswegen halte ich einfach keine Vorträge.

  • Konfliktpotential: Wie nicht anders zu erwarten enorm hoch: Legebatterien, Schlachtungen (Fleisch kommt ja nicht freiwillig in die Pfanne..) und was noch alles.. Mit dem inneren Frieden ist erst einmal Schluss, wenn man anfängt über die Quellen der Leckereien nach zu denken..                                                                                                                                                                

  • Auf der Goldwaage: Dieses Buch ist wie bereits erwähnt ein Erfahrungsbericht – und als solcher natürlich nicht neutral. Karen Duve hat mich allerdings schon so manches Mal zum Grinsen gebracht: Denn ihre Überlegungen ob sie weiterhin Cola trinken darf – da diese ja im Endeffekt komplett chemisch ist und somit ja nicht tierischer Herkunft also moralisch quasi einwandfrei.. - fand ich schon sehr lustig..

  • Woher nehmen? Unter ISBN 978-3-86971-028-0 erhaltet Ihr das Buch im Handel.

Herzlichen Dank für's Lesen!

Eure 

Irene

~ Bild-Quelle: einestages.spiegel.de ~

Mittwoch, 22. Februar 2012

Gerade als ich mich an den Gedanken zu gewöhnen begann, dass dieses Leben keine großen Abenteuer für mich bereithalten würde, geschah etwas Seltsames.

Ich gestehe: Manchmal wähle ich Bücher aufgrund des Covers - und aufgrund des Titels. Bei DIE INSEL DER BESONDEREN KINDER (2011) von Ransom Riggs war es tatsächlich eher der Original-Titel, der mich (in Kombination mit dem Cover) zum Lesen verführte: MISS PEREGRINE'S HOME FOR PECULIAR CHILDREN.

Jacob wächst mit den Geschichten seines Großvaters auf - doch als er zum Teenager heranwächst scheinen die Monster und die besonderen Kinder in Großvaters Geschichten doch eher nur mäßig verschlüsselte Berichte über seine Kindheit als jüdischer Flüchtlingsjunge in einem Kinderheim auf einer walisischen Insel während des 2. Weltkrieges zu sein.

Doch dann stirbt sein Großvater in Jacobs Armen - unter mysteriösen (und außerdem blutigen) Umständen - und Jacob ist überzeugt eines der Monster gesehen zu haben, die sein Großvater immer beschrieb. 

Aber: Hat er das wirklich? Oder leidet er wie ein hinzugezogener Therapeut erklärt nur unter einer akuten Stress Reaktion? Mit seinem Vater (einem Hobby-Ornithologen) reist er auf die walisische Insel um dort Auszuspannen und (ohne Wissen seines Vaters) hinter das Geheimnis um die Geschichten und Fotos seines Großvaters zu kommen.. 

~ Quelle für dieses Bild aus dem Buch: The Globe and Mail

Ohne zu hohe Ansprüche an müde Hirne zu stellen ist dieses Buch wirklich fix gelesen. An ein oder zwei Stellen hat es mich ein wenig gegruselt - aber ich bin wirklich keine knallharte Leserin.. Somit dürften die Hartgesottenen unter Euch jetzt nur müde blinzeln..

Ich liebe die alten Fotographien in diesem Buch, die zum Teil fast poetisch wirken - und zum Teil doch etwas gespenstisch bis gruselig.. Mehr davon hätte ich sehr gut vertragen können - aber es handelt sich ja nun mal um kein Bilderbuch.. Das Cover gefällt mir hier ebenfalls sehr gut - und diesmal gebe ich dem deutschen Cover den klaren Vorzug gegenüber dem ebenfalls sehr schönen Amerikanischen.. Die Unterschiede sind wirklich nur gering.. Aber entscheidet selbst:

~ gut.. das Original-Schriftbild gefällt mir besser.. ~


Obwohl ich gerade erst meiner besten Freundin hochtrabend erklärte, dass dieses Buch mit einem Band abgeschlossen sei - musste ich feststellen, dass ein zweiter Band durchaus in Planung ist..

