Mittwoch, 22. Februar 2012

Gerade als ich mich an den Gedanken zu gewöhnen begann, dass dieses Leben keine großen Abenteuer für mich bereithalten würde, geschah etwas Seltsames.

Ich gestehe: Manchmal wähle ich Bücher aufgrund des Covers - und aufgrund des Titels. Bei DIE INSEL DER BESONDEREN KINDER (2011) von Ransom Riggs war es tatsächlich eher der Original-Titel, der mich (in Kombination mit dem Cover) zum Lesen verführte: MISS PEREGRINE'S HOME FOR PECULIAR CHILDREN.

Jacob wächst mit den Geschichten seines Großvaters auf - doch als er zum Teenager heranwächst scheinen die Monster und die besonderen Kinder in Großvaters Geschichten doch eher nur mäßig verschlüsselte Berichte über seine Kindheit als jüdischer Flüchtlingsjunge in einem Kinderheim auf einer walisischen Insel während des 2. Weltkrieges zu sein.

Doch dann stirbt sein Großvater in Jacobs Armen - unter mysteriösen (und außerdem blutigen) Umständen - und Jacob ist überzeugt eines der Monster gesehen zu haben, die sein Großvater immer beschrieb. 

Aber: Hat er das wirklich? Oder leidet er wie ein hinzugezogener Therapeut erklärt nur unter einer akuten Stress Reaktion? Mit seinem Vater (einem Hobby-Ornithologen) reist er auf die walisische Insel um dort Auszuspannen und (ohne Wissen seines Vaters) hinter das Geheimnis um die Geschichten und Fotos seines Großvaters zu kommen.. 

~ Quelle für dieses Bild aus dem Buch: The Globe and Mail

Ohne zu hohe Ansprüche an müde Hirne zu stellen ist dieses Buch wirklich fix gelesen. An ein oder zwei Stellen hat es mich ein wenig gegruselt - aber ich bin wirklich keine knallharte Leserin.. Somit dürften die Hartgesottenen unter Euch jetzt nur müde blinzeln..

Ich liebe die alten Fotographien in diesem Buch, die zum Teil fast poetisch wirken - und zum Teil doch etwas gespenstisch bis gruselig.. Mehr davon hätte ich sehr gut vertragen können - aber es handelt sich ja nun mal um kein Bilderbuch.. Das Cover gefällt mir hier ebenfalls sehr gut - und diesmal gebe ich dem deutschen Cover den klaren Vorzug gegenüber dem ebenfalls sehr schönen Amerikanischen.. Die Unterschiede sind wirklich nur gering.. Aber entscheidet selbst:

~ gut.. das Original-Schriftbild gefällt mir besser.. ~


Obwohl ich gerade erst meiner besten Freundin hochtrabend erklärte, dass dieses Buch mit einem Band abgeschlossen sei - musste ich feststellen, dass ein zweiter Band durchaus in Planung ist..

- Möglicherweise wäre es sinniger gewesen mit meiner Mitteilung zu warten bis ich das Buch tatsächlich zu Ende gelesen habe..

Eine wunderbare (und weniger beschämende) Nachricht ist allerdings, dass mein allerliebster heutiger Regisseur mit dem Gedanken spielt das Buch auf die große Leinwand zu bringen: Tim Burton!



Und ich muss Euch sagen: Ich freue mich auf diesen Film dann wirklich, wirklich sehr!

  • Woher nehmen? Im Handel ist das Buch im Hardcover-Format zu erhalten: ISBN 978-3-426-28-368-4

  • Für Nicht-Leser: Wer von Euch kein Interesse an Tim Burton Filmen hat (obwohl.. das wäre... ...seltsam.. wirklich sehr, sehr seltsam..) mag sich freuen zu hören, dass für März das Erscheinen einer Hörbuchversion angekündigt ist..


Herzlichen Dank für's Lesen!!

Eure 

Irene

Samstag, 4. Februar 2012

„Es wäre bestimmt publikumswirkamer, wenn sich die folgende Geschichte in Wien, Paris, Rom oder Berlin ereignet hätte.“


Ich mag Rudolf Schock – was mich zu dem Buch ALLE TAGE IST KEIN SONNTAG : DAS GEHEIMNIS UM RUDOLF SCHOCK UND DIE SCHLOßMAGD von Charlotte Hofmann-Hege (1991) greifen ließ.