- Möglicherweise wäre es sinniger gewesen mit meiner Mitteilung zu warten bis ich das Buch tatsächlich zu Ende gelesen habe..

Eine wunderbare (und weniger beschämende) Nachricht ist allerdings, dass mein allerliebster heutiger Regisseur mit dem Gedanken spielt das Buch auf die große Leinwand zu bringen: Tim Burton!



Und ich muss Euch sagen: Ich freue mich auf diesen Film dann wirklich, wirklich sehr!

  • Woher nehmen? Im Handel ist das Buch im Hardcover-Format zu erhalten: ISBN 978-3-426-28-368-4

  • Für Nicht-Leser: Wer von Euch kein Interesse an Tim Burton Filmen hat (obwohl.. das wäre... ...seltsam.. wirklich sehr, sehr seltsam..) mag sich freuen zu hören, dass für März das Erscheinen einer Hörbuchversion angekündigt ist..


Herzlichen Dank für's Lesen!!

Eure 

Irene

Samstag, 4. Februar 2012

„Es wäre bestimmt publikumswirkamer, wenn sich die folgende Geschichte in Wien, Paris, Rom oder Berlin ereignet hätte.“


Ich mag Rudolf Schock – was mich zu dem Buch ALLE TAGE IST KEIN SONNTAG : DAS GEHEIMNIS UM RUDOLF SCHOCK UND DIE SCHLOßMAGD von Charlotte Hofmann-Hege (1991) greifen ließ.

Basierend auf wahren Ereignissen schildert die Ehefrau des Dorfpfarrers wie die “Schloss-Lina“, die - seit sie nach dem 2. Weltkrieg als Flüchtling ins Dorf kam - als Magd auf dem nahegelegenem Schloss lebt, auf ihre alten Tage beginnt für den bekannten Kammersänger Rudolf Schock zu schwärmen, der vom Alter her ihr Sohn sein könnte. Sie verehrt ihm so sehr, dass sie ihm von ihrem geringen Kapital regelmäßig Rosen schickt – was eines Tages tatsächlich dazu führt, dass er sie in „ihrem“ Schloss besucht.

Eine nette kleine Geschichte – mehr aber auch nicht. Der Ton ist insgesamt eine seltsame Mischung aus gestelzt und betulich. Wirklich nur ein Buch für eingefleischte Rudolf Schock Fanatiker – obwohl diese wohl etwas enttäuscht sein könnten – tatsächlich erfährt man mehr über Linas Leben und ihre Geschichte als Flüchtling.  

  • Woher nehmen? Wenn überhaupt ist dieses schmale Büchlein nur noch antiquarisch zu bekommen..


Und selbstverständlich kann ich nicht über einen Sänger schreiben ohne wenigstens ein bisschen Musik mit Euch zu teilen..



Herzlichen Dank für's Lesen!

Eure

Irene

Montag, 3. Oktober 2011

Ein richtiger Spaziergang war an jenem Tag ausgeschlossen

Charlotte Brontë veröffentlichte JANE EYRE 1847 unter dem männlichen Pseudonym Currer Bell.

Jane Eyre verlebt ihre ersten Lebensjahre als mittellose Verwandte bei ihrer (darüber nicht gerade begeisterten) Tante und deren Kindern bevor sie in eine Schule geschickt wird, in der sie jahrelang bleibt – erst als Schülerin später als Lehrerin. Dann tritt sie eine Stelle als Gouvernante bei dem düsteren Gutsbesitzer Mr. Rochester für dessen Mündel Adèle an. Jane und Mr. Rochester verlieben sich in einander – doch es gibt ein düsteres Geheimnis in seiner Vergangenheit, dass ihrer beiden Glück bedroht (und sehr dramatisch am Tage ihrer Vermählung ans Tageslicht kommt..)

Ein großartiges Buch – Jane Eyre ist nicht übermäßig hübsch, was mir eine Heldin schon mal näher bringt. ~ Mal ehrlich auf Dauer sind diese zarten Schönheiten etwas anstrengend – Perfektion verunsichert mich immer. ~ Sie hat eine vergleichsweise große Klappe, die allerdings manchmal doch schüchtern schweigt. Klavierspielen ist auch nicht ihr Talent – aber Zeichnen kann sie.

Der Roman ist aus Janes Sicht geschrieben – und teilweise kann man ihre (selbstverständlich nicht immer klar strukturierten) Gedankengänge verfolgen. Der Ton ist – zu meiner Begeisterung natürlich! – sehr oft sehr ironisch. Fast schon flapsig für einen viktorianischen Roman, könnte man meinen – allerdings habe ich noch nicht genug Vergleichsmaterial gesammelt ~ ich denke ab ca. 200 viktorianischen Werken, werde ich einen guten Überblick haben – das könnte allerdings noch gute 50 Jahre dauern, fürchte ich.. ~

Die christliche Religion nimmt einen großen Teil des Buches ein – es gibt die dogmatischen Gläubigen, die ihren Glauben und ihre Auslegung desselben für den einzig wahren Weg halten, diejenigen die den Glauben nutzen und damit andere unterdrücken und auch Gläubige, die an einen barmherzigen Gott glauben und versuchen selbst nach diesem Maßstab zu leben.


Rochester und Jane gefielen mir am besten wenn sie sich Wortgefechte lieferten (sobald sie sich ihre Liebe gestanden und er mit romantischem Geschwärme anfing kühlte meine Begeisterung für das Buch kurzzeitig ab..) Wenn ich mich zwischen diesem Buch und STURMHÖHE von Charlotte Brontës Schwester Emily Brontë entscheiden müsste würde ich mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit eher zu letzterem greifen.. Trotzdem mag ich dieses Buch.

LeserInnen ohne Französisch-Kenntnisse sollten auf einige Gesprächsfetzen auf Französisch gefasst sein, die in den meisten Ausgaben wohl ohne Übersetzung wiedergegeben werden – für die Handlung sind diese Stellen aber nicht übermäßig wichtig. (Natürlich ist es immer schöner, wenn man jedem Wort des Buches folgen kann, finde ich..)

Die Naturbeschreibungen waren wieder wunderbar – ja, ich mag ausführlich beschriebene Landschaften, Gärten etc.

  • Für Nichtleser: Der deutsche Filmstart für die Neuverfilmung des Romans wurde leider vom Mai erst in den September verlegt und nun sogar auf den 1. Dezember (Skandal!! Aber wirklich mal..) – den Trailer könnt Ihr Euch jedenfalls schon mal anschauen:



Ich kann es kaum erwarten! So viele großartige Schauspieler - vom wunderbaren *hüstel - gefolgt von Teenager-Gekicher* Michael Fassbender, der einzigartigen Judi Dench über die hoffentlich bald öfter zu sehende Mia Wasikowska und den unglaublichen Jamie Bell - bis hin zu einer meiner Lieblingsschauspielerinnen: Sally Hawkins - eine großartige Besetzung!!


Wer es bis Dezember (!!!! De-zem-ber!!! Menno...) nicht mehr aushält, kann aber auf diverse andere Verfilmungen zurückgreifen. Z.B. wurde JANE EYRE auch von Orson Welles verfilmt, der selber den Rochester gab, während Jane Eyre von Joan Fontaine dargestellt wurde. Joan Fontaine spielte übrigens auch in Alfred Hitchcocks REBECCA -basierend auf Daphne Du Mauriers gleichnamigem Roman - die weibliche Hauptrolle..