Basierend auf wahren Ereignissen schildert die Ehefrau des Dorfpfarrers wie die “Schloss-Lina“, die - seit sie nach dem 2. Weltkrieg als Flüchtling ins Dorf kam - als Magd auf dem nahegelegenem Schloss lebt, auf ihre alten Tage beginnt für den bekannten Kammersänger Rudolf Schock zu schwärmen, der vom Alter her ihr Sohn sein könnte. Sie verehrt ihm so sehr, dass sie ihm von ihrem geringen Kapital regelmäßig Rosen schickt – was eines Tages tatsächlich dazu führt, dass er sie in „ihrem“ Schloss besucht.

Eine nette kleine Geschichte – mehr aber auch nicht. Der Ton ist insgesamt eine seltsame Mischung aus gestelzt und betulich. Wirklich nur ein Buch für eingefleischte Rudolf Schock Fanatiker – obwohl diese wohl etwas enttäuscht sein könnten – tatsächlich erfährt man mehr über Linas Leben und ihre Geschichte als Flüchtling.  

  • Woher nehmen? Wenn überhaupt ist dieses schmale Büchlein nur noch antiquarisch zu bekommen..


Und selbstverständlich kann ich nicht über einen Sänger schreiben ohne wenigstens ein bisschen Musik mit Euch zu teilen..



Herzlichen Dank für's Lesen!

Eure

Irene

Montag, 3. Oktober 2011

Ein richtiger Spaziergang war an jenem Tag ausgeschlossen

Charlotte Brontë veröffentlichte JANE EYRE 1847 unter dem männlichen Pseudonym Currer Bell.

Jane Eyre verlebt ihre ersten Lebensjahre als mittellose Verwandte bei ihrer (darüber nicht gerade begeisterten) Tante und deren Kindern bevor sie in eine Schule geschickt wird, in der sie jahrelang bleibt – erst als Schülerin später als Lehrerin. Dann tritt sie eine Stelle als Gouvernante bei dem düsteren Gutsbesitzer Mr. Rochester für dessen Mündel Adèle an. Jane und Mr. Rochester verlieben sich in einander – doch es gibt ein düsteres Geheimnis in seiner Vergangenheit, dass ihrer beiden Glück bedroht (und sehr dramatisch am Tage ihrer Vermählung ans Tageslicht kommt..)

Ein großartiges Buch – Jane Eyre ist nicht übermäßig hübsch, was mir eine Heldin schon mal näher bringt. ~ Mal ehrlich auf Dauer sind diese zarten Schönheiten etwas anstrengend – Perfektion verunsichert mich immer. ~ Sie hat eine vergleichsweise große Klappe, die allerdings manchmal doch schüchtern schweigt. Klavierspielen ist auch nicht ihr Talent – aber Zeichnen kann sie.

Der Roman ist aus Janes Sicht geschrieben – und teilweise kann man ihre (selbstverständlich nicht immer klar strukturierten) Gedankengänge verfolgen. Der Ton ist – zu meiner Begeisterung natürlich! – sehr oft sehr ironisch. Fast schon flapsig für einen viktorianischen Roman, könnte man meinen – allerdings habe ich noch nicht genug Vergleichsmaterial gesammelt ~ ich denke ab ca. 200 viktorianischen Werken, werde ich einen guten Überblick haben – das könnte allerdings noch gute 50 Jahre dauern, fürchte ich.. ~

Die christliche Religion nimmt einen großen Teil des Buches ein – es gibt die dogmatischen Gläubigen, die ihren Glauben und ihre Auslegung desselben für den einzig wahren Weg halten, diejenigen die den Glauben nutzen und damit andere unterdrücken und auch Gläubige, die an einen barmherzigen Gott glauben und versuchen selbst nach diesem Maßstab zu leben.


Rochester und Jane gefielen mir am besten wenn sie sich Wortgefechte lieferten (sobald sie sich ihre Liebe gestanden und er mit romantischem Geschwärme anfing kühlte meine Begeisterung für das Buch kurzzeitig ab..) Wenn ich mich zwischen diesem Buch und STURMHÖHE von Charlotte Brontës Schwester Emily Brontë entscheiden müsste würde ich mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit eher zu letzterem greifen.. Trotzdem mag ich dieses Buch.