Selbstverständlich gibt es auch viele BBC- Verfilmungen. Ich mag die Version mit Ciarán Hinds als Rochester sehr gerne. (Na ja, ich mag halt Ciarán Hinds..)

Die meisten Verfilmungen verkürzen die Handlung des Romans naturgemäß – geben Nichtlesern aber trotzdem einen gewissen Überblick..

  • Woher nehmen: Das Buch ist in mehreren Ausgaben erhältlich – hier dürfte jedeR das passende finden.

Mittwoch, 13. Juli 2011

"Wer alle Sorgen dieser Welt vergessen will, braucht nur Schuhe zu tragen, die eine Nummer zu klein sind" - Mark Twain

Eins vorweg: Ich laufe wahnsinnig gerne barfuß!

Aber: Ich trage auch gerne High Heels - nicht auf einer täglichen Basis - aber doch ab und an..

Da ich allem Anschein nach nicht allein mit meiner Begeisterung für hohe Absätze bin, gibt es auf dem Markt einiges an Literatur zum Thema – z.B. auch FABULOUS IN HIGH HEELS : … ODER WIE DAS TRAGEN VON HIGH HEELS ZUM VERGNÜGEN WIRD (FABULOUS IN HIGH HEELS) von Sarah Toner (2009), das Übungen enthält, die helfen sollen die Haltung zu verbessern und die Beine und Füße zu stärken – was sich auch direkt auf die Fähigkeit auswirkt hochhackig durch die Gegend zu stöckeln..

Netterweise ist das Buch wie ein Aufstellkalender konstruiert – was bedeutet, dass man es aufrecht in Augenhöhe aufstellen und während man die Übungen macht Kontrollblicke hineinwerfen kann.

Die Übungen sind leicht und wirken schnell – und alles beginnt mit einer ordentlichen Fußmassage.. (was ich ja sehr nett fand.. - und ja: es ist single-geeignet: es handelt sich um eine Do-It-Yourself-Fußmassage.. lässt sich aber leicht "umarbeiten".. ) Die Illustrationen sind auch ganz süß und es gibt ein kleines Plus für Fans:

Die Einleitung stammt von Jennifer Saunders (evtl. kennt ja die eine oder andere ABSOLUTELY FABULOUS oder ihre Auftritte mit der göttlichen Dawn French..) - allerdings hätte man wohl mehr aus dem Buch machen können:

Das Ganze ist wenig mehr als ein aufgeplusterter Cosmopolitan-Artikel – sorgt also lieber dafür, dass Ihr das Buch geschenkt bekommt.. denn als Geschenk ist dagegen wirklich nichts zu sagen.. ;")

  • Woher soll der Mensch, der mich beschenken will, das Buch bekommen? - Gute Frage! Die ISBN lautet 978-3-950-28180-4. Über Amazon bekommt man es auf jeden Fall - aber ob auch so im Buchhandel? Da bin ich mir nicht sicher..

Und wie das männliche Geschlecht auf einen aufregenden Gang reagiert zeigt uns hier der liebenswerte Bill Ramsey..

Sonntag, 29. Mai 2011

"Wer nie in New York gelebt hat, hat nie in der modernen Welt gelebt." Mina Loy, 1916

CRAZY NEW YORK – DIE FRAUEN VON HARLEM UND GREENWICH VILLAGE (ALL-NIGHT PARTY - THE WOMEN OF BOHEMIAN GREENWICH VILLAGE AND HARLEM 1913-1930) von Andrea Barnet ist eines meiner Lieblingssachbücher. (2001)

Es umreißt die Lebenswege (inkl. Liebschaften) einiger Frauen der New Yorker Avantgarde Anfang des 20. Jahrhunderts, als da z.B. wären:
Djuna Barnes, die blitzgescheite Schriftstellerin und Journalistin, die zerbrechlich-wilde Dichterin Edna St. Vincent Millay, die Bluessängerinnen Bessie Smith und ihre Kollegin Ethel Waters, die Salonnieren A’lelia Walker und Mabel Dodge, die aufstrebenden Künstlerinnen und Künstlern ein wenig den Weg ebneten – genau wie die Verlegerinnen Margaret Anderson und Jane Heap - und noch einige andere mehr.

Ein wirklich unterhaltsames Buch über mutige Frauen, die ihr Leben nach ihren Vorstellungen gestalteten – auch wenn diese Vorstellungen nicht immer gesellschaftskonform waren und so manchem braven Bürger sauer aufstießen. So folgte die Baroness Elsa von Freytag-Loringhoven


– die Mama des Dada - ihrer eigenen Mode und rasierte sich auch mal den halben Kopf kahl, färbte das verbliebene Haar henna-rot während sie den kahlen Teil ihres Schädels rotlakierte, ihr Gesicht mit gelben Puder beschmierte und die Lippen schwarz anmalte. Sie mit einem Vogelkäfig (inkl. lebendem Kanarienvogel darin) anzutreffen, war allem Anschein nach Normalität im damaligen New York.

Nicht wenige der Damen lebten lieber mit anderen Damen oder ganz ohne sexuelle Beziehung – und deklarierten das u.a. auch als politische Botschaft.

Ein paar Schwächen hat das Buch, die evtl. der Übersetzung anzulasten sind, denn gerade zum Ende hin macht der eine oder andere Satz keinen Sinn – was aber den Gesamteindruck keineswegs schmälern sollte. Für Einsteiger, die sich zum ersten Mal mit den Frauen dieser Epoche beschäftigen wollen – oder diejenigen unter Euch die einfach mal reinschnuppern wollen in die Geschichte der weiblichen Künstler egal welcher Profession (Wobei ich auch Gastgeberschaft als Kunst bezeichnen will) ist dieses Buch gewiss ein wunderbarer erster Schritt.




  • Konfliktpotential: Alle die freier Liebe, der Kunstform Dada, Homosexualität, kompletter Verweigerung von Sexualität oder offen Gesprächen über Sexualität sowie der freizügigen Auslebung selbiger überhaupt (inkl. zur Schau gestellter Genitalien – keine Angst das ganze wird nicht in Fotos belegt – oder enttäuscht Euch das jetzt?) eher ablehnend gegenüber stehen, werden wohl kaum Freude an dem Buch haben.


  • Sex-Appeal: Obwohl sehr häufig über die Sexualität der Dramatis Personae dieses Buch geschrieben wird, handelt es sich dabei aber keines Falls um eine pornographische Schrift – also alles in eher sachlichem Ton, obwohl manchmal doch ein wenig Ironie aufzuschimmern scheint.. Aber es ist nun einmal gerade die Sexualität die einen Teil des Weges zur freien Entfaltung der Frauen bildet.


  • Woher nehmen? Leider, leider ist das Buch nur noch antiquarisch aufzutreiben.

Mittwoch, 18. Mai 2011

"Sir, ein Notfall."

EIN MÄDCHEN AUS BESTER GESELLSCHAFT (VOYAGE OF INNOCENCE) ist Elizabeth Edmondsons zweiter Roman. (2005)


1938. Mrs. Verity „Vee“ Hotspur befindet sich auf einem Ozeandampfer auf dem Weg nach Indien als sie plötzlich verschwindet.

Mit an Bord befinden sich auch Vees Cousine Claudia und Vees beste Freundin, die Amerikanerin Lavender „Lally“. Die Ozeanfahrt fällt sehr stürmisch aus, weshalb die meisten Passagiere Zeit haben sich in ihrer Koje der Seekrankheit und ihren Erinnerungen hin zugeben – was für uns Leser zu einem Rückblick auf Vees Zeit auf dem Grace College (also eines der Damencolleges) der Universität Oxford ab 1932 führt, die sie dort zusammen mit Lally und Claudia verlebte.