LeserInnen ohne Französisch-Kenntnisse sollten auf einige Gesprächsfetzen auf Französisch gefasst sein, die in den meisten Ausgaben wohl ohne Übersetzung wiedergegeben werden – für die Handlung sind diese Stellen aber nicht übermäßig wichtig. (Natürlich ist es immer schöner, wenn man jedem Wort des Buches folgen kann, finde ich..)

Die Naturbeschreibungen waren wieder wunderbar – ja, ich mag ausführlich beschriebene Landschaften, Gärten etc.

  • Für Nichtleser: Der deutsche Filmstart für die Neuverfilmung des Romans wurde leider vom Mai erst in den September verlegt und nun sogar auf den 1. Dezember (Skandal!! Aber wirklich mal..) – den Trailer könnt Ihr Euch jedenfalls schon mal anschauen:



Ich kann es kaum erwarten! So viele großartige Schauspieler - vom wunderbaren *hüstel - gefolgt von Teenager-Gekicher* Michael Fassbender, der einzigartigen Judi Dench über die hoffentlich bald öfter zu sehende Mia Wasikowska und den unglaublichen Jamie Bell - bis hin zu einer meiner Lieblingsschauspielerinnen: Sally Hawkins - eine großartige Besetzung!!


Wer es bis Dezember (!!!! De-zem-ber!!! Menno...) nicht mehr aushält, kann aber auf diverse andere Verfilmungen zurückgreifen. Z.B. wurde JANE EYRE auch von Orson Welles verfilmt, der selber den Rochester gab, während Jane Eyre von Joan Fontaine dargestellt wurde. Joan Fontaine spielte übrigens auch in Alfred Hitchcocks REBECCA -basierend auf Daphne Du Mauriers gleichnamigem Roman - die weibliche Hauptrolle..

Selbstverständlich gibt es auch viele BBC- Verfilmungen. Ich mag die Version mit Ciarán Hinds als Rochester sehr gerne. (Na ja, ich mag halt Ciarán Hinds..)

Die meisten Verfilmungen verkürzen die Handlung des Romans naturgemäß – geben Nichtlesern aber trotzdem einen gewissen Überblick..

  • Woher nehmen: Das Buch ist in mehreren Ausgaben erhältlich – hier dürfte jedeR das passende finden.

Mittwoch, 13. Juli 2011

"Wer alle Sorgen dieser Welt vergessen will, braucht nur Schuhe zu tragen, die eine Nummer zu klein sind" - Mark Twain

Eins vorweg: Ich laufe wahnsinnig gerne barfuß!

Aber: Ich trage auch gerne High Heels - nicht auf einer täglichen Basis - aber doch ab und an..

Da ich allem Anschein nach nicht allein mit meiner Begeisterung für hohe Absätze bin, gibt es auf dem Markt einiges an Literatur zum Thema – z.B. auch FABULOUS IN HIGH HEELS : … ODER WIE DAS TRAGEN VON HIGH HEELS ZUM VERGNÜGEN WIRD (FABULOUS IN HIGH HEELS) von Sarah Toner (2009), das Übungen enthält, die helfen sollen die Haltung zu verbessern und die Beine und Füße zu stärken – was sich auch direkt auf die Fähigkeit auswirkt hochhackig durch die Gegend zu stöckeln..

Netterweise ist das Buch wie ein Aufstellkalender konstruiert – was bedeutet, dass man es aufrecht in Augenhöhe aufstellen und während man die Übungen macht Kontrollblicke hineinwerfen kann.

Die Übungen sind leicht und wirken schnell – und alles beginnt mit einer ordentlichen Fußmassage.. (was ich ja sehr nett fand.. - und ja: es ist single-geeignet: es handelt sich um eine Do-It-Yourself-Fußmassage.. lässt sich aber leicht "umarbeiten".. ) Die Illustrationen sind auch ganz süß und es gibt ein kleines Plus für Fans:

Die Einleitung stammt von Jennifer Saunders (evtl. kennt ja die eine oder andere ABSOLUTELY FABULOUS oder ihre Auftritte mit der göttlichen Dawn French..) - allerdings hätte man wohl mehr aus dem Buch machen können:

Das Ganze ist wenig mehr als ein aufgeplusterter Cosmopolitan-Artikel – sorgt also lieber dafür, dass Ihr das Buch geschenkt bekommt.. denn als Geschenk ist dagegen wirklich nichts zu sagen.. ;")

  • Woher soll der Mensch, der mich beschenken will, das Buch bekommen? - Gute Frage! Die ISBN lautet 978-3-950-28180-4. Über Amazon bekommt man es auf jeden Fall - aber ob auch so im Buchhandel? Da bin ich mir nicht sicher..

Und wie das männliche Geschlecht auf einen aufregenden Gang reagiert zeigt uns hier der liebenswerte Bill Ramsey..

Sonntag, 29. Mai 2011

"Wer nie in New York gelebt hat, hat nie in der modernen Welt gelebt." Mina Loy, 1916

CRAZY NEW YORK – DIE FRAUEN VON HARLEM UND GREENWICH VILLAGE (ALL-NIGHT PARTY - THE WOMEN OF BOHEMIAN GREENWICH VILLAGE AND HARLEM 1913-1930) von Andrea Barnet ist eines meiner Lieblingssachbücher. (2001)

Es umreißt die Lebenswege (inkl. Liebschaften) einiger Frauen der New Yorker Avantgarde Anfang des 20. Jahrhunderts, als da z.B. wären:
Djuna Barnes, die blitzgescheite Schriftstellerin und Journalistin, die zerbrechlich-wilde Dichterin Edna St. Vincent Millay, die Bluessängerinnen Bessie Smith und ihre Kollegin Ethel Waters, die Salonnieren A’lelia Walker und Mabel Dodge, die aufstrebenden Künstlerinnen und Künstlern ein wenig den Weg ebneten – genau wie die Verlegerinnen Margaret Anderson und Jane Heap - und noch einige andere mehr.

Ein wirklich unterhaltsames Buch über mutige Frauen, die ihr Leben nach ihren Vorstellungen gestalteten – auch wenn diese Vorstellungen nicht immer gesellschaftskonform waren und so manchem braven Bürger sauer aufstießen. So folgte die Baroness Elsa von Freytag-Loringhoven


– die Mama des Dada - ihrer eigenen Mode und rasierte sich auch mal den halben Kopf kahl, färbte das verbliebene Haar henna-rot während sie den kahlen Teil ihres Schädels rotlakierte, ihr Gesicht mit gelben Puder beschmierte und die Lippen schwarz anmalte. Sie mit einem Vogelkäfig (inkl. lebendem Kanarienvogel darin) anzutreffen, war allem Anschein nach Normalität im damaligen New York.

Nicht wenige der Damen lebten lieber mit anderen Damen oder ganz ohne sexuelle Beziehung – und deklarierten das u.a. auch als politische Botschaft.

Ein paar Schwächen hat das Buch, die evtl. der Übersetzung anzulasten sind, denn gerade zum Ende hin macht der eine oder andere Satz keinen Sinn – was aber den Gesamteindruck keineswegs schmälern sollte. Für Einsteiger, die sich zum ersten Mal mit den Frauen dieser Epoche beschäftigen wollen – oder diejenigen unter Euch die einfach mal reinschnuppern wollen in die Geschichte der weiblichen Künstler egal welcher Profession (Wobei ich auch Gastgeberschaft als Kunst bezeichnen will) ist dieses Buch gewiss ein wunderbarer erster Schritt.




  • Konfliktpotential: Alle die freier Liebe, der Kunstform Dada, Homosexualität, kompletter Verweigerung von Sexualität oder offen Gesprächen über Sexualität sowie der freizügigen Auslebung selbiger überhaupt (inkl. zur Schau gestellter Genitalien – keine Angst das ganze wird nicht in Fotos belegt – oder enttäuscht Euch das jetzt?) eher ablehnend gegenüber stehen, werden wohl kaum Freude an dem Buch haben.


  • Sex-Appeal: Obwohl sehr häufig über die Sexualität der Dramatis Personae dieses Buch geschrieben wird, handelt es sich dabei aber keines Falls um eine pornographische Schrift – also alles in eher sachlichem Ton, obwohl manchmal doch ein wenig Ironie aufzuschimmern scheint.. Aber es ist nun einmal gerade die Sexualität die einen Teil des Weges zur freien Entfaltung der Frauen bildet.