Die drei Mädchen unterscheiden sich sehr stark voneinander – nicht nur in ihrer Persönlichkeit, sondern auch in ihrer politischen Entwicklung, wobei Lally quasi als neutraler Punkt zu den politischen Wegen ihrer Freundinnen fungiert:

Während Vee mit den Kommunisten sympathisiert, was in erster Linie bedeutet, dass sie für die Genossen Briefumschläge kleben muss (Frauen sind in den 30ern parteipolitisch nicht gerade in leitenden Positionen - keine Sorge: Dabei bleibt es für Vee nicht. Aber: Psst!) – begeistert Claudia sich für Oswald Mosley und seine Faschisten..


(Oswald Mosley)

Wie Ihr Euch eventuell erinnert ist Elizabeth Edmondson eine meiner Lieblingsautorinnen – deswegen erwartet jetzt bitte nicht von mir objektiv zu bleiben. Na ja – als wäre ich das jemals.. ;“)

Aber ich fange vorsichtig an:

Jane Austen wird erwähnt, was schon mal als gutes Zeichen gewertet werden darf, finde ich. ;“) ~ Na? Kinder, wenn das jetzt kein vorsichtiger Anfang war, weiß ich auch nicht.. ~

Dieser Roman ist um einiges politischer als ich es erwartet hätte (Vorsicht: einige der politikbegeisterten jungen Männer schwafeln hier genauso, wie sie es auch im „echten“ Leben machen. Sie führen auch genau dieselben Diskussionen, bei denen egal-was-Ihr-als-Gegenargument-liefert, nicht akzeptiert wird und nur als Beweis gewertet wird, wie unwissend und politisch falsch gelagert Ihr seid. ~ Ja, ab und an war ich beim Lesen etwas genervt, weil es fast schon zu nah an meine eigenen Erfahrungen herankam.. Obwohl ich solches Verhalten bisher nicht nur bei politischen Menschen und auch nicht nur mir gegenüber wahrnemen konnte..~

Was ich auch nicht erwartet hätte, ist, dass das Buch sich mehr und mehr zu einer Art Agentengeschichte entwickelt – nicht James Bond und auch keine wahnsinnigen Erfindungen, aber doch spannend. (Ich bin übrigens kein Fan von Mr. Bond, James Bond.)

Diejenigen, die bereits Elizabeth Edmondsons ersten Roman LADY HELENAS GEHEIMNIS gelesen haben, werden sich vielleicht über ein Wiedersehen mit Perdita Richardson als Passagierin auf der Überfahrt nach Indien freuen. Sie nimmt keine große Rolle ein, so dass man nicht zwingend LADY HELENAS GEHEIMNIS zuerst lesen muss.

Ich finde es immer sehr nett alte Bekannte in verschiedenen Büchern wieder zutreffen – und wenn auch nur am Rande..

Oh, und: ich liebe, liebe, liebe das deutsche Cover!!

Vielleicht ist dieses, das bisher das am anstrengendsten zu lesende Buch von Elisabeth Edmondson - was aber niemanden abschrecken soll.

Wer einen Roman lesen und dabei ein wenig über die englischen Faschisten erfahren will – denn auch die Briten waren nicht gesammelt Antifaschisten.. – dem sei EIN MÄDCHEN AUS BESTER GESELLSCHAFT wärmstens empfohlen.


  • Konfliktpotential?: Abtreibungen, (Anti-)Faschismus, Homosexualität, Selbstmord, Spionage... – heiße Themen gibt es hier zuhauf. ;“)

  • Sex-Appeal?: Ja, die jungen Damen haben Sex. Nicht ausführlich, aber definitiv. Und vorehelich außerdem (nur um es Euch gesagt zu haben – ich weiß nicht, ob ich das überhaupt erwähnen muss.. ;“p)

  • Woher nehmen?: Als Taschenbuch im Handel erhältlich. (ISBN 978-3-499-24479-7)