  • Woher nehmen? Leider, leider ist das Buch nur noch antiquarisch aufzutreiben.

Mittwoch, 18. Mai 2011

"Sir, ein Notfall."

EIN MÄDCHEN AUS BESTER GESELLSCHAFT (VOYAGE OF INNOCENCE) ist Elizabeth Edmondsons zweiter Roman. (2005)


1938. Mrs. Verity „Vee“ Hotspur befindet sich auf einem Ozeandampfer auf dem Weg nach Indien als sie plötzlich verschwindet.

Mit an Bord befinden sich auch Vees Cousine Claudia und Vees beste Freundin, die Amerikanerin Lavender „Lally“. Die Ozeanfahrt fällt sehr stürmisch aus, weshalb die meisten Passagiere Zeit haben sich in ihrer Koje der Seekrankheit und ihren Erinnerungen hin zugeben – was für uns Leser zu einem Rückblick auf Vees Zeit auf dem Grace College (also eines der Damencolleges) der Universität Oxford ab 1932 führt, die sie dort zusammen mit Lally und Claudia verlebte.

Die drei Mädchen unterscheiden sich sehr stark voneinander – nicht nur in ihrer Persönlichkeit, sondern auch in ihrer politischen Entwicklung, wobei Lally quasi als neutraler Punkt zu den politischen Wegen ihrer Freundinnen fungiert:

Während Vee mit den Kommunisten sympathisiert, was in erster Linie bedeutet, dass sie für die Genossen Briefumschläge kleben muss (Frauen sind in den 30ern parteipolitisch nicht gerade in leitenden Positionen - keine Sorge: Dabei bleibt es für Vee nicht. Aber: Psst!) – begeistert Claudia sich für Oswald Mosley und seine Faschisten..


(Oswald Mosley)

Wie Ihr Euch eventuell erinnert ist Elizabeth Edmondson eine meiner Lieblingsautorinnen – deswegen erwartet jetzt bitte nicht von mir objektiv zu bleiben. Na ja – als wäre ich das jemals.. ;“)

Aber ich fange vorsichtig an:

Jane Austen wird erwähnt, was schon mal als gutes Zeichen gewertet werden darf, finde ich. ;“) ~ Na? Kinder, wenn das jetzt kein vorsichtiger Anfang war, weiß ich auch nicht.. ~

Dieser Roman ist um einiges politischer als ich es erwartet hätte (Vorsicht: einige der politikbegeisterten jungen Männer schwafeln hier genauso, wie sie es auch im „echten“ Leben machen. Sie führen auch genau dieselben Diskussionen, bei denen egal-was-Ihr-als-Gegenargument-liefert, nicht akzeptiert wird und nur als Beweis gewertet wird, wie unwissend und politisch falsch gelagert Ihr seid. ~ Ja, ab und an war ich beim Lesen etwas genervt, weil es fast schon zu nah an meine eigenen Erfahrungen herankam.. Obwohl ich solches Verhalten bisher nicht nur bei politischen Menschen und auch nicht nur mir gegenüber wahrnemen konnte..~

Was ich auch nicht erwartet hätte, ist, dass das Buch sich mehr und mehr zu einer Art Agentengeschichte entwickelt – nicht James Bond und auch keine wahnsinnigen Erfindungen, aber doch spannend. (Ich bin übrigens kein Fan von Mr. Bond, James Bond.)

Diejenigen, die bereits Elizabeth Edmondsons ersten Roman LADY HELENAS GEHEIMNIS gelesen haben, werden sich vielleicht über ein Wiedersehen mit Perdita Richardson als Passagierin auf der Überfahrt nach Indien freuen. Sie nimmt keine große Rolle ein, so dass man nicht zwingend LADY HELENAS GEHEIMNIS zuerst lesen muss.

Ich finde es immer sehr nett alte Bekannte in verschiedenen Büchern wieder zutreffen – und wenn auch nur am Rande..

Oh, und: ich liebe, liebe, liebe das deutsche Cover!!

Vielleicht ist dieses, das bisher das am anstrengendsten zu lesende Buch von Elisabeth Edmondson - was aber niemanden abschrecken soll.

Wer einen Roman lesen und dabei ein wenig über die englischen Faschisten erfahren will – denn auch die Briten waren nicht gesammelt Antifaschisten.. – dem sei EIN MÄDCHEN AUS BESTER GESELLSCHAFT wärmstens empfohlen.


  • Konfliktpotential?: Abtreibungen, (Anti-)Faschismus, Homosexualität, Selbstmord, Spionage... – heiße Themen gibt es hier zuhauf. ;“)

  • Sex-Appeal?: Ja, die jungen Damen haben Sex. Nicht ausführlich, aber definitiv. Und vorehelich außerdem (nur um es Euch gesagt zu haben – ich weiß nicht, ob ich das überhaupt erwähnen muss.. ;“p)

  • Woher nehmen?: Als Taschenbuch im Handel erhältlich. (ISBN 978-3-499-24479-7)

Mittwoch, 20. April 2011

Der Zeitungsbericht war karg.

Mit AFRIKANISCHE TRAGÖDIE (THE GRASS IS SINGING) erschien 1950 Doris Lessings erster Roman und verursachte durch das Ansprechen der "Rassenfrage" eine Sensation.


Rhodesien (heute Simbabwe), in den späten 1940ern.Die Farmersfrau Mary wurde getötet. Als Mörder wird der schwarze Arbeiter Moses verhaftet, während Marys Ehemann dem Anschein nach vollkommen die Nerven verloren hat. Rückblickend erfahren wir wie sich die Situation auf der kleinen heruntergekommenen Farm immer mehr zuspitzte.


Dieses ist – soweit ich mich erinnern kann - das einzige Buch, dass ich jemals gelesen habe, dass im südlichen Afrika spielt, weswegen ich nicht viele Vergleich ziehen kann.

Was ich allerdings sagen kann: Die Anspannung und das Unglück aller Beteiligten ist wirklich großartig beschrieben – und tatsächlich sind alle nur sehr unglücklich, was dazu führt, dass sie ungerecht sind und zum Teil die falschen Wege wählen.

Besonders gut gefiel mir der Teil zum Anfang in dem Marys Leben als Singlefrau beschrieben wird – mit dem sie auch sehr glücklich ist – bis sie mithört wie Freunde über sie sprechen und ihr Singledasein als unnatürlich empfinden. Daraufhin heiratet Mary, was sie natürlich nicht glücklich macht – und ihren Mann auch nicht…


Das Buch ist auch eine Bestandsaufnahme der damaligen Konventionen und vieler Vorurteile, die besagen dass alle Frauen heiraten müssen, Schwarze generell unehrlich sind und Farmer nicht für das Land sondern für das Geld arbeiten sollen.

Sehr beeindruckend fand ich auch die sehr detailgetreue Beschreibung der Natur – die Kargheit des Landes wurde ausgesprochen deutlich eingefangen.

Kein fröhliches Buch, eher eine etwas bedrückende Lektüre, die einen bitteren Nachgeschmack beim Lesen hinterlässt und ein wirklich wunderbar beschriebenes Ende enthält.




  • Auf der Goldwage: Da ich eine Ausgabe von 1953 gelesen habe, war die Sprache nicht unbedingt das, was wir heute als politisch korrekt bezeichnen - wie es sich mit Neuauflagen verhält, kann ich nicht sagen.


  • Zum Mitreden: 2007 wurde Doris Lessing der Nobelpreis für Literatur verliehen. Sie wurde von Queen Elizabeth II. zur Dame Comander erhoben - weswegen ich korrekterweise nur von Dame Doris Lessing schreiben sollte. Ich hoffe, die Dame verzeiht mir. ;")


  • Kleine Welt: Doris Lessings zweiter Ehemann, der deutsche Gottfried Lessing (den Namen behielt die gute Doris auch nach der Scheidung), hatte eine Schwester namens Irene. Irene Lessing heiratete den Minister für Kultur und Staatssekretär für Kirchenfragen der DDR namens Klaus Gysi. Irene und Klaus Lessings gemeinsame Tochter Gabriele Gysi wurde Schauspielerin, während der Sohn Gregor Gysi eine politische Laufbahn einschlug...


  • Woher nehmen: Unter ISBN 978-3-596-25747-8 im Handel als Taschenbuchausgabe erhältlich - wer Gebundenes vorzieht, wird hiermit zufrieden gestellt: ISBN 978-3-455-40062-5